Sorgenkind Kokain

Sorgenkind Kokain

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Aus dem nationalen Drogenbericht geht hervor, dass der Konsum in Luxemburg leicht zurückgeht. Sorgenkinder sind allerdings steigender Kokain-Konsum und Infektionskrankheiten.

Der nationale Drogenkoordinator Alain Origer stellte gestern die erste repräsentative Umfrage vor, die die Konsumgewohnheiten der Luxemburger zeigen soll. Hieraus geht hervor, dass Cannabis bei weitem die häufigste Droge in Luxemburg ist. 23,3 Prozent der Befragten im Alter zwischen 15 und 64 Jahren haben wenigstens einmal in ihrem Leben Cannabis geraucht.

Cannabis in der Medizin
Seit einem Jahr beschäftigt sich das Gesundheitsministerium mit dem Thema medizinischer Cannabis. „In Deutschland gibt es seit längerer Zeit eine legale Basis dafür. Es besteht aber keineswegs eine Verbindung zwischen dem Medikament und der Cannabispflanze, die als Droge geraucht wird“, erklärt Gesundheitsministerin Lydia Mutsch.

In Deutschland sei der medizinische Cannabis zudem verschreibungspflichtig. Laut der Gesundheitsministerin will man nun abwarten wie erste Studien ausfallen, und wie sich das Verhalten auf der medizinischen Basis verändert. „Erst dann werden wir über die Legalisierung von medizinischem Cannabis diskutieren. Das deutsche Model klingt interessant“, so die Ministerin weiter. Sie betont, dass dafür hierzulande eine andere gesetzliche Grundlage geschaffen werden muss, die den Gebrauch von dieser Substanz erlaubt.

Aus der Umfrage geht ebenfalls hervor, dass doppelt so viele Männer die Drogen konsumiert haben wie Frauen. Bei Kokain liegt der Prozentsatz bei 2,5 und etwas mehr als 2 Prozent der Befragten haben mindestens einmal in ihrem Leben psychoaktive Pilze zu sich genommen. Beim Konsumdurchschnittsalter gibt es ebenfalls Unterschiede bei den einzelnen Substanzen. So liegt das Durchschnittsalter bei den Cannabis-Konsumenten bei 18,89 Jahren.

Frankreich auf Platz 1

Bei Ecstasy ist der Durchschnittskonsument 21,13 Jahre alt. Aus der Umfrage ist ebenfalls herauszulesen, dass die meisten erst später im Leben zum Kokain greifen. Hier liegt der Altersdurchschnitt bei 24,55 Jahren.

Aus europäischen Studien geht hervor, dass die Legalisierung der Drogen keineswegs im Verhältnis zur Anzahl der Konsumenten steht. In Frankreich beispielsweise ist der Drogenkonsum illegal und trotzdem stehen unsere Nachbarn fast überall auf Platz 1.

In Portugal, wo Cannabis legalisiert wurde, ist der Konsum der Drogen deutlich niedriger als der EU-Durchschnitt, der bei 4,9 Prozent liegt. Auch wenn in Luxemburg sowohl der Cannabis- als auch Kokain-Konsum leicht zurückgeht, warnt das Gesundheitsministerium vor diesen Drogen.

Die Zahl der Todesfälle durch eine Überdosis ist laut Origer in den letzten Jahren zurückgegangen. Als Grund nennt er die Hilfsprogramme hierzulande.

360.000 Spritzen verteilt

„Im Jahr 2016 wurden insgesamt fünf Todesfälle gezählt, dies ist ein historischer Rekord“, so Origer. Die Nachfrage nach Hilfsprogrammen ist hingegen in den letzten Jahren gestiegen. Zurzeit werden insgesamt 1.200 Konsumenten von solch einem Programm begleitet.

Vor allem wird den Süchtigen hier Methadon verabreicht. „Eine negative Entwicklung sehen wir bei den Infektionen im Drogenmilieu. Wir versuchen, so viele saubere Spritzen wie möglich an die Konsumenten zu bringen, um die Infektionsgefahr so gering wie möglich zu halten“, erklärt Gesundheitsministerin Lydia Mutsch. So wurden beispielsweise im Jahr 2013 189.100 Spritzen verteilt. Im Jahr 2015 waren es bereits fast doppelt so viele, und zwar 360.000.

Seit fünf Jahren stellen die Verantwortlichen des Gesundheitsministeriums ebenfalls fest, dass Kokain an Beliebtheit zunimmt. Der gesamte Drogenkonsum ist unterdessen aber leicht rückläufig.

Abschließend betonte Lydia Mutsch, dass in Esch in den kommenden Monaten eine Fixerstube geschaffen wird. Ein genauer Zeitplan stehe aber noch nicht.