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Der Kampf für die Geleichberechtigung der Geschlechter ist noch nicht vorbei. Daran erinnern am Dienstag Frauenorganisationen auf der ganzen Welt - auch in Luxemburg.

Am Dienstag ist Internationaler Frauentag. Ein nach wie vor notwendiger Tag, denn von voller Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen kann noch nicht gesprochen werden. Obwohl Frauen seit einem Jahrhundert schon dies öffentlich fordern. Der 8. März als Internationaler Frauentag feiert am Dienstag 100 Jahr.

1919: Die erste Frau, Marguerite Thomas-Clement, zieht ins Parlament ein.
1922: Marcelle Dauphin praktiziert als erste Zahnärztin in Luxemburg.
1923: Marguerite Welter wird erste Anwältin Luxemburgs.
1924: Die Luxemburgerin Schwimmerin, Lory Koster, nimmt an der Olympiade teil.
1937: Als erste Luxemburgerin erhält Simone Lutgen den „Prix Grand-Duc Adolphe“.
1945: Nelly Flick ist die einzige Frau in der Konsultativen Versammlung.
1965: Mit Astrid Lulling (LSAP) hat das Land eine zweite weibliche Abgeordnete.
1958: Die Luxemburgerin Elsy Jacobs wird Radweltmeisterin
1967: Madeleine Frieden-Kinnen (CSV) wird erstes weibliches Regierungsmitglied.

Zum diesjägrigen Frauentag stellt CID-Femmes drei Themen in den Mittelpunkt.
Das Recht der Frau auf selbstbestimmte Sexualität und Schwangerschaft. Der CID-Femmes unterstützt in diesem Zusammenhang die Forderung des Kollektivs „Si je veux“, das unter anderem eine Reform des Gesetzes von 1978 fordert. Abtreibungen sollen entkriminalisiert werden. Ein Schwangerschaftsabbruch innerhalb der ersten 12 Wochen soll straffrei bleiben. Der Zugang zur Abtreibung soll vereinfacht werden.
Der Zugang von Frauen zu Führungspositionen müsse verbessert werden, betont der CID-Femmes. Der Frauenanteil in Führungsgremien liege lediglich bei 30 bis 40 Prozent. Im Augenblick sind auf politischer Ebene vier von fünfzehn Regierungsmitgliedern Frauen. Im Parlament sind von 60 Abgeordneten nur 12 Frauen. Im Staatsrat (21 Mitglieder) sind nur sechs Frauen. Die Einführung von Quoten soll Abhilfe schaffen. Aber auch die ungleiche Bezahlung und Behandlung der Frauen am Arbeitsplatz muss abgeschafft werden, so die Frauenrechtlerinnen.
Schließlich sei es auch wichtig, das Bild der Frau in der Gesellschaft zu verändern. Stereotype Geschlechterbilder würden den Mentalitätswandel verhindern, unterstreicht der CID-Femmes. Eine große Rolle komme da der Schule zu. Aber auch die Medien können durch eine „geschlechterneutrale“ Berichterstattung helfen, Vorurteile zu bekämpfen. Schließlich fordern die Frauenvereinigungen die Schaffung eines staatlichen, unabhängigen Kontrollorgans, das diskriminierende Darstellungen und Texte sanktioniert.

Am internationalen Frauentag am Dienstag findet um 17.00 Uhr vor dem Parlament auf Krautmart eine Kundgebung statt, um den 100. Geburtstag des Tages zu feiern und um den Forderungen der Frauen nach mehr Gleichbehandlung größeren Druck zu verleihen.
In Esch/Alzette steht am 8. März um 20.00 Uhr im Ariston-Kino die Vorführung des Films „Images de femmes ou le corset social“ (Frauenbilder und soziale Zwänge“ auf dem Programm. Im Konservatorium der Stadt ist am 11. März (Freitag) um 19.30 Uhr eine Konfernez mit dem Titel „1911 – 2011: Cent ans de Journée internationale des Femmes au Luxembourg“ vorgesehen.

1906 entstehen die ersten beiden Luxemburger Frauenorganisationen: Der bürgerliche „Verein für die Interessen der Frau“ und der „Luxemburger Katholische Frauenbund“. Doch die Forderung nach dem Frauenwahlrecht stellen sie nicht. Dem Aufruf der Sozialistin Clara Zetkin und der Sozialistischen Internationalen sind am 19. März 1911 in Deutschland, Frankreich, Österreich und Dänemark zehntausende Frauen gefolgt und auf die Straße gegangen, um für ihre politischen, zivilen und wirtschaftlichen Rechte zu kämpfen. Sie verlangten auch bessere Arbeits- und Lebensbedingungen.

Wahlrecht

Für die Arbeiterbewegung wurde das Wahlrecht für Frauen ab 1912 eine stets wichtigere Forderung. Ab Juni 1918 beginnen in Luxemburg die parlamentarischen Arbeiten zur geplanten Verfassungsreform. Dabei wurde Anfang 1919 auch das Wahlrecht diskutiert. Am 8. Mai wird das aktive und passive Wahlrecht für Frauen und Männer mit 39 gegen 11 Stimmen bei einer Enthaltung angenommen. Damit gehört Luxemburg zu den europäischen Ländern, in denen das Frauenwahlrecht früh eingeführt wurde.

In den Zwanzigerjahren entdecken die Frauen neue Berufe. Sie werden Anwältinnen, Ärztinnen, Lehrerinnen … Doch so richtig von der Gesellschaft anerkannt werden sie in ihrem Beruf noch nicht. Und auch die Bezahlung ist weit von der ihrer männlichen Kollegen entfernt.

Erste Demonstrationen

In Luxemburg musste man bis 1929 warten, ehe es zu öffentlichen Kundgebungen kam. Organisator war damals der „Foyer de la femme“. Bis zum Zweiten Weltkrieg werden regelmäßig solche Protestaktionen veranstaltet, da es in den 30. Jahren zu einem sogenannten gesellschaftlichen „Roll Back“ kam. „Zurück an den Herd“, hieß damals die Devise vieler konservativer Politiker.

Der Zweite Weltkreig verändert sich die Wahrnehmung der Frau. Nach dem Krieg helfen die Frauen, die zerstörten Länder wieder aufzubauen. Praktisch ändert sich aber nicht viel. Frauen verdienen immer noch weniger, werden fast nie Chef usw. Nach dem Krieg greifen linke Frauenorganisationen den Internationalen Frauentag wieder auf. Hauptthemen sind aber der Frieden, die Entmilitarisierung und die internationale Solidarität.

Die 1970er Jahre

Es dauert bis Ende der 60. Jahre, bis die ungleiche Behandlung zwischen Frau und Mann wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rückt. 1974 wird von einer DP/LSAP-Koalition das Zivilrecht abgeändert. Das Ehe- und Scheidungsgesetz wird „modernisiert“. Die Abtreibung wird „liberalisiert“, der Zugang zur Armee geöffnet und die Gleichbehandlung im Beruf im Gesetz festgeschrieben.

Ab 1995 folgte mit der Schaffung des Frauenministeriums der Durchmarsch durch die Institutionen. 2006 wird die Gleichheit von Frauen und Männern in der Verfassung verankert. Doch diese Gleichstellung müsse noch durch konkrete Maßnahmen in vielen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens verwirklicht werden, sagt CID-Femmes.

Quelle: Cid-Femmes.
Informationen auf www.fraendag.lu