Freitag24. Oktober 2025

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Rote -Khmer-Chefs vor Gericht

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Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat am Montag der Prozess gegen die vier ranghöchsten überlebenden Mitglieder der Roten Khmer begonnen.

Eröffnet wurde das Gerichtsverfahren vom vorsitzenden Richter Nil Nonn, die die Anklagepunkte gegen die drei Männer und eine Frau im Alter zwischen
79 und 85 Jahren verlesen sollte. Diese lauten auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen, Völkermord, Mord und Folter.

Auf der Empore des Gerichtssaals in Phnom Penh verfolgen rund 500 Zuschauer das Geschehen, von denen viele unter dem Regime Pol Pots zu leiden hatten, dem Ende der 70er Jahre 1,78 Millionen Menschen zum Opfer fielen.

Auf der Anklagebank sitzen der 84-jährige Nuon Chea, der Chefideologe und Nummer zwei der Bewegung, und der 79-jährige frühere Staatschef Khieu Samphan. Ieng Sary, 85, war Außenminister und seine Ehefrau Ieng Thirith, 79, war Ministerin für soziale
Angelegenheiten. Alle vier haben sich für unschuldig erklärt. Im Mittelpunkt der ersten Sitzungswochen werden Verfahrensfragen stehen. Zeugen sollen erst ab August oder September gehört werden.

Ein erster Prozess gegen die Roten Khmer endete mit der Verurteilung des früheren Gefängnischefs des Regimes, Kaing Guek Eav, bekannt als Duch, zu 35 Jahren Haft. Unter Anrechnung seiner
elfjährigen Haftzeit bis zum Urteil und anderer Faktoren blieben dann noch 19 Jahre Gefängnis übrig, was für Empörung unter den Überlebenden von damals sorgte.

Die Rote-Khmer-Herrschaft

Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha dauerte von 1975 bis 1979. Sie überrannten das von den USA unterstützte und unbeliebte Regime von Lon Nol. Was folgte, wurde einer der schlimmsten Völkermorde in der Menschheitsgeschichte. Mehr als 1,7 Millionen Menschen kamen ums Leben – durch Folter, Hinrichtung, Zwangsarbeit und Hungersnöte.

Das Regime unter Pol Pot, der wie andere Kader in Paris studiert hatte, wollte eine primitive Agrargesellschaft schaffen. Es scheuchte die Städter aufs Land, schaffte das Geld ab und brachte jeden, der ein Buch oder eine Brille hatte, als verdächtigen Intellektuellen in Umerziehungslager.

Völlige Abschottung

Das Land schottete sich völlig ab, im Innern begann für Millionen Menschen ein Überlebenskampf. Zwangsarbeit, Hungersnöte, Seuchen rafften Hunderttausende hin. Das paranoide Regime baute einen beispiellosen Spitzelapparat auf. Weitere Hunderttausende Verdächtige wurden als Feinde des Regimes gefoltert und ermordet.