Die inhaftierte ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko wird nach den Worten einer Europa-Politikerin nicht angemessen medizinisch behandelt. Die 51-Jährige bekomme trotz Bandscheiben-Probleme zeitweise keine schmerzstillenden Medikamente und Gehhilfen, sagte die Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Zuzana Roithova, am Mittwoch in Kiew. Zudem fürchte Timoschenkos Familie, der ehemaligen Regierungschefin könnten in der Haft giftige Substanzen verabreicht werden. Timoschenko sitzt seit Herbst 2011 eine siebenjährige Haftstrafe wegen Amtsmissbrauchs ab. Sie war für schuldig befunden worden, 2009 als Regierungschefin unrechtmäßig und zum Schaden des Landes einen Gasliefervertrag mit Russland durchgesetzt zu haben.
Die EU hat gegen die Verurteilung protestiert und das Verfahren als politisch motiviert bezeichnet. Julia Timoschenko gilt als härteste Widersacherin des ukrainischen Staatschefs Viktor Janukowitsch, der sie bei der Präsidenten-Stichwahl im Februar 2010 knapp schlug. Timoschenko war eine der Gallionsfiguren der „Orangen Revolution“ Ende 2004. Roithova, einst tschechische Gesundheitsministerin, hatte jüngst in Kiew die Krankenakten Timoschenkos einsehen können.
Am Mittwoch erklärte sie, der Gesundheitszustand Timoschenkos lege nahe, dass sie während der Haft malträtiert worden sei. Tschechien macht sich oft für die Opposition in Ländern mit Menschenrechtsverletzungen stark – diese Politik ist ein Erbe des im Dezember verstorbenen ehemaligen Präsidenten Vaclav Havel. Im vergangenen Jahr gewährte Tschechien bereits dem ehemaligen ukrainischen Wirtschaftsminister Bohdan Danilischin Asyl, dem in seiner Heimat ebenfalls Amtsmissbrauch vorgeworfen wurde. Tschechien hat auch Timoschenkos Ehemann Asyl gewährt.
De Maart

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