Dienstag4. November 2025

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Spanien streitet über die Krawatte

Spanien streitet über die Krawatte

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Das spanische Parlament möchte die Energiekosten senken: Im hochsommerlich heißen Spanien ist deshalb die Krawatte ins Zentrum der Diskussion geraten.

Ist das Tragen von Krawatten in einem im Sommer heißen Land wie Spanien mit einem energiebewussten Lebensstil vereinbar? Nein, meint Industrieminister Miguel Sebastián und lässt die Krawatte demonstrativ auch für die Sitzungen im Abgeordnetenhaus in Madrid weg.

Kürzlich erteilte ihm Parlamentspräsident und Parteikollege José Bono dafür aber eine scharfe Rüge: Diejenigen, die führende Ämter bekleideten, sollten den Bürgern Vorbild sein, indem sie sich angemessen kleideten.

Minister Sebastián lenkte jedoch nicht ein: Wichtiger sei es, die hohen Energiekosten zu senken. Sebastiáns Ministerium hat ausgerechnet, dass mit jedem Grad weniger Kühlung durch Klimaanlagen sieben Prozent Energiekosten gespart würden.

„Wie in Sibirien“

Nach den spanischen Regelungen soll die Temperatur der Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden nicht auf unter 26 Grad eingestellt werden. Nur in den wenigsten Fällen wird diese Norm jedoch beachtet.

Selbst im Parlament werde die Klimaanlage im Sommer so stark beansprucht, dass es sich „wie in Sibirien“ anfühle, klagte Verteidigungsministerin Carme Chacón. Nach Auffassung Sebastiáns sollen die Abgeordneten den Beamten und den Mitarbeitern in Unternehmen als Vorbild dienen, indem sie im Sommer ihre Krawatten ablegten und sich leicht kleideten.

Für Sebastiáns Kritiker ist die Krawatte jedoch ein winziges Detail, wenn es darum geht, die enormen Umweltprobleme in Spanien zu bewältigen. Diese werden vor allem durch die Abgase von Fahrzeugen und die extrem hohe Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen verursacht.

„Banale“ Debatte

Die ganze Krawatten-Debatte sei «banal», sagte Eduardo Madina, Generalsekretär der sozialistischen Parlamentsfraktion, zu der sowohl Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero als auch Sebastián und Bono gehören.

„An einigen Tagen trage ich eine Krawatte und an anderen Tagen nicht. Es ist nicht so wichtig“, meinte Madina. Auch Männer, die führende Posten bekleideten, sollten im 21. Jahrhundert die Freiheit haben, sich zu kleiden, wie sie möchten.

Solche Ansichten finden beim Parlamentspräsidenten Bono kein Verständnis. Als Sebastián in Erinnerung brachte, das der frühere japanische Ministerpräsident Junichiro Koizumi die Arbeiter aufgerufen hatte, ihre Krawatten im Interesse der Energieeinsparung abzulegen, erwiderte Bono: „Ich weiß nicht, ob der japanische Ministerpräsident auch (…) ohne Krawatte vor dem Kaiser erscheinen würde.“

Sebastián versprach jedoch, dass er seine Anti-Krawatten-Kampagne weiterführen werde, „egal, was Bono oder der japanische Kaiser sagen würden“.