Nach den Beratungen mit den Gesundheits- und Verbraucherminister der Bundesländer zeigte sich der deutsche Gesundheitsminister Daniel Bahr Bahr aber optimistisch, „dass wir bundesweit das Schlimmste hinter uns haben“. Er wies zugleich Kritik am Krisenmanagement zurück: „Ich habe keinen Anlass, an der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern zu zweifeln“.
Die Infektionswelle sei der schwerste jemals beobachtete EHEC- Ausbruch in Deutschland und Europa, teilten die Minister nach dem Treffen mit. Bisher seien 1959 Fälle registriert, davon 689 mit besonders schwerem Verlauf, berichtete Bahr am Mittag im Bundestag.
Zurückgehende Neuinfektionen
Bilang sind 25 Menschen gestorben. Es sei nicht auszuschließen, dass es weitere Todesfälle und Neuinfektionen gebe. Daher könne noch keine Entwarnung gegeben werden. Das Robert Koch-Institut habe aber zurückgehende Zahlen von Neuinfektionen festgestellt. Warnungen vor dem Verzehr von rohen Gurken, Tomaten, Salat und Sprossen müssten aufrechterhalten werden.
Die Hinweise auf einen gesperrten Biohof in Niedersachsen als mögliche Quelle der Epidemie verdichteten sich. Eine dritte Mitarbeiterin des Betriebs sei im Mai vermutlich an dem Darmkeim erkrankt gewesen, sagte Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann.
Erste Hinweise
Vorher war bereits die EHEC-Infektionen einer Mitarbeiterin des Herstellers von Sprossengemüse bekannt, eine zweite litt an Durchfall. Auch zwei EHEC-Patienten in Cuxhaven wiesen Verbindungen zu dem Hof auf. Dieser hatte meist über Zwischenhändler Sprossen an Restaurants, Hotels und Kantinen geliefert, deren Gäste teils dutzendfach an EHEC erkrankten. In Sprossen-Proben fanden sich aber bisher keine EHEC-Erreger.
Mediziner der Universitätskliniken Greifswald und Bonn haben Hinweise auf die Ursache schwerer Verläufe bei EHEC-Patienten mit dem HU-Syndrom gefunden. Vieles deute darauf hin, dass neben dem Giftstoff Shigatoxin auch die Bildung von Autoantikörpern für schwere Schädigungen verantwortlich sei, sagte Mediziner Andreas Greinacher. Die Autoantikörper erhöhten einen Gerinnungsfaktor, was die Durchblutung von Gehirnregionen und der Nebennieren einschränke.
Volle Vergütung
Bahr wies darauf hin, dass Krankenhäuser mit zahlreichen EHEC- Patienten zusätzliche Vergütungen beantragen könnten. Es gebe keinen Anlass zu Gesetzesänderungen. Der Verband der Universitätsklinika Deutschlands forderte, alle EHEC-Fälle müssten außerhalb des vereinbarten Budgets zum vollen Preis abgerechnet werden.
Kritik an einem Kompetenzwirrwarr zwischen zuständigen Behörden wiesen Bahr und Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner zurück. Es sei eine „typisch deutsche Diskussion“, dass nun wieder nach einer neuen Behörde gerufen werde, sagte der Gesundheitsminister. „Es ist nicht die Frage, ob es nur eine Behörde gibt, sondern es kommt auf die Zusammenarbeit der Behörden an.“ Die Minister von Bund und Ländern vereinbarten „nach dem aktuellen Geschehen eine sorgfältige Evaluierung der Zusammenarbeit“ zwischen den Behörden.
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