Samstag1. November 2025

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Pegida inmitten von Gegenprotest

Pegida inmitten von Gegenprotest
(AFP/Robert Michael)

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Zum Jahrestag bringt Pegida zehntausende Menschen auf die Straßen von Dresden. Auch die Gegner formieren sich massenhaft. Die Situation ist gefährlich.

Böller fliegen durch die Luft. Sie kommen von beiden Seiten. Dresdens Straßen sind voll, die Stimmung ist aufgeheizt. Während Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann „Wir werden siegen“ in den Jubel von mehr als zehntausend Anhängern ruft, stehen die Gegendemonstranten in Sicht- und Hörweite. Mehr als zehntausend sind es auch, die sich aus vier verschiedene Richtungen in Richtung Semperoper in Bewegung gesetzt haben, um gegen ausländerfeindliche Hetze zu protestieren.

In wechselndem Rhythmus skandieren die Anhänger der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ ihre Parolen. „Wir sind das Volk“, brüllen sie, „Merkel muss weg“ oder auch „Abschieben“. Nach dem Anschlag auf die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker machten Politiker über die Parteigrenzen hinweg Pegida für eine Vergiftung des politischen Klimas und für Gewalt verantwortlich. Bachmann sagt nichts zu Köln. Dafür bieten die selbst ernannten Patrioten rechtpopulistische Politiker aus Tschechien oder Italien auf.

„Herz statt Hetze“

Das breite Bündnis, das unter dem Motto „Herz statt Hetze“ zum Protest gegen Fremdenfeindlichkeit aufgerufen hat, ist erfolgreich. Zuletzt stellten sich längst nicht so viele Menschen Pegida entgegen. Detlev Schranck, der seit vielen Jahren in Dresden lebt, hat von seinem Arbeitgeber für die Demo freibekommen. „Ich schäme mich für Dresden. Weil Pegida hier stattfindet“, sagt er. „Ich finde es gerade zum Einjährigen von Pegida wichtig, gebündelt auf die Straße zu gehen, um zu zeigen, dass wir hier nicht in der Minderheit sind“ sagt der Dresdner Student Stephan Fischer. Die Semperoper sendet von einer Videowand wechselnde Signale für Toleranz – etwa den Spruch „Wir sind keine Bühne für Fremdenhass“.

Nach einer Stunde sprechen Redner von der Pegida-Bühne immer noch davon, dass Angehörige anderer Länder angeblich besser behandelt werden als Einheimische. Die Anhänger skandieren „Widerstand“. Videos werden gezeigt. Neben vielen Deutschland-Fahnen werden auch Flaggen gezeigt, die ein Philippuskreuz in Schwarz-Rot-Gold zeigen. Die Fahne war ein Entwurf für eine künftige deutsche Nationalflagge nach dem Ende des NS-Regimes, erdacht von dem Christdemokraten Josef Wirmer. Die Pegida-Sympathisanten bedienen sich hier also einer historischen Symbolik fernab jeglicher rechtspopulistischer Ideologie.

Mehr als 34000 Menschen

Immer mehr Gegendemonstranten strömen auf den wenige Gehminuten entfernten Postplatz. Hier spielt eine Band. Insgesamt sollen bis zu 20 000 Pegida-Anhänger auf der Straße sein – und etwa 14 000 Gegendemonstranten, wie die Studentengruppe „Durchgezählt“ aufgrund einer Flächenschätzung mitteilt. Unter den Pegida-Anhängern gibt es einen Verletzten. Der Abend ist längst nicht vorbei in Dresden, da bittet die Polizei via Kurzmitteilungsdienst Twitter: „Bitte bleibt besonnen, damit der Abend friedlich bleibt.“

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