Mittwoch29. Oktober 2025

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„Pills“ soll Flüsse schützen

„Pills“ soll Flüsse schützen
(Tageblatt/Martine May)

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Seit 2007 und bis 2012 läuft das europäische Interreg-IV- B-Projekt "Pills" (Pharmaceutical input and elimination from local sources), an dem auch das CRP Henri Tudor mitarbeitet.

8 Millionen Euro werden in den Schutz der Gewässer investiert. Partner aus der Schweiz, den Niederlanden, Deutschland und eben aus Luxemburg beschäftigen sich mit dem Thema.

Die Vielzahl von Medikamenten, die zu einer modernen Gesellschaft gehören, werden nicht integral im Körper der Patienten abgebaut; ein Teil der Wirkstoffe findet sich im Wasserkreislauf wieder. Dank hoch entwickelter Analysemethoden können auch kleinste Restbestände nachgewiesen werden.

Kein gesundheitliches Risiko

Die Restbestände von Medikamenten, so die „Pills“-Studie, sind äußerst schwach konzentriert und stellen nach aktuellem Wissensstand kein Gesundheitsrisiko für den Menschen dar.
Allerdings ist nicht geklärt, welche Auswirkungen diese Stoffe auf die Wasserbiologie, etwa auf Mikroorganismen und über diese auf die Nahrungskette und somit auf das gesamte Ökosystem haben. So haben Studien gezeigt, dass Östrogene (wie sie in Verhütungsmitteln vorkommen) bei verschiedenen Fischarten die Spermaproduktion hemmen und diese stattdessen Eier produzieren.

Die aktuellen Behandlungsmethoden der Abwässer schaffen es nicht, all die Restsubstanzen der Medikamente abzubauen, da sie vor allem für biologisch abbaubare Stoffe entwickelt wurden. Somit gelangen die Substanzen in die Oberflächengewässer, die Flüsse und Seen.

Um hiergegen vorzugehen, regt „Pills“ an, auf allen Ebenen des Lebenszyklus von Medikamenten, von der Produktion bis zur Entsorgung, einzugreifen.

Die verschiedenen Partner des Projektes versuchen herauszufinden, welche Behandlungsmethoden am besten geeignet sind, die Restbestände abzubauen. Ob es etwa Sinn macht, eine lokale Abwasserbehandlung, zum Beispiel in Spitälern, ins Auge zu fassen und unter welchen Bedingungen. Die angewandte Methodik ist die von vier verschiedenen Arbeitsgruppen, die sich mit Teilaspekten der Problematik beschäftigen.

In Europa sind Schätzungen zufolge mehr als 100.000 chemische Substanzen in Umlauf, davon etwa 3.000 Medikamente.

Aus diesem Grund musste eine Auswahl der in den verschiedenen Partnerländern zu analysierenden Stoffe getroffen werden.

Analyse der Abwässer

Acht Gruppen von aktiven Substanzen wurden ausgewählt und die Analyseverfahren wurden angeglichen.

In jedem Partnerland wurde im Rahmen des Projektes eine Pilotanlage in Zusammenarbeit mit einem Krankenhaus gebaut. Das CRP Tudor richtete eine kleine Anlage in Esch ein, weitere Anlagen stehen in Baden (CH), in Gelsenkirchen (D) und in Zwolle (NL). Zum Einsatz kommt eine Verbindung mehrerer hoch entwickelter Technologien, die zum Ziel haben, die Restbestände an Medikamenten abzubauen. Physische und chemische Methoden werden hierbei kombiniert.

Anschließend wird die Effizienz der Anlagen miteinander verglichen. Diese Analyse soll die effizienteste Methode aufzeigen. Daneben sollen die Kosten abgeschätzt werden und die Lebensdauer der verschiedenen Anlagen soll verglichen werden.

Gewässer weniger belasten

Neben diesen technischen Vorgehensweisen raten die „Pills“-Wissenschaftler zu einer Minimierung der Gewässerbelastung durch medikamentöse Substanzen.
Dies kann während der Entwicklung der pharmazeutischen Stoffe erreicht werden, aber auch durch neue therapeutische Konzepte, durch eine verbesserte Handhabung, durch eine Nachbehandlung der Abwässer, durch eine Nachbehandlung des Trinkwassers, durch eine angepasste Entsorgung von unbenutzten Medikamenten und durch neue therapeutische Konzepte in der Veterinärmedizin.