Sorge um die Zukunft des „Festival international“

Sorge um die Zukunft des „Festival international“
(Sdidier)

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Um die Zukunft des über 40 Jahre alten Festivals in Echternach ist es nicht zum Besten bestellt. Zwar wird es eine 2017er Auflage geben, aber es soll sich etwas ändern.

Wie immer geht es in allererster Linie um die Kosten, die auf die selbsternannte „Kulturhauptstadt Luxemburgs Echternach“, wie CSV-Bürgermeister Yves Wengler die Stadt gerne nennt, zukommen. Mit rund 43.000 Euro musste die Stadt der Veranstaltung, die von der Luxfestival asbl betrieben wird, für die Geburtstagsauflage 2015 beispringen. Für die Auflage von 2016 gibt es eine städtische Zusage an die Asbl über 120.000 Euro.

Noch einmal 100.000 Euro kamen 2015 vom Kulturministerium. Das deckt nicht einmal die Hälfte des Budgets für die 2015er Veranstaltung, die 574.000 Euro gekostet hat. Nicht eingerechnet ist das, was an Sponsoring und Ticketverkäufen zurück in die Kasse geflossen ist. Deshalb wurde in der letzten Gemeinderatssitzung vereinbart, über das historisch gewachsene Festival nachzudenken.

Mehr Mitspracherecht

„Die Stadt steht hinter dem Festival“, bekräftigt Wengler gegenüber Tageblatt.lu, macht aber gleichzeitig Änderungswünsche geltend. Komprimieren ist das erste, eventuell eine andere Struktur, denn die Geschäftsführerin der für das Festival zuständigen asbl, Mariette Scholtes, geht Ende nächsten Jahres in Rente. „Wenn die Stadt mehr beitragen muss, um das Festival aufrechtzuerhalten, dann müssen wir auch mehr mitreden können“, sagt Wengler, der darauf verweist, dass das Trifolion auch noch da ist.

Wengler will eine Arbeitsgruppe einrichten und ein Mandat des Gemeinderates erreichen, um Entscheidungen zur Zukunft des Festivals abzusichern. Auch ein festerer Zusammenschluss zwischen Trifolion und Festival steht im Raum. Denkbar ist auch ein Dachverband, um die kulturellen Aktivitäten der Gemeinde zu bündeln – ein Schritt, den Wiltz beispielsweise gerade hinter sich hat. „Da stehen eine ganze Reihe von Fragen an“, sagt Wengler, „deswegen will ich die Arbeitsgruppe.“

Niveau des Festivals soll hoch bleiben

Die Ausrichtung des Festivals auf Klassik und Jazz soll beibehalten werden und ergänzt sich, so der Bürgermeister, mit dem Angebot des Trifolion. „Das Niveau des Festivals soll so international und hoch bleiben“, stellt Wengler klar, „sonst brauchen wir kein Festival mehr.“

Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn genau das ist der Grund für das Defizit. Rückläufiges Sponsoring, verstärkte Konkurrenz in anderen Häusern und gestiegene Kosten für die aus aller Welt anreisenden Künstler sind die Hauptursachen. „Wir hatten früher einen Sponsor pro Konzert“, sagt Mariette Scholtes, Geschäftsführerin der asbl, gegenüber Tageblatt.lu, „heute reichen Sponsoring plus Ticketverkauf nicht aus, um ein Konzert zu finanzieren.“

Höhere Ticketpreise keine Lösung

Angesichts der Konkurrenz über Philharmonie und andere kommt eine Ticketpreiserhöhung für sie nicht infrage. „Wir müssten die Preise eigentlich erhöhen“, sagt Scholtes, „aber wir wollen sozial bleiben.“ Sonst sei das Festival auch nicht mehr konkurrenzfähig. Aus ihren Worten spricht Ratlosigkeit. Administrativ habe man schon von vier bezahlten Personen auf eineinhalb reduziert, um Kosten zu sparen. „Ich weiß auch nicht, wie andere das machen“, sagt Scholtes.

7 Millionen Euro gibt die Stadt jährlich für die Kultur aus, das ist ein Drittel des Gesamtbudgets der Gemeinde. 5 Millionen Euro allein kostet die Musikschule. „Ich kenne keine Gemeinde, die so viel in die Kultur steckt“, sagt Wengler, der deshalb Echternach gerne als „Kulturhauptstadt Luxemburgs“ bezeichnet. Die nächste Auflage des „Festival international Echternach“ findet vom 9. Juni bis Mitte Juli 2017 statt – in welcher Form, wird sich herausstellen.