Die Menge skandierte „Revolution“ und forderte ein „Russland ohne Putin“. Es schien eine der größten Demonstrationen dieser Art seit Jahren in Russland gewesen zu sein. Die Demonstranten hatten eine Genehmigung, sich auf einem von Bäumen eingefassten Boulevard zu versammeln.
Als zahlreiche Teilnehmer aber versuchten, auch auf eine größere Straße zu marschieren, griff die Polizei ein. Mehrere Menschen wurden festgenommen. Einigen Dutzend gelang es dennoch, die Polizisten-Kette zu durchbrechen oder zu umgehen. Sie zogen zum Kreml. Dabei wurden mindestens 30 weitere Putin-Gegner festgenommen. Sicherheitskräfte nahmen in Moskau und St. Petersburg insgesamt mehr als 160 Oppositionelle fest. Putins Partei hatte die Wahl zur Duma am Sonntag gewonnen, aber die Zweidrittel-Mehrheit verloren. Zahlreiche Kritiker sprachen von Manipulationen.
Gorbatschow fordert Systemänderung
Nach der international kritisierten Parlamentswahl in Russland hat Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow eine stärkere Einbindung des Volkes in die Politik gefordert. „Wir müssen das politische System und die politische Ordnung ändern“, sagte der Ex-Kremlchef am Montag dem Radiosender Echo Moskwy. Das System müsse so abgeändert werden, dass es die Bürger in die Entscheidungsfindung einbeziehe, sagte Gorbatschow. „Die Leute müssen wissen, weswegen sie sich opfern werden.“
Gorbatschow, dessen Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umbau) auch den Fall der Berliner Mauer ermöglichte, hatte Regierungschef Wladimir Putin zuletzt mehrfach öffentlich kritisiert. Putin habe demokratische Institutionen zerstört und ein schlimmeres Machtmonopol geschaffen, als es die frühere Kommunistische Partei gehabt habe.
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