Dienstag4. November 2025

Demaart De Maart

Tote und Verletzte bei Protesten in Bagdad

Tote und Verletzte bei Protesten in Bagdad
(Reuters)

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Schiiten demonstrieren in der irakischen Hauptstadt für eine Wahlreform. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften werden sieben Menschen getötet.

Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften sind in Bagdad sieben Menschen getötet worden. Nach Polizeiangaben wurden bei der gewaltsamen Auflösung der Proteste am Samstag in der irakischen Hauptstadt zudem mehr als 200 Menschen verletzt.

Raketen in die „Zone“

Nach der gewaltsamen Auflösung einer Demonstration in Bagdad sind mehrere Raketen im Regierungsviertel der irakischen Hauptstadt eingeschlagen. Mehrere aus nördlichen Stadtteilen abgefeuerte Katjuscha-Raketen seien im Inneren der stark gesicherten Grünen Zone gelandet, teilte ein Behördensprecher am Samstag mit. Stunden zuvor waren sieben Menschen bei Zusammenstößen zwischen Anhängern des schiitischen Geistlichen Moktada al-Sadr und der Polizei getötet worden. Die Demonstranten hatten versucht, die Sicherheitssperren um die Grüne Zone zu überwinden. Die Proteste richteten sich gegen Korruption und forderten eine Wahlrechtsreform.

Im Stadtzentrum hatten zuvor tausende Anhänger des schiitischen Predigers Moktada al-Sadr für eine Wahlreform und gegen Korruption demonstriert. Der friedliche Protest schlug später in Gewalt um. Unter den Todesopfern waren zwei Angehörige der Sicherheitskräfte und fünf Demonstranten, wie die Polizei mitteilte.

Grüne Zone

Bei der großen Mehrheit der Verletzten handelte es sich um Demonstranten, die über Beschwerden durch Tränengas klagten. Mindestens elf Menschen erlitten schwerere Verletzungen, unter anderem durch Gummigeschosse.

Der Protest in Bagdad war zunächst friedlich verlaufen, zahlreiche Redner traten auf. Viele Menschen schwenkten irakische Flaggen. Später versuchten laut Polizei jedoch mehrere Demonstranten, die Absperrung zur hochgesicherten Grünen Zone zu durchbrechen. Daraufhin setzten die Beamten Tränengas und Gummigeschosse ein.

Warnung

Regierungschef Haider al-Abadi kündigte eine Untersuchung an, um die Verantwortlichen für die Gewalt zu identifizieren. Der schiitische Prediger al-Sadr hatte seinen Anhängern zuvor geraten, sich den Absperrungen zur Grünen Zone zu nähern, um ihren „Forderungen Nachdruck zu verleihen“. In einer Erklärung warnte er sie aber davor, sie zu durchbrechen. Er riet ihnen zudem, bis zum Sonnenuntergang auf den Straßen zu bleiben.

In der Grünen Zone haben die Wahlkommission und zahlreiche weitere Institutionen ihren Sitz. Die Demonstranten fordern die Bildung einer unabhängigen Wahlkommission sowie eine Reform, die kleineren Parteien den Einzug in Institutionen erleichtert.

Korruption und Vetternwirtschaft

Den großen Parteien werfen sie Korruption und Vetternwirtschaft vor. Im Irak finden im September Provinzwahlen statt – zu diesem Zeitpunkt endet auch das Mandat der derzeitigen Wahlkommission. Im kommenden Jahr wird im Irak ein neues Parlament gewählt.

Die Zusammenstöße vom Samstag waren die tödlichsten seit dem Beginn der Protestbewegung unter al-Sadr. Seit Anfang 2015 gingen seine Anhänger immer wieder für politische Reformen auf die Straße. Al-Sadr rief Regierungschef al-Abadi im Vorfeld der jüngsten Kundgebungen dazu auf, auf die Proteste zu reagieren. Die geforderten Reformen müssten „umgehend“ angegangen werden. Der Ministerpräsident müsse „auf die Stimme Volkes hören und die Korrupten beenden“, erklärte der populäre Geistliche.