Seltener, kürzer, billiger, anders

Seltener, kürzer, billiger, anders
(Tageblatt/Alain Rischard)

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Auch im mehr oder weniger krisengebeutelten Jahr 2010 sind große Teile der Luxemburger Bevölkerung ein- oder mehrmals verreist. Allerdings hat sich die Reisetätigkeit im Vergleich zum Vorjahr verringert, so eine aktuelle Statec-Studie.

Die Reisetätigkeit der Luxemburger Wohnbevölkerung hat sich, wie der Statec in seinem „Bulletin“ (N°4, 2011)* feststellt, im Jahr 2010 gegenüber 2009 deutlich verringert. Nur noch rund 75 Prozent (Vergleich zu 2009: minus 9 Prozent) der Wohnbevölkerung oder 307.000 Personen (Vergleich zu 2009: minus 32.000 Personen) haben in 2010 mindestens eine Freizeitreise mit mindestens einer Übernachtung unternommen und dabei rund 1,2 Millionen Reisen mit 8,8 Millionen Übernachtungen durchgeführt.

Zusätzlich zu diesen Freizeitreisenden sind noch die Geschäftsreisen zu zählen, die im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls rückläufig sind: Rund 12 Prozent (Vergleich zu 2009: minus 4 Prozent) der luxemburgischen Wohnbevölkerung haben 2010 mindestens eine Geschäftsreise mit mindestens einer Übernachtung unternommen. Dies entspricht ungefähr 49.000 Personen (Vergleich zu 2009: minus 17.000 Personen). Sie haben circa 271.000 Geschäftsreisen mit rund 867.000 Übernachtungen unternommen.

Rückwärtstrends

Im Vergleich zum Vorjahr und in Bezug auf das Alter sind 2010 bei allen betrachteten Altersgruppen Rückgänge in puncto Reiseintensität zu verzeichnen. Den größten Rückgang verzeichnet die Gruppe der 65-Jährigen und älteren Personen ( minus 16 Prozent). Diese Gruppe weist seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2000 stets die geringsten Werte der Reiseintensität auf. Den geringsten Rückgang der Reiseintensität verzeichnet erwartungsgemäß die eher mobile Gruppe der 25- bis 44-Jährigen (minus 7 Prozent), die in der Regel berufstätig sind oder Kinder im Haushalt haben und so dem Thema Urlaub (Ferien mit den Kindern verbringen, Erholung vom Arbeitsalltag suchen) insgesamt die größte Bedeutung zumessen.

Die Betrachtung der Reiseintensität der unterschiedlichen Berufsgruppen verdeutlicht, dass sich 2010 vor allem die Freiberufler und Selbstständigen am stärksten am Tourismus beteiligt haben: Ihre Reiseintensität beträgt rund 91 Prozent. Ebenfalls überdurchschnittlich hohe Beteiligung am Reiseverkehr weisen Beamte im Dienste der Europäischen Gemeinschaft (88 Prozent) sowie Beamte im luxemburgischen Staatsdienst (82 Prozent) auf.

Reiseintensität

Deutlich zurück fällt dagegen die Reiseintensität der Rentner und Pensionäre (63 Prozent). Arbeitnehmer im Privatsektor (78 Prozent) sowie Studenten/Auszubildende (75 Prozent) weisen im Vergleich zu den übrigen Berufsgruppen eine mittlere Reiseintensität auf.

Die höchste Reiseintensität lässt sich bei den Bevölkerungsgruppen mit ausländischer Staatsangehörigkeit feststellen: Franzosen weisen insgesamt die höchste Reiseintensität auf (81 Prozent), gefolgt von den Belgiern (77 Prozent) und Portugiesen (76 Prozent). Die Luxemburger dagegen erreichen diesbezüglich nur einen Wert von ca. 73 Prozent.

