Mittwoch3. Dezember 2025

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USA fordern Strauss-Kahn-Ersatz

USA fordern Strauss-Kahn-Ersatz

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Wegen der Inhaftierung von IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn hat die US-Regierung den Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgefordert, eine Interimsführung zu ernennen.

Er könne sich zwar zu dem konkreten Fall nicht äußern, aber Strauss-Kahn sei derzeit offensichtlich nicht in der Lage, den IWF zu leiten, sagte Finanzminister Timothy Geithner in New York. Es sei daher wichtig, dass das IWF-Direktorium offiziell jemanden einsetze, der für eine Übergangszeit die Führung übernehme. Derzeit hat IWF-Vize John Lipsky die Aufgaben von Strauss-Kahn übernommen, der wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung einer Hotelangestellten in Untersuchungshaft sitzt. Ein offizieller Interimschef wurde aber nicht ernannt.

Aus dem Umfeld des IWF-Direktoriums hieß es, dass das Führungsgremium Kontakt zu Strauss-Kahn aufnehmen wolle, um zu erfahren, ob er sein Amt weiter ausführen wolle. Das 24-köpfige Gremium kann den IWF-Chef von seinem Posten entheben. Eine Person aus dem Umfeld des Direktoriums sagte, ideal wäre ein Rücktritt. Eine zweite Person erklärte aber, dass diese Sicht nicht von dem gesamten Gremium geteilt werde. Ein IWF-Sprecher sagte lediglich, seit der Festnahme am Samstag habe das Direktorium keinen Kontakt zu Strauss-Kahn gehabt. Dies dürfte aber zu gegebener Zeit geschehen.

Kandidaten

In die Debatte über eine Nachfolge von Strauss-Kahn kam weiter Bewegung. Vor allem die großen Schwellenländer brachten sich in Stellung. China, Brasilien und Südafrika begannen indirekt die Regelung infrage zu stellen, wonach Europa traditionell den IWF-Chef stellt. Als zweiten Mann an der Spitze wollen die USA offenbar Präsidentenberater David Lipton als Nachfolger von Lipsky, wenn dieser wie geplant sein Amt im August aufgibt, wie Reuters aus IWF-Kreisen erfuhr.

Strauss-Kahn war am Samstag festgenommen worden. Der 62-jährige Franzose soll versucht haben, in einem Hotel ein Zimmermädchen zu vergewaltigen – was er bestreitet. Nachdem das Gericht in Manhattan eine Kaution ablehnte, wurde er zur Untersuchungshaft ins berüchtigte New Yorker Gefängnis Rikers Island verlegt. Dort steht er Justizkreisen zufolge unter besonderer Beobachtung, um eine Selbstmordgefährdung auszuschließen. Er werde öfter beobachtet als gewöhnlich. Dabei handele es sich allerdings um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Strauss-Kahn habe keine Anzeichen gezeigt, dass er sich etwas antun wolle. Der nächste Gerichtstermin ist für Freitag angesetzt. Im Falle einer Verurteilung drohen Strauss-Kahn 25 Jahre Gefängnis. Bis zu einem Prozessbeginn könnte es Rechtsexperten zufolge aber noch sechs Monate dauern.

„Lynchmord“

Bei dem mutmaßlichen Opfer handelt es sich ihrem Anwalt zufolge um eine 32-jährige Witwe, die vor sieben Jahren aus dem westafrikanischen Guinea mit ihrer inzwischen 15-jährigen Tochter nach New York gekommen sei. Der Frau sei nicht bewusst gewesen, um wen es sich bei Strauss-Kahn gehandelt habe. Sie wolle anonym bleiben, weil sie sich angesichts der weltweiten Aufmerksamkeit des Falles bedroht fühle, sagte ihr Anwalt Jeffrey Shapiro.

New York Bürgermeister Michael Bloomberg wies Kritik an dem Vorgehen der Polizei zurück. Vor allem in Frankreich war die öffentliche Zurschaustellung des Gangs von Strauss-Kahn in Handschellen von der Zelle bis zum Haftrichter auf Empörung gestoßen. Strauss-Kahns sozialistische Partei bezeichnete dessen Behandlung als „Lynchmord“ und warf den US-Behörden politische Motivation vor. Der ehemalige Kulturminister Jack Lang sagte, es sei erschreckend und abscheulich, dass der Angeklagte der Presse unrasiert und in Handschellen vorgeführt worden sei.