Wie lange hält der Boom noch an?

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Bereits seit Anfang 2013 wächst das BIP in der Eurozone von Quartal zu Quartal – ein ungewöhnlich langer Boom. Doch dieser zeigt bereits erste Anzeichen einer Abkühlung,
wenn auch auf hohem Niveau.

Im vierten Quartal des vergangenen Jahres ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Ländern der OECD um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen – und damit etwas langsamer als noch im dritten Quartal, als das Plus 2,8 Prozent betragen hatte. Das geht aus den neuesten Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.

Auch in der Eurozone wuchs die Wirtschaft mit 2,7 Prozent im letzten Quartal 2017 etwas langsamer als im dritten, in dem sie 2,8 Prozent zulegte. Während Länder wie Deutschland nochmal einen Gang zulegten und im vierten Quartal um 2,9 Prozent wuchsen, nach 2,7 Prozent im dritten Quartal, und das BIP der USA von 2,3 Prozent im dritten auf 2,5 Prozent im vierten Quartal stieg, flachte das Wachstum in Großbritannien und Japan deutlich ab.

Probleme in Großbritannien

Der Brexit wirft seine Schatten voraus und bremst die britische Wirtschaft. War sie noch mit einem Plus von 2,1 Prozent ins neue Jahr gestartet, schwächste sich das Wachstum bereits im zweiten Quartal auf 1,9 und im dritten auf 1,7 Prozent ab. Im vierten Quartal waren es nur noch 1,5 Prozent.

Damit liegt das Wirtschaftswachstum in Großbritannien um 1,2 Prozentpunkte unter dem der Eurozone und 1,1 Prozentpunkte unter dem der OECD-Staaten. Auch Japans Wachstumsrate oszillierte um die 1,6 Prozent im vergangenen Jahr. Für Luxemburg geht die OECD von einem Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent für das dritte Quartal 2017 aus. Für das vierte liegen für das Großherzogtum noch keine Zahlen vor.

Frankreich überrascht mit deutlich positiveren Konjunkturdaten. Lag das BIP-Wachstum im ersten Quartal auf Jahresfrist noch bei 1,2 Prozent, waren es im zweiten schon 1,9, im dritten dann 2,3 Prozent. Im vierten Quartal erreichte es mit 2,4 Prozent fast den OECD-Durchschnitt von 2,6 Prozent.

Steuerreform der USA

Doch wie lange kann der derzeitige Boom noch anhalten? Die allermeisten Analysten gehen davon aus, dass auch 2018 ein sehr gutes Jahr für die Konjunktur wird. Die großen Industrienationen werden wohl ähnlich hohe Wirtschaftswachstumsraten wie 2017 aufweisen können.

Die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump entlastet Unternehmen und Privathaushalte und dürfte so zu steigenden Konsum- und Investitionsausgaben führen.
Dieser positive Effekt der Steuerreform dürfte auch über das Jahr 2018 hinaus anhalten und auch noch 2019 für Wirtschaftswachstum in den USA sorgen.

Mittel- und langfristig belastet sie aber den Staatshaushalt und riskiert so die Zinsen nach oben zu drücken und so Kredite für Unternehmen und Privathaushalte zu verteuern. Die USA borgen sich also ihr Wachstum aus der Zukunft und nehmen dafür ein geringeres künftiges Wachstum in Kauf.

Frankreich holt kräftig auf

Trotz einer Beschäftigungsquote nahe der Vollbeschäftigung steigen die Löhne in den USA bislang kaum. Doch diese Situation könnte sich relativ schnell ändern. Deutlich steigende Löhne würden sofort die Notenbank Fed auf den Plan rufen, die dann die Zinsen deutlich erhöhen würde. Die Fed hat bereits durchblicken lassen, dass die nächste Zinserhöhung bereits im März kommen könnte.

Die Eurozone dürfte hingegen vorläufig von Zinserhöhungen verschont bleiben. Noch immer setzt die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren Anleihekäufen auf eine expansive Geldpolitik, wenn auch mit einem deutlich geringeren Tempo als in den vergangenen Jahren. Diese ultralockere Geldpolitik der Frankfurter könnte gegen Ende des Jahres langsam zu einem Ende kommen.

Zwar ist die Inflation, trotz wieder deutlich steigender Energiepreise, immer noch relativ niedrig – im Januar betrug die Teuerungsrate gerade einmal 1,3 Prozent – dennoch dürfte das kräftige Wirtschaftswachstum in der Eurozone im laufenden Jahr sowohl zu steigenden Preisen als auch zu höheren Löhnen führen.

Europhoriebremse in Deutschland

Auch in den Chefetagen in Deutschland zieht sich der Konjunkturoptimismus etwas zurück. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Februar dieses Jahres deutlich zurückgegangen. Sowohl bei der Beurteilung der Geschäftslage als auch bei den Geschäftserwartungen trübte sich die Stimmung ein.

„Die deutsche Wirtschaft tritt auf die Europhoriebremse“, schreibt denn auch das ifo-Institut. Auch an den Börsen geben sich die Anleger vorsichtiger. Der Dow Jones notiert gegenwärtig knapp über 25.000 Punkte. Noch im Januar lag er knapp unter 27.000. Der Dax schwankt seit Wochen um die 12.400 Zähler, nachdem er im Januar über 13.500 erreicht hatte.

Der Wirtschaftsboom wird wahrscheinlich Ende des Jahres zu Ende gehen. Ein Abschwung wird folgen. Wie stark er sein und wie lange er anhalten wird, hängt von vielen Faktoren ab. Ein Rückgang der hohen Wirtschaftswachstumsraten ist aber noch lange nicht gleichbedeutend mit einer wirtschaftlichen Stagnation. Auch in einem Abschwung wächst die Wirtschaft weiter, wenngleich nicht mehr so stark wie im Boom.