Die radikalislamischen Extremisten griffen nach Angaben der Polizei gegen 03.00 Uhr früh von mehreren Seiten an und verwickelten Regierungskräfte in stundenlange Feuergefechte. Mindestens 20 Aufständische seien getötet worden, sagte ein Polizeisprecher. Auch auf Regierungsseite gebe es Opfer. Er sagte aber nicht wie viele.
In der strategisch wichtigen Stadt Kundus war jahrelang die Bundeswehr stationiert, die Region galt damals als vergleichsweise ruhig. 2013 wurde das Feldlager an einheimische Kräfte übergeben. Seit April dieses Jahres greifen die Taliban immer wieder an.
Kampf um die Kontrolle
Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid bestätigte, dass die Dschihadisten auch hinter diesem Angriff stehen. Sie hätten ein Krankenhaus mit 200 Betten südwestlich von Kundus in ihre Gewalt gebracht. Er riet den Anwohnern, in ihren Häusern zu bleiben.
Mohammed Jusuf Ajubi, Chef des Provinzrats von Kundus, sprach von großer Sorge der Bewohner. „Die Taliban versuchen, die Kontrolle über die Stadt Kundus zu bekommen, deshalb haben sie ihre Angriffe aus verschiedenen Richtungen gestartet und ihre gesamte Schlagkraft genutzt“, sagte er.
Widerspruch in den Aussagen
Der Sprecher der Provinzverwaltung, Abdul Wadud Wahidi, betonte allerdings: „Sie sind nicht in der Lage, die Kontrolle über die Stadt zu übernehmen. Sie sind bereits von den Sicherheitskräften geschlagen.“ Den Aufständischen sei es nicht gelungen, Regierungsgebäude in ihre Gewalt zu bringen, auch kein Krankenhaus. Sie hätten zwei Polizeikontrollpunkte überrannt, die aber bereits zurückerobert seien. Auch sei Verstärkung aus Nachbarprovinzen gekommen.
Es war bereits mindestens der zweite Anlauf der Islamisten, Kundus komplett unter ihre Kontrolle zu bekommen. Die Regierungskräfte, die seit Jahresbeginn weitgehend ohne Unterstützung internationaler Soldaten auskommen müssen, konnten ihre Stellungen auch in der Vergangenheit weitgehend halten. Allerdings erlitten sie schwere Verluste.
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