Freitag7. November 2025

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Schifflinger Werk wird geschlossen

Schifflinger Werk wird geschlossen

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Der Stahlkonzern ArcelorMittal schließt im Oktober das Werk in Schifflingen. Mehrere Hundert Mitarbeiter sind betroffen. Am 11. Oktober wird eine Stahltripartite stattfinden.

Gleich zwei Werke sollen in den kommenden Wochen geschlossen werden: Eins in Spanien, eine kleinere Anlage bei Madrid, und das Werk in Schifflingen. Darüber informierte die Direktion des Unternehmens die Gewerkschaften am Donnerstagmorgen. Ab Oktober 2011 wird die Produktion eingestellt – vorläufig, hieß es.

Seit Wochen befürchteten die Mitarbeiter diese Entscheidung. Die Werke in Schifflingen und Rodange produzieren mit Verlust. Während in Schifflingen die meisten Anlagen stillstehen werden, soll Rodange restrukturiert werden. In Schifflingen wird Baustahl produziert.

Produktion gedrosselt oder gestoppt

Der Plan der Beriebsleitung sieht die Schließung des Stahlwerks in Schifflingen auf unbestimmte Zeit vor. Die Drahtstraße STFS soll nur kleine Aufträge für hochqualitative Produkte ausführen. Trüb sind die Aussichten für den TLM, die zweite Walzstraße in Schifflingen, auf der Handelsware wie Rundeisen und Winkeleisen gewalzt werden. Laut LCGB wird in Rodange Straße C (Betoneisen) geschlossen. Straße A (Schienen) wird auf zwei Schichten arbeiten.

Für seine Produktion wird die Schifflinger Drahtstraße mit Vorprodukten (Stahlbarren) aus Duisburg beliefert. Dortselbst steht die neue Drahtstraße vor der Fertigstellung. Sodass das definitive Aus für die Schifflinger Anlage wohl eine Frage von Monaten sein dürfte.

Rettungsplan

Seit Monaten beklagt sich die Konzernspitze über Absatzschwierigkeiten und zu hohe Produktionskosten. Noch im Frühjahr dieses Jahres hatten sich Gewerkschaften und Direktion über einen Rettungsplan für die zwei Standorte verständigt. Er sah unter anderem den Abbau von 262 Stellen vor – und das alles ohne Entlassungen. Geplant waren unternehmensinterne Versetzungen oder die Eingliederung in die „Cellule de reclassement“ (CDR), eine Art betriebseigene Interimsabteilung. Der Plan war im Juni von der Stahltripartite abgesegnet worden.

Von der am Donnerstag bekanntgewordenen Entscheidung sind bis zu 500 Personen betroffen. Was mit ihnen geschehen wird, ist unklar. Fakt ist jedoch, dass der Rettungsplan noch bis Ende 2011 läuft.

Belgien, Frankreich, Luxemburg

Seit Wochen verdichteten sich die Anzeichen, dass Schifflingen und Rodange die nächsten Namen auf der Liste der Stahlmanager sein würden. In Frankreich und Belgien wurden bereits mehrere Hochofenanlagen geschlossen.

Man könne die Entscheidung nicht hinnehmen, sagte uns OGB-L-Sekretär Jean-Claude Bernardini am Donnerstag. Am kommenden Dienstag findet eine außerordentliche Sitzung des Gemischten Betriebsausschusses statt. Anschließend trifft sich der Europäische Betriebsrat. Einberufen werden müsste auch die Stahltripartite.

Stahltripartite

Der Brief an den Staatsminister zur Einberufung einer Stahltripartite sei bereits weg, sagte uns LCGB-Generalsekretär Patrick Dury. Auch für seine Gewerkschaft ist die Schließung von Schifflingen unannehmbar.

Die schlechte Nachricht aus dem Stahlsektor wird am Freitag auch den Ministerrat beschäftigten. Arbeitsminister Nicolas Schmit (LSAP) und Wirtschaftsminister Jeannot Krecké werden der Ministerrunde die Einberufung einer Stahltripartite am 11. Oktober vorschlagen. Eine abschließende Einschätzung der Situation wollte Wirtschaftsminister Jeannot Krecké (LSAP) uns gegenüber nicht geben. Man bräuchte noch zusätzliche Details.

Kalt erwischt hat es die Bürgermeister der Gemeinden Schifflingen und Rodange. Sie erfuhren von der Schließung über die Medien. Das sei ein schwarzer Tag für Schifflingen, sagte Roland Schreiner. Er trifft sich am Dienstag mit den Verantwortlichen der Schifflinger Fabrik. Auch Petingens Bürgermeister Pierre Melina (CSV) gab sich überrascht, zumal er am kommenden Montag ein Treffen mit ArcelorMittal-Verantwortlichen haben sollte. Für die Gemeinden ist eine Werkschließung oder -restrukturierung auch eine ökonomische Frage. Die Betriebe zahlen Gewerbesteuer, die zurück an die Gemeinden fließt.