„Nichts tun ist der einzige Fehler“

„Nichts tun ist der einzige Fehler“
(Hmontaigu)

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400 Menschen in Luxemburg erleiden jährlich einen Herzinfarkt. Nur 2 - 3 Prozent überleben ihn. Ein Defibrillator kann Leben retten. Landesweit gibt es etwa 1.000 solche Geräte.

Panik im Krankenhaus. Ein Patient erleidet gerade einen Herzstillstand. Das ganze Personal fängt an herumzurennen. Ein Arzt eilt herbei und zückt zwei riesige Metallteile. „Weg vom Patienten“, schreit er, und fängt an, dem leblosen Körper Stromschläge zu verpassen. Diese Darstellung einer Wiederbelebung ist heute noch öfters in Serien und Filmen zu sehen. Sie ist allerdings ein wenig altbacken.

Mittlerweile ist das benutzte Geräte, der Defibrillator, keine hochkomplizierte medizinische Maschine mehr, sondern kann von jedem benutzt werden. Das Stichwort lautet AED. Es handelt sich um einen vollautomatisierten Defibrillator, der von Laien benutzt werden kann. Sogar ohne Ersthelfer-Ausbildung.

Geolokalisation

Um den Menschen die Wiederbelebung näherzubringen, wurde der „Luxembourg Resuscitation Council“ (LRC) gegründet. Dieser setzt sich auf verschiedenste Weise für eine Demokratisierung der Wiederbelebung ein.
„Viele Menschen, mit denen ich rede, haben Angst vor Fehlern bei der Reanimation“, so Carlo Clarens, Sekretär des LRC. „Dabei ist das einzige, das man falsch machen kann, nichts zu machen.“ Er erklärt weiterhin, dass in Luxemburg viele Tode verhindert werden könnten, wenn man schneller reagieren würde. „Wir sind einfach zu langsam.

In den Niederlanden gibt es eine Zusammenarbeit mit Telefonanbietern. Wer sich auf eine Liste von Ersthelfern einschreibt, bekommt zehn Prozent Rabatt auf sein Abo. Diese Menschen können dann im Notfall durch Geolokalisation per SMS benachrichtigt werden und sind schnell vor Ort, um zu helfen.“ Nach nur drei Minuten hat der Körper keinen Sauerstoff mehr. Nach 20 Minuten kommt in den meisten Fällen jede Hilfe zu spät. 68 Prozent der Herzstillstände passieren in Gegenwart eines Zeugen, doch nur jeder fünfte reagiert schnell genug und beginnt mit der Wiederbelebung vor der Ankunft der Rettungsdienste.

„Réagis!“

Ein weiteres Problem ist der Standort der Defibrillatoren. „Viele befinden sich in Gebäuden, die beispielsweise um sechs Uhr abends schließen“, erklärt Carlo Clarens. Interessanter wäre es, öffentliche Standorte zu finden, die immer erreichbar sind. „Wir wollten in diesem Zusammenhang ein Projekt mit Apotheken in Luxemburg starten. Leider waren diese nicht interessiert.“

Landesweit gibt es etwa 1.000 Defibrillatoren. Die Anschaffungskosten für ein Gerät drehen um die 2.500 Euro. Die genaue Anzahl der Geräte ist unbekannt, da die Registrierung nicht obligatorisch ist. „In anderen Ländern ist die Deklarierung Usus. Das würde uns ermöglichen, die Geräte zu kontrollieren und sie im Auge zu behalten“, so der Sekretär des LRC. „Außerdem wüssten wir dann, ob überhaupt jemand sie benutzt.“

In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium wurde 2012 die Informationskampagne „Réagis!“ und mit ihr die Internetseite „reagis.lu“ gestartet. Auf dieser ruft die LRC die Betriebe, die Gemeinden und andere Aktoren, die einen Defibrillator gekauft haben, auf, diesen auf der Seite zu melden. Bisher wurde der Standort von 337 Geräten eingetragen.

„Wir könnten jedes Jahr 20 bis 30 Leben retten, wenn die Reaktionszeit verkürzt werden könnte“, erklärt Clarens. „Die Menschen müssen einfach verstehen, dass sie agieren müssen, bis der Rettungsdienst da ist. Bei dessen Ankunft ist es meistens schon zu spät.