Peru wählt extrem

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Nach der ersten Runde der Präsidentschaftswahl sieht die Ober- und Mittelschicht ihre Sorgen bestätigt. Sie fürchtet Verstaatlichungen, weniger Pressefreiheit und eine Aushöhlung der Demokratie.

Liberale Wirtschaftspolitik mit traumhaften Wachstumsraten: Zehn Jahre regierte in Peru die demokratische Mitte, bei der Präsidentschaftswahl halfen die wirtschaftlichen Erfolge wenig. Am Sonntag wurden die Kandidaten dieser politischen Strömung von zwei extremen Politikern abgehängt. In der Stichwahl entscheiden die Peruaner am 5. Juni zwischen dem Linksnationalisten Ollanta Humala und der rechtskonservativen Keiko Fujimori, Tochter des wegen Mordes in 25 Fällen und Korruption zu 25 Jahren Gefängnis verurteilten früheren Präsidenten Alberto Fujimori.

Humala werde in Peru Verhältnisse wie im Venezuela des linksgerichteten Präsidenten Hugo Chávez einführen, befürchten Politiker der Mitte. Damit sind Verstaatlichungen, die Beschneidung der Pressefreiheit und eine Aushöhlung der Demokratie gemeint. Humala hatte 2006 gegen Amtsinhaber Alan García verloren, unter anderem wegen der Unterstützung von Chávez. Der ist in Peru unbeliebt, deswegen hielt Humala in diesem Wahlkampf Abstand zur Führung in Caracas.

Das Grauen Fujimori

Fujimori lehrt vielen Peruanern schon allein wegen ihres Nachnamens das Grausen. Zu frisch sind die Erinnerungen an die zwei Amtszeiten ihres Vaters zwischen 1990 und 2000. Verletzungen der Menschenrechte, autoritärer Führungsstil, ausufernde Korruption und ein engmaschiges Spitzelsystem zeichneten die zehn Fujimori-Jahre aus. Seine Tochter punktet bei ihren Anhängern vor allem, weil sie die Fortsetzung der Wirtschafts- und Sicherheitspolitik ihres Vaters verspricht. So will sie als einzige Kandidatin die Todesstrafe einführen.

Die Schwäche des bürgerlichen Lagers ist nach Ansicht politischer Beobachter in Lima selbst verschuldet. Statt sich auf einen Kandidaten zu einigen, traten gleich drei Bewerber an: der frühere Präsident Alejandro Toledo, der ehemalige Ministerpräsident Pablo Kuczynski und der Ex-Bürgermeister von Lima, Luis Castañeda. Zusammen wären sie rein rechnerisch auf etwa 45 Prozent gekommen, mehr als Humala und Fujimori. Sie hätten in einer Stichwahl auch gute Chancen auf einen Sieg gehabt, meinte der peruanische Politologe Patricia Navia im Fernsehen. Toledo wertete das Ergebnis als Folge der Unzufriedenheit weiter Teile der Bevölkerung, die der wirtschaftliche Boom nicht erreicht habe.

Mission „Wähler ungarnen“

Humala und Fujimori werden die Wähler der politische Mitte nun mit moderaten Tönen umgarnen müssen. Und beide Kandidaten, die ihre Wähler bisher vor allem bei den Armen fanden, äußerten sich schon am Wahlabend versöhnlich und kompromissbereit.

Humala versprach zwar eine „Umwandlung“ des Landes. Er werde aber auch zu „vielen Konzessionen“ bereit sein. Die erst 35-jährige Fujimori reagierte auf Bedenken der bürgerlichen Mitte: „Wir werden unseren Aufgaben mit absolutem Respekt für die Demokratie, die Pressefreiheit, die Menschenrechte und den Rechtsstaat nachgehen.“