Ein 24-stündiger Streik der Angestellten im öffentlichen Dienst hat in Belgien am Donnerstag den Zugverkehr zum Stillstand gebracht. Ab 22 Uhr sollten die Züge wieder fahren, kündigten die Bahngewerkschaften am Nachmittag an. Seit Mittwochabend war der öffentliche Sektor Belgiens im Ausstand gewesen. Die Proteste richteten sich gegen Rentenreform-Pläne der neuen belgischen Regierung. Diese sehen unter anderem eine Anhebung des Eintrittsalters für den Vorruhestand von 60 auf 62 Jahre vor.
Der sozialistische Premierminister Elio Di Rupo verteidigte die Pläne vor dem Parlament. „Der Streik fördert nicht immer den Dialog“, mahnte er. Der Premier gab sich empfänglich für die Ängste der Menschen, beschrieb Reformen aber als notwendig angesichts einer alternden Bevölkerung und klammen öffentlichen Kassen. Das gesetzliche Rentenalter von 65 Jahren solle nicht angetastet werden. Für heutige Pensionäre seien keine Änderungen vorgesehen.
Der nächste Streik des öffentlichen Dienstes ist für den 30. Januar vorgesehen und fällt mit dem nächsten EU-Gipfel zusammen. So lange werde man nicht warten, kündigte der Chef der Gewerkschaft SETCA allerdings bereits an.
Kein Thalys und Eurostar
Auch der Hochgeschwindigkeitszug Thalys zwischen Köln und Brüssel war betroffen. Die Eurostar -Züge von Brüssel nach London durch den Kanaltunnel fuhren ebenfalls nicht. Der Betreiber riet Fahrgästen, die Reise besser zu verschieben. Ticketkosten würden noch 60 Tage lang erstattet.
Der Flugverkehr war laut belgischer Nachrichtenagentur Belga weniger stark beeinträchtigt. Am Brüsseler Flughafen lief der Betrieb den Angaben zufolge ungestört. Generell rieten die Betreiber Fluggästen, sich vor der Anreise im Internet über Flugausfälle und Verzögerungen zu erkundigen. Das erwartete Chaos auf den Straßen blieb aus; vorübergehend von Streikposten blockierte Zufahrtsstraßen in die Hauptstadt Brüssel waren mittags wieder offen.
Auch einige Privatunternehmen beteiligten sich an den Arbeitsniederlegungen. Feuerwehrleute waren ebenfalls im Ausstand, Müllabfuhr und Post arbeiteten eingeschränkt. Die Polizei nahm nicht an den kurzfristig angekündigten Aktionen teil, weil sie eine Vorwarnfrist einhalten muss. Streikende Gefängniswärter ließen sich stellenweise von Polizisten vertreten.
De Maart

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