USA ziehen Vertreter aus Brennpunkten ab

USA ziehen Vertreter aus Brennpunkten ab
(dpa)

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Die gewalttätigen Proteste gegen den anti-islamischen Schmähfilm könnten weitreichende Folgen haben. Die US-Regierung geht offenbar nicht davon aus, dass sich die Lage schnell beruhigt.

Nach gewaltsamen Angriffen auf ihre Vertretungen in Tunesien und dem Sudan ziehen die USA bis auf eine Notbesetzung alles Personal aus den dortigen Botschaften ab. Zugleich warnte das US-Außenministerium am Samstag vor „Reisen nach Tunesien zum jetzigen Zeitpunkt“ und der „anhaltend kritischen“ Lage im Sudan.

Aus Wut über den in den USA produzierten Film, in dem der Prophet Mohammed verunglimpft wird, hatten gewalttätige Demonstranten in vielen islamischen Ländern seit vergangenem Dienstag US-Botschaften und Vertretungen anderer westlicher Länder angegriffen. Im libyschen Bengasi waren der US-Botschafter und drei weitere Amerikaner getötet worden. Am Freitag war die deutsche Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum angegriffen und zum Teil in Brand gesteckt worden.

Deutsche Botschaft gestürmt

Nach einem Bericht der „Bild am Sonntag“ war der deutsche Botschafter in Khartoum, Rolf Welberts, vor den bevorstehenden Krawallen gewarnt worden. Am Freitagmorgen habe er die sudanesische Regierung um Schutz gebeten. Wenige Stunden später, gegen 13.00 Uhr deutscher Zeit, stürmten rund 5000 wütende Demonstranten das Botschaftsgebäude. Alle 22 Mitarbeiter, darunter 7 Deutsche, hatten den Komplex da bereits vorsichtshalber verlassen, schreibt die Zeitung.

Einen Tag nach den Angriffen auf ihre Botschaften in Tunis und Khartoum ordnete die US-Regierung den Abzug aller dort nicht dringend benötigten Mitarbeiter an. Auch die Familienangehörigen der Regierungsbeamten sollen die Länder verlassen.

US-Vertreter werden abgezogen

Einem Zeitungsbericht zufolge rechnet Präsident Barack Obama nicht mit einer raschen Beruhigung der Lage. Das Weiße Haus gehe davon aus, dass die gewaltsamen Proteste zu einer „anhaltenden Krise mit unvorhersehbaren diplomatischen und politischen Konsequenzen“ führen könnten. Eine Folge könnte sein, dass die USA ihre diplomatische Präsenz in der Region vermindern, schreibt die „New York Times“ am Samstag in ihrer Online-Ausgabe.

Der mutmaßliche Produzent des Hassvideos über den Propheten Mohammed wurde unterdessen von den US-Behörden befragt. Nach Informationen der Zeitung „Los Angeles Times“ holte das FBI den Verdächtigen Nakoula Basseley Nakoula am Samstagmorgen von seiner Wohnung ab und brachte ihn zur Polizei in Los Angeles. Er sei aber weder verhaftet noch festgenommen worden, erklärte ein Sprecher des Sheriffs.