Kurz vor der Parlamentswahl in Burundi ist ein Vizepräsident des ostafrikanischen Landes aus Protest gegen das Machtstreben des Staatschefs Pierre Nkurunziza nach Belgien geflohen. Nkurunziza will für eine dritte Amtszeit kandidieren, was die Opposition für illegal hält.
Er könne dieses verfassungswidrige Bestreben nicht mehr unterstützen, sagte Gervais Rufyikiri, der zweite Vizepräsident des ostafrikanischen Landes. Der Staatschef habe das Land in eine tiefe Krise gestürzt, sagte er am Mittwochabend dem französischen Auslandssender France24.
Flucht in US-Botschaft
Ein Sprecher des Präsidenten, Willy Nyamitwe, sagte am Donnerstag hingegen, Rufyikiri habe das Land verlassen, weil er keine Chance auf eine Wiederwahl gehabt habe. Zudem sei er nicht ins Exil gegangen, da er die belgische Staatsbürgerschaft besitze. Der 50-jährige Rufyikiri erlangte 2000 in Belgien die Doktorwürde und arbeitete mehrere Jahre dort. Vor Rufyikiri waren aus der Elite des Landes bereits unter anderem ein Verfassungsrichter und Mitglieder der Wahlkommission geflohen.
In der Hauptstadt Bujumbura suchten unterdessen mehrere Dutzend Studenten auf der Flucht vor der Polizei Zuflucht auf dem Gelände der amerikanischen Botschaft. Örtlichen Medienberichten zufolge wollten einige von ihnen US-Asyl beantragen. Die Botschaft bestätigte nur, dass rund 100 Studenten noch auf dem Parkplatz der diplomatischen Vertretung ausharrten. Vier Menschen seien leicht verletzt worden, es habe aber keine Zusammenstöße mit der Polizei gegeben.
Viele Tote
Die Studenten flohen, als die Polizei eines ihrer Lager in der Nähe der Botschaft räumte. Rund 200 hätten sich in die Botschaft gerettet, sagte Student Emmanuel Ngendakumana. Die US-Botschaft bemüht sich nun in Gesprächen mit der Regierung um eine friedliche Lösung.
Bei einem Granatenangriff in Bujumbura wurden mindestens fünf Menschen getötet. Die Opferzahl könne weiter steigen, da es mehrere Verletzte gegeben habe, sagte Polizeisprecher Pierre Nkurikiye. Bereits am Montag waren bei einer Granatenexplosion vier Menschen ums Leben gekommen. Wer hinter den Angriffen steckt, war zunächst unklar.
Blutige Gewalt
Bei den seit Wochen andauernden Protesten (Link) der Regierungsgegner wurden nach Angaben von Menschenrechtlern rund 80 Menschen getötet. Im Mai scheiterte ein Versuch führender Militärs, sich an die Macht zu putschen. Aus Angst vor einer Eskalation der Gewalt sind mehr als 100.000 Menschen in die Nachbarländer geflohen. Ein ethnisch motivierter Bürgerkrieg mit rund 300.000 Toten war erst vor zwölf Jahren zu Ende gegangen. Burundi gilt als eines der zehn ärmsten Länder der Welt.
Die EU, die USA und die UN hatten Burundi zu einer Verschiebung der Wahl bis zur Beilegung der Krise aufgefordert. Am Montag soll jedoch ein neues Parlament gewählt werden, am 15. Juli ein neuer Präsident.
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