Knapp vier Wochen nach den Terroranschlägen mit 77 Toten in Norwegen sind Überlebende auf die Fjordinsel Utøya zurückgekehrt. Insgesamt 750 Menschen gedachten am Samstag am Ort des Massakers der Toten – neben mehreren hundert Überlebenden auch engste Freunde oder Familienmitglieder.
Sie wurden mit Fähren und Militärbooten auf die Insel gebracht, auf der der rechtsradikale Attentäter Anders Behring Breivik am 22. Juli 69 Menschen getötet hatte. Erwartet wurde auch Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg.
Terror-Anschläge
Dem Massaker in einem Sommerlager der Jugendorganisation der norwegischen Sozialdemokraten war eine Bombenexplosion im Regierungsviertel von Oslo vorausgegangen, bei der acht Menschen starben.
Mit der Rückkehr zur Insel soll den Überlebenden geholfen werden, die dramatischen Ereignisse dort zu verarbeiten. Zugleich wollten die Jugendlichen nach dem Massaker „ihr“ Utøya zurückgewinnen, wie es hieß. Das jüngste Opfer des Todesschützen war erst 14 Jahre alt gewesen.
Trauer-Arbeit
„Das wird schwierig für viele, aber es ist ein wichtiger Teil des Trauerprozesses“, sagte Martin Henriksen, früherer Chef der sozialdemokratischen Jugendorganisation, dem Sender NRK. Henriksen wartete am Ufer auf eine Fähre zur Insel, als am 22. Juli die Schießerei auf der Insel begann. „Ich stand unter Schock und war zutiefst darüber beunruhigt, was dort geschah“, erinnert er sich.
Am Freitag waren bereits Angehörige der Opfer auf die Insel gekommen. Auch dieser Gang, der den Familien bei der Bewältigung des Verlustes helfen sollte, war voller Emotionen. Am Samstag konnte jeder Überlebende einen Verwandten oder Freund nach Utøya mitbringen.
Neues Leben
Die Jugendlichen wollten an Gesprächsrunden teilnehmen und vielleicht auch wieder singen – so, als veranstalteten sie wie früher ein Sommerlager. Ziel sei es, die Insel nach der Tragödie mit neuem Leben zu füllen.
„Für viele wird es nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zur Rückeroberung Utøyas sein“, sagte Bjørn-Inge Larsen von der norwegischen Gesundheitsbehörde, dem Sender NRK. Mehrere Einrichtungen, darunter der Zivilschutz, beteiligten sich an der Organisation des Inselbesuches.
Norwegen trauert
Dieses Wochenende steht in Norwegen erneut ganz im Zeichen der Trauer. Zum Abschluss ist am Sonntag eine Gedenkveranstaltung in Oslo geplant, zu der Vertreter der Regierung, des norwegischen Königshauses sowie Familien der Opfer, Überlebende und Rettungskräfte erwartet werden.
Das letzte der 77 Opfer war am Donnerstag beerdigt worden. Der geständige Attentäter muss weitere vier Wochen bis zum 19. September in Einzelhaft bleiben. Danach entscheidet das Gericht neu.
De Maart

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