Nach der Hassbotschaft und dem anschließenden Postingmassaker auf Facebook sind die Tage des ADR-Lokalpolitikers Joe Thein gezählt. „Einstimmig haben wir am Mittwoch ein Ausschlussverfahren gegen Thein angenommen,“ sagt Parteipräsident Jean Schoos gegenüber dem Tageblatt. Die einzelnen Schritte werden jetzt geprüft. Joe Thein soll gehört werden. Am kommenden Donnerstag wird entschieden.
Zuvor hatte sich die ADR in einer Mitteilung von dem politischen Debakel auf Facebook distanziert. Sie sprechen bei der Todesdrohung gegen Außenminister Jean Asselborn von einem undemokratischen, bösartigen und gefährlichen Kommentar. Auch wenn Asselborn ein politischer Gegner ist, respektieren wir ihn als Mensch und in seiner Funktion, heißt es in der „Klarstellung.“
Die AfD-Connection
Die Partei tut sich mit dem Thema schwer. Fernand Kartheiser bleibt in der Affäre bislang unangetastet. Das hat auch seinen Grund. Neben Gast Gibéryen und Roy Reding hat Kartheiser einen Sitz im Parlament. Außerdem bedient er innerhalb der Partei den konservativen Flügel – das sind zahlreiche, wichtige Wählerstimmen.
Aber es geht noch tiefer. Durch die Blitzerfolge der Front National in Frankreich, AfD in Deutschland und der Rechtspopulisten in den Niederlanden, gibt es Stimmen innerhalb der ADR, die einen Richtungswechsel fordern. Besonders Fernand Kartheiser liebäugelt dabei mit AfD. Dabei spielt oder spielte Joe Thein eine wichtige Rolle. Er hat Verbindungen zu den Rechtspopulisten aus Deutschland.
ADR-Neuling Welter rudert zurück
Thein taucht in der ARD-Reportage „AfD. Und jetzt?“ auf. Es handelt sich dabei um eine europakritische AfD-Veranstaltung im Februar 2016 unter dem Titel „Visionen für Europa“. „Merkel muss weg! Merkel muss weg!“, skandiert Joe Thein in einer Szene unweit vom Rednerpult. Zu sehen ist der Ausschnitt (36. Minute) hier (Link).
ADR-Parteipräsident Jean Schoos kann oder will die Kartheiser-Pläne am Donnerstag gegenüber dem Tageblatt nicht bestätigen. „Er repräsentiert den konservativen Flügel innerhalb der Partei, betont Schoos – mehr nicht.
Den Shitstorm auf Facebook rund um die Todesdrohung gegen Außenminister Jean Asselborn (Link) hat auch ADR-Neuling Lucien Welter (Link) zu spüren bekommen. Er wurde landesweit mit seiner Forderung bekannt, die luxemburgische Sprache zur ersten Amtssprache zu machen. Er hatte sich mit einer Aussage unter einem Thein-Posting am Mittwoch mit dem Petinger Kommunalpolitiker solidarisiert.
„Ich distanziere mich von Joe Thein und seiner Meinung,“ rudert Lucien Welter am Donnerstag gegenüber dem Tageblatt zurück. „Zu Hassbotschaften darf man nicht aufrufen,“ betont er. Welter will jetzt sein Facebook-Account löschen.
De Maart

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