Tödliches Hochwasser

Tödliches Hochwasser
(Tobias Hase)

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Am Morgen nach der Flut ist es traurige Gewissheit: Das verheerende Hochwasser in Niederbayern hat nicht nur Ortschaften verwüstet - es hat auch Menschen in den Tod gerissen.

Das Dröhnen der Rettungshubschrauber und das Heulen der Sirenen sind verstummt, stattdessen brummen Wasserpumpen. Die Helfer räumen am Morgen fort, was die Flut durch die Innenstadt von Simbach am Inn gespült hat: Bäume, Steine, Autos, Hausrat, Schutt und jede Menge Schlamm.

Noch in der Nacht waren erschöpfte Feuerwehrleute und Polizisten durch den Ort gelaufen; ihre Taschen- und Stirnlampen warfen kurze Streiflichter auf das Bild der Verwüstung links und rechts von ihnen: Zerborstene Schaufenster, völlig zerstörte Geschäftsräume. Die Straße, die sich durch den beschaulichen Ort in Niederbayern zieht, ist nicht wiederzuerkennen. Und an einer Kreuzung, von grellen Scheinwerfern erhellt, steht ein Leichenwagen.

Weiteres Todesopfer befürchtet

Drei Tote haben Taucher nach der verheerenden Überschwemmung in dem niederbayerischen Ort im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses gefunden, drei Erwachsene. Bewohner der oberen Stockwerke, die gerettet werden konnten, hatten auf die vermissten Bewohner im Erdgeschoss aufmerksam gemacht. Landrat Michael Fahmüller zeigt sich in einer ersten Reaktion auf diese Nachricht tief betroffen: «Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen.» Kurze Zeit später ist die zerstörte Straße für Passanten komplett gesperrt.

Dann meldet die Polizei ein viertes Todesopfer der Flut: In Julbach, wenige Kilometer von Simbach entfernt, wird eine Frau tot aus einem Bach gezogen. Sie hing über einem Baumstamm. Am Morgen suchen die Helfer noch nach einem Vermissten. Zunächst heißt es, die Person sei in der Gemeinde Zeilarn bereits tot geborgen worden, doch das bestätigt die Polizei zunächst nicht.

Das Unwetter hält an

Unklar ist, ob die Helfer im Laufe des Tages weitere Todesopfer finden werden. Ebenso wenig weiß man im Landratsamt des niederbayerischen Landkreises Rottal-Inn, wie viele Menschen verletzt wurden. «Es ist alles ein großes Chaos», sagt eine Sprecherin.

Klar ist, dass in Simbach – und auch in den anderen betroffenen Gemeinden wie Triftern – nach diesem Tag nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. 9000 Haushalte waren ohne Strom. In Simbach wurden Autos und Bäume weggespült.

Die Schäden sind verheerend und liegen nach ersten Schätzungen in zweistelliger Millionenhöhe. Ganze Wohnsiedlungen sind völlig verwüstet und wohl bis auf weiteres unbewohnbar. Die Gartenstraße muss ein hübsches Wohnviertel gewesen sein, bevor die Flut kam.

Danach ist es nur schwer vorstellbar, wie Familien dort wieder leben können. Autos liegen auf dem Dach, Kinderrutschen und Trampoline sind überschwemmt – und Boote der Wasserwacht fahren dort, wo früher einmal Straßen und Vorgärten waren. «Hallo, hallo», rufen die Helfer – für den Fall, dass sich noch Menschen in den überschwemmten Häusern befinden.