In der Bettemburger „Résidence pour personnes âgées an de Wisen“ gibt es zwei Kategorien von Mitarbeitern. Die einen arbeiten gemäß dem SAS-Kollektivvertrag des Pflege- und Sozialsektors (SAS – „Secteur d’aide et de soins“, die anderen gemäß dem FHL-Kollektivvertrag des Krankenhausbereichs. Zurückzuführen ist dies auf das Jahr 2010, als die Luxemburger Pflegehäuser beschlossen, die Krankenhaus-Föderation zu verlassen.
In der Folge kündigten sie einseitig den bisher in ihrem Sektor gültigen FHL-Kollektivvertrag auf, um den für sie als Arbeitgeber günstigeren SAS-Kollektivvertrag einzuführen.
Nach heftigen Protesten des federführenden OGBL versprachen die Firmen im Pflegesektor, dass sie die angestammten Rechte der bis dahin bei ihnen Beschäftigten nicht antasten würden. Die ab diesem Zeitpunkt neu angestellten Beschäftigten jedoch würden unter dem SAS-Kollektivvertrag arbeiten, so der damals erzielte Kompromiss. Dieser Kompromiss wurde respektiert, bis die Direktion der Bettemburger „Résidence pour personnes âgées an de Wisen“, die von der Sodexo-Gruppe geführt wird, damit begann, Druck auf jene Mitarbeiter zu machen, die noch unter dem FHL-Kollektivvertrag arbeiten. Diese sollten „freiwillig“ in den für sie ungünstigeren SAS-Kollektivvertrag wechseln.
Massiver Lohnverlust
Der Unterschied ist beeindruckend, weil es sich zumeist um jene Leute handelt, die am längsten zum Betrieb gehören. In Bettemburg bedeutet dies für die Betroffenen je nach Dienstalter und Qualifikation zwischen 17.000 und 25.000 Euro Lohn weniger im Jahr und 5% mehr Arbeitszeit pro Woche.
Von den 107 Mitarbeitern im FHL-Status gaben dann auch nur 33 dem Druck nach.
Dies vor allen Dingen, weil sich die Direktion nicht scheute, in Einzelgesprächen z.B. massiv Druck zu machen und bei anderer Gelegenheit sogar bereits zu jenem Zeitpunkt damit gedroht hatte, alle, die nicht wechseln wollten, einfach zu entlassen. Und diese alte Ankündigung will die Direktion jetzt wohl auf ihre Art umsetzen. Sie berief sich bei ihrer Argumentation stets auf hohe finanzielle Belastungen, legte jedoch keine Zahlen vor. Zweimal kam es zu Protestveranstaltungen der Gewerkschaften vor den Türen des Hauses.
Am Donnerstag nun der Paukenschlag: Die Direktion kündigte in einer Mitteilung an, sie wolle einen Sozialplan für jene Mitarbeiter beantragen, die noch im FHL-Status sind. Und sie stellte Zahlen in den Raum. Das Defizit im letzten Jahr habe sich auf 900.000 Euro belaufen. Insgesamt habe das angewachsene Defizit zwischen 2012 und 2016 fast 2,5 Millionen Euro erreicht.
Das Ansinnen der Direktion nach einem Sozialplan kommt umso überraschender, als sie noch am Mittwoch bei einem Treffen mit dem OGBL gesagt hatte, man wolle im Rahmen der Schlichtungsprozedur, die in einer Woche ausläuft, weiter verhandeln. Betroffen sind insgesamt noch 66 Leute, da den acht Mitgliedern der Personaldelegation nicht gekündigt werden kann. Der OGBL reagiert mit einem Streik. Details werden am Freitag mitgeteilt.
De Maart
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