Wie der stellvertretende Chef der „Polícia Judiciária“ (PJ), Rui Almeida am Montag in Coimbra 200 Kilometer nördlich von Lissabon mitteilte, wurden bei der Festnahme zweier Männer sechs große Rhinohörner im geschätzten Schwarzmarktwert zwischen 400 000 und 500 000 Euro sichergestellt. Außerdem sei Bargeld in Höhe von 50 000 Euro beschlagnahmt worden.
Die beiden mutmaßlichen Schmuggler, ein 63-jähriger Mann und dessen 31 Jahre alter Sohn, waren am Freitag auf dem Flughafen in Lissabon festgenommen worden, als sie eine Maschine nach Irland besteigen wollten. Die Australier seien von Europol und Interpol gesucht worden und gehörten den Erkenntnissen zufolge einem großen internationalen Ring an. Portugal sei allem Anschein nach eine Drehscheibe für den illegalen Handel mit Rhinohörnern, hieß es.
Rhinohörner aus Museum gestohlen
Bei der Präsentation der sichergestellten Hörner erklärte Almeida, die beiden festgenommenen Männer stünden zusätzlich im Verdacht, an dem Raub zweier Rhinohörner aus dem Naturhistorischen Museum der Universität Coimbra im April dieses Jahres beteiligt gewesen zu sein. Allein in den vergangenen Monaten wurden in den Ländern der Europäischen Union nach Angaben des Polizeisprechers insgesamt nicht weniger als 20 Rhinohorn-Diebstähle verzeichnet.
Betroffen waren unter anderen das Zoologische Museum in Hamburg, ein Jagdmuseum im niedersächsischen Gifhorn und das Bamberger Naturkundemuseum. Auch in England, Belgien, Tschechien, Frankreich und in den Niederlanden seien Diebstähle registriert worden. Europol habe dafür eine eigene Arbeitsgruppe gegründet. Aufgrund der Welle von Attacken auf ausgestopfte Nashörner „gehen immer mehr Museen dazu über, Hornreplikate zu benutzen“, sagte Almeida.
Heil- und Potenzmittel
„Alles deutet darauf hin, dass die von uns beschlagnahmten Hörner nach China gebracht werden sollten“, sagte der Polizeisprecher. Das Pulver von zermahlenen Rhino-Hörnern gilt in einigen Teilen der Welt und besonders in Asien als wirksames Heil- und Potenzmittel. Nashörner werden deshalb vor allem im Süden Afrikas von Wilderern erbarmungslos gejagt und sind vom Aussterben bedroht.
Die gut organisierten Verbrechersyndikate bedrohten den Bestand der Nashörner in Afrika wie seit Jahrzehnten nicht mehr, warnte erst im Frühling die Internationale Union für Naturschutz (IUCN). In den vergangenen drei Jahren seien mehr als 800 Nashörner wegen ihres Horns getötet worden. Die Jagd auf Nashörner sowie der Handel mit Hörnern und allen anderen Produkten der vom Aussterben bedrohten Tiere sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) verboten.
De Maart

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