Russischer Botschafter von türkischem Polizisten erschossen

Russischer Botschafter von türkischem Polizisten erschossen
(Iliya Pitalev/dpa)

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Bei einem bewaffneten Angriff in Ankara ist der russische Botschafter tödlich verletzt worden. Er soll erschossen worden sein.

Am Dienstag wollen die Außenminister Russlands, der Türkei und des Irans in Moskau zusammenkommen. Das Thema ist der Syrienkonflikt. Am Vorabend wird ein Attentat auf den russischen Botschafter in Ankara verübt – der an seinen Verletzungen stirbt.

Der russische Botschafter in der Türkei ist bei einem Anschlag in der Hauptstadt Ankara getötet worden. Andrej Karlow sei seinen Verletzungen erlegen, teilte das Außenministerium in Moskau der Agentur Interfax zufolge mit. Ein Angreifer hatte am Montagabend bei der Eröffnung einer Ausstellung in einer Galerie auf den Diplomaten geschossen. Auf Videos vom Anschlag ist zu sehen, wie der Attentäter immer wieder „Allahu Akbar“ – Gott ist groß – ruft, nachdem Karlow zusammengebrochen ist und leblos auf dem Boden liegt.

Ein Rückschlag für die bilateralen Beziehungen?

Der Attentäter erwähnt auf türkisch außerdem Aleppo und Syrien. An diesem Dienstag wollen die Außenminister der Türkei, Russlands und des Irans in Moskau über den Syrien-Konflikt beraten.

Der Zwischenfall könnte ein Rückschlag für die bilateralen Beziehungen sein. Ankara und Moskau hatten sich zuletzt wieder deutlich angenähert, nach einer schweren Krise 2015. Damals hatte die Türkei einen russischen Kampfjet im Grenzgebiet zu Syrien abgeschossen, der Kreml verhängte Sanktionen.

Die russische Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf Augenzeugen, ein bewaffneter Mann sei in die Galerie eingedrungen, wo eine Ausstellung zum Thema «Russland, wie es von den Türken gesehen wird» eröffnet worden sei. Der Attentäter habe auf den 62-jährigen Diplomaten geschossen, als dieser seine Ansprache beendet habe. Karlow wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er starb.

Angreifer „neutralisiert“

Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete, der Angreifer sei „neutralisiert“ worden. „Neutralisiert“ bedeutet im Sprachgebrauch der türkischen Behörden, dass er getötet, verletzt oder gefangen genommen wurde.

Der türkische Staatssender TRT berichtete, Spezialkräfte der Polizei seien nach dem Anschlag in die Galerie gestürmt. Auf Videos ist zu sehen, dass der Angreifer – der eine Pistole in der rechten Hand hält – Anzug und Krawatte trug.

EU-Außenbeauftragte „erschüttert“

Die Europäische Union hat das Attentat auf den russischen Botschafter in der Türkei verurteilt. „Ich war zutiefst erschüttert, von dem unfassbaren Angriff auf Botschafter Andrej Karlow heute Nachmittag in Ankara zu hören“, schrieb die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini in einer Botschaft an den russischen Außenminister Sergej Lawrow. Karlow war zuvor bei einem Attentat in der türkischen Hauptstadt Ankara getötet worden.

Mogherini drückte der Familie des Diplomaten und den russischen Behörden ihre Anteilnahme aus. „Wir möchten angesichts dieses kriminellen Gewaltakts unsere Solidarität mit Russland ausdrücken“, hieß es in dem am Montagabend veröffentlichten Text weiter.

Putin kündigt Suche nach Drahtziehern an

Kremlchef Wladimir Putin hat nach der Ermordung des russischen Türkei-Botschafters Andrej Karlow eine intensive Suche nach den Drahtziehern angekündigt. „Wir müssen wissen, wer die Hand des Mörders führte“, sagte er nach Angaben der Agentur Interfax am Montag in Moskau. Als Antwort auf den Mord werde Russland seinen Kampf gegen den Terror verstärken. „Die Banditen werden es zu spüren bekommen.“

Putin ordnete die Bildung einer Ermittlergruppe an, die gemeinsam mit türkischen Behörden die Bluttat untersuchen soll. Der Mord sei eine Provokation, die das zwischenstaatliche Verhältnis stören soll.

Gemeinsam mit Außenminister Sergej Lawrow und den Geheimdienstchefs Sergej Naryschkin und Alexander Bortnikow beriet der Präsident über die weiteren Schritte. Ähnlich wie Putin äußerte sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan fast zeitgleich in einer TV-Ansprache.