Poroschenko neuer Staatschef

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(AFP)

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In der Ukraine hat der favorisierte Präsidentschaftskandidat Petro Poroschenko einer Nachwahlbefragung zufolge die Wahl bereits im ersten Durchgang gewonnen.

Bei der vorgezogenen Präsidentenwahl in der Ukraine hat der prowestliche Unternehmer Pjotr Poroschenko nach ersten Prognosen gewonnen. Der frühere Wirtschafts- und Außenminister lag in Wählerbefragungen bei über 55 Prozent der Stimmen. In Kiew und vielen westlichen Gebieten der früheren Sowjetrepublik hatten sich am Sonntag lange Schlangen in den Wahllokalen gebildet. Die Präsidentenwahl wurde von Gefechten mit prorussischen Separatisten im Osten des Landes überschattet. Neben mehreren Soldaten kam dabei auch ein italienischer Fotograf ums Leben.

Klitschko gewinnt Bürgermeisterwahl
In Kiew waren die Einwohner zugleich zur Wahl eines neuen Bürgermeisters aufgerufen. Der ukrainische Ex-Boxprofi Vitali Klitschko ha dort die Bürgermeisterwahl laut Prognose am Sonntag gewonnen. Der Sportstar habe 57,4 Prozent der Stimmen erhalten, ergab eine Nachwahlbefragung im Auftrag des Staatsfernsehens.
(dpa)

Unter dem Schutz bewaffneter Polizisten gaben Millionen Ukrainer mitten in der schwersten Krise des Landes ihre Stimme ab. In den von Aufständischen kontrollierten Regionen im Osten öffnete nur ein Teil der Wahllokale. Örtliche Medien berichteten von vereinzelten Übergriffen moskautreuer Kräfte auf Wahlstellen. Viele Einwohner der Gebiete Donezk und Lugansk trauten sich nicht zur Wahl oder fanden keine Möglichkeit zur Stimmabgabe vor.

Timoschenko auf Platz zwei

Poroschenko kündigte an, für Stabilität zu sorgen. „Die Bewaffneten müssen von den Straßen der Städte und Dörfer verschwinden“, sagte der Oligarch und Süßwaren-Produzent in Kiew. Poroschenko tritt trotz aller Ressentiments für einen Dialog mit dem großen Nachbarn Russland ein. Allerdings hat er immer wieder deutlich gemacht, dass der Staat gegenüber den bewaffneten, prorussischen Separatisten keine Schwäche zeigen dürfe. In den Umfragen lag die Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko mit deutlichem Abstand auf Platz zwei.

Die Ukraine ist seit der Amtsenthebung und Flucht von Präsident Viktor Janukowitsch ins russische Exil Mitte Februar ohne gewählten Staatschef. Die Regierung in Kiew, die EU und die USA hoffen, dass die Abstimmung die Lage in der Ukraine stabilisiert.

Beobachter aus Luxemburg

Die Regierung in Kiew hatte die Rekordzahl von etwa 3000 internationalen Wahlbeobachtern aus rund 20 Ländern, darunter Luxemburg, eingeladen. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kündigte an, mit etwa 1000 Experten im Einsatz sein.

Insgesamt waren etwa 35 Millionen Menschen wahlberechtigt. Mit eingerechnet sind auch die Einwohner der Schwarzmeerhalbinsel Krim, die Russland gegen internationalen Protest annektiert hatte. In den von Separatisten teilweise kontrollierten östlichen Gebieten leben etwa 6,5 Millionen Menschen

Immer wieder Feuergefechte

Bei der Wahl in der zweitgrößten Stadt Charkow im Nordosten gab es im Tagesverlauf keine Zwischenfälle. Dagegen öffnete in den Gebieten Donezk und Lugansk nur ein geringer Teil der Wahllokale.

Die Gebietshauptstadt Lugansk ist vollständig unter Kontrolle prorussischer Separatisten. In zwei Städten wurden zudem die Bürgermeisterwahlen abgesagt. In der Region halten moskautreue Kräfte zahlreiche Verwaltungsgebäude besetzt. Die Separatisten haben sich nach umstrittenen Referenden von Kiew losgesagt.

Es kommt immer wieder zu Gefechten mit Regierungstruppen. Dabei wurden nach Angaben aus Kiew in der Nacht zum Sonntag zwei ukrainische Soldaten getötet. Nahe der Separatisten-Hochburg Slawjansk gerieten ausländische Reporter unter Beschuss. Dabei wurden ein italienischer Fotograf und ein ukrainischer Übersetzer getötet. Auch im Gebiet Lugansk wurde am Sonntag ein Mensch bei einer Schießerei getötet.