Destinationen

Wie Statec feststellt, führte 2010 der Großteil der Freizeitreisen mit mindestens einer Übernachtung ins Ausland (99,7 Prozent). Lediglich 0,3 Prozent der Reisen waren Inlandsreisen. Gegenüber dem Vorjahr ist der äußerst hohe Anteil ausländischer Reiseziele noch einmal um 0,3 Prozent gestiegen.
Die wichtigsten Reiseziele der Luxemburger Wohnbevölkerung liegen überwiegend im mittel- und südwesteuropäischen Raum. Frankreich stellt über alle Freizeitreisen mit mindestens einer Übernachtung hinweg mit einem Anteil von rund 23 Prozent das beliebteste Reiseziel dar, gefolgt von Deutschland (18 Prozent) und Belgien (9 Prozent). Die Urlaubsländer Italien und Spanien werden bei etwa 7 Prozent aller Reisen aufgesucht.
Portugal erzielt derweil noch einen Anteil von ca. 6 Prozent an allen Reisen. Gleichauf mit jeweils 4 Prozent liegen dann die Niederlande und Österreich, dicht gefolgt von der Schweiz mit 3 Prozent.

Insgesamt entfallen rund 92 Prozent aller Reisen auf den europäischen Kontinent.

Hochsaison

Die Reisetätigkeit der luxemburgischen Wohnbevölkerung zeigt, wie allgemein üblich, eine starke Saisonalität: Vor allem im vierten Quartal (Oktober: 5 Prozent aller Reisen, November: 4 Prozent und Dezember: 9 Prozent) geht die Reisetätigkeit stark zurück. Das dritte Quartal, in das auch die Sommerferien fallen, weist dagegen die stärkste Reisetätigkeit auf: Insgesamt werden in den Monaten Juli bis September 33 Prozent aller Reisen unternommen. Das erste und zweite Quartal weisen insgesamt eine ähnlich hohe Reisetätigkeit auf.

Unter dem Strich zeigen längere Reisen einen stärkeren saisonalen Verlauf. Kurzreisen bis maximal drei Übernachtungen haben dagegen eher in der ersten Jahreshälfte Saison und verteilen sich insgesamt eher gleichmäßig über das Jahr.
Die durchschnittliche Reisedauer der Freizeitreisen hat sich seit den 1990er-Jahren deutlich reduziert: Im Jahr 1999 wurden im Schnitt ungefähr 10,4 Übernachtungen pro Reise unternommen. Seit dieser Zeit hat sich dieser Wert deutlich reduziert und erreichte im Jahr 2009 seinen vorläufigen Tiefpunkt mit 7,5 Übernachtungen. In 2010 wurde noch einmal eine leichte Verkürzung der Reisedauer auf nun 7,1 Nächte registriert.

Transportmittel

Insgesamt beträgt der Anteil der Kurzreisen bis zu drei Übernachtungen an allen Freizeitreisen rund 38 Prozent, ein weiteres Drittel der Reisen dauert zwischen vier und sieben Nächte (35 Prozent) und ca. 17 Prozent zwischen acht und 14 Übernachtungen. Längere Reisen mit 15 und mehr Übernachtungen spielen mit rund 10 Prozent eine eher untergeordnete Rolle.
Das wichtigste Reiseverkehrsmittel für die Freizeitreisen ist der eigene Pkw: Rund 55 Prozent aller Reisen werden damit durchgeführt. Das Flugzeug erreicht einen Anteil von ca. 32 Prozent. Die Bahn hat mit ca. 8 Prozent ebenfalls noch eine gewisse Bedeutung inne.

In den letzten Jahren deutlich verändert hat sich die Reiseorganisation: Das Internet hat sich weiter zu einer festen Größe bei der Organisation entwickelt und wird für die Planung von 57 Prozent aller Freizeitreisen genutzt. Durch das Internet erwächst den Reisebüros zunehmend eine starke Konkurrenz, denn ihre Nutzung ist parallel zur gestiegenen Internetnutzung permanent zurückgegangen. Im Jahr 2010 wurden nur noch rund 14 Prozent aller Freizeitreisen über ein Reisebüro organisiert. Dabei steigt die Nutzung der Reisebüros mit Zunahme der Reiseentfernung leicht an.

Ausgaben

Die durchschnittlichen Ausgaben für die Freizeitreisen der luxemburgischen Reisenden sind in 2010 wieder leicht zurückgegangen. Im Durchschnitt wurden pro Reise für alle mitreisenden Personen rund 1.730 Euro ausgegeben. Insgesamt wurden 2010 ca. 2,1 Milliarden Euro für die Reisetätigkeit ausgegeben. Der Rückgang des Ausgabevolumens lässt sich durch den allgemeinen Rückgang der Reisetätigkeit im Jahr 2010 erklären.