Nichts in Butter

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(AFP)

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Butter ist derzeit so teuer wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht. Das trifft in Luxemburg nicht nur die Verbraucher. Auch die Konditoren haben mit der Situation zu kämpfen. Einer von ihnen erinnert aber an die wahren Leidtragenden der jetzigen Butter-Krise.

Butter ist laut dem deutschen Bauernverband derzeit so teuer wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht. Noch im Sommer vergangenen Jahres habe ein Kilogramm Markenbutter weniger als 2,30 Euro gekostet, derzeit liege der Preis bei mehr als 5,00 Euro, sagt der Präsident des deutschen Konditorenbundes, Gerhard Schenk, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Auf die Problematik machen auch andere aufmerksam. Butter verteuerte sich in nur wenigen Wochen um hundert Prozent, schreibt der große belgische Margarine-Produzent Aigremont in seinem Juni-Newsletter. Das treibe die Nachfrage nach Alternativen in die Höhe.

Das stark kritisierte Palmöl etwa geht die umgekehrte Richtung und wird immer billiger. Kaasbrik, ebenfalls aus Belgien, aber auf Käse spezialisiert, warnt seine Kunden in einem Brief Mitte Mai vor einer erheblichen Preiserhöhung bei Milchprodukten. Alle Markteilnehmer seien einer Meinung: Das werde in den kommenden Monaten so weitergehen.

Die Situation? „Alles ist so extrem, extrem“

Das sagt auch Carine Meyers. Sie ist die Verantwortliche beim Luxemburger Großhändler „La Provençale“ für den Bereich „Crèmerie &Traiteur“, hofft auf Besserung, meint aber, „die kommenden zwei, drei Monate werden hart“.

Die Situation jetzt? Carine Meyers findet sie „schrecklich, alles ist so extrem, extrem viel teurer geworden“. Und nennt ein Beispiel: Für eine ihrer Buttermarken hat ihr der Anbieter am vergangenen 31. Mai eine Teuerung zum 1. Juni angekündigt. Von einem Tag auf den anderen also. Um einen Euro pro Kilogramm Butter. Das ist enorm und hilft zu verstehen, wieso Carine Meyers die Situation nicht nur „extrem“ findet, sondern „extrem, extrem“.

Doch das ist noch nicht einmal das Hauptproblem. „Wenn Sie für morgen einen Lkw Butter brauchen, bekommen Sie den nicht“, sagt Carine Meyers, „die Ware ist einfach zu rar geworden“. Das sei auch beim Käse der Fall. „Alles ist extrem knapp, besonders bei den Großen wie Gouda, Emmentaler oder geriebenem Mozzarella.“ Speziell der geriebene Mozzarella sei in kürzester Zeit um bis zu 30 Prozent teurer geworden.

Konditor Cayotte ist wütend

Carine Meyers fühlt sich an das Jahr 2007 erinnert. Da hat sie, die heute seit 22 Jahren bei der „Provençale“ arbeitet und am Bauernhof aufgewachsen ist, eine solche Krise zum ersten Mal erlebt. „Damals schob man es auf die gestiegene Nachfrage aus China“, sagt Carine Meyers. Im Zuge der Krise ist die Milchproduktion gedrosselt worden, sodass heute die Nachfrage das Angebot übersteigt. „Nun sind wir 2017 – und ich persönlich denke, wie es jetzt ist, ist es noch schlimmer.“

Das trifft natürlich auch die Konditoren. Gérard Cayotte, der sein Feinbäckergeschäft in Esch betreibt, ist „besorgt und wütend“. „Ich kann das nicht an die Kunden weitergeben“, sagt der Mann der auch das CHEM-Krankenhaus in Esch beliefert. In der Qualität will er nicht runter. Also bleibe ihm nur die Wahl über die Quantität.

Im Gegenzug dazu haben Konditoreiverbände in Deutschland und Frankreich bereits Preiserhöhungen ihrer Mitglieder angekündigt. Einige Betriebe in Deutschland hätten diese schon umgesetzt, der Rest werde in Kürze folgen, sagt Gerhard Schenk.

Irre Preise, verzweifelte Bauern

Die spezielle Butter für Konditoreiwaren, die trockener und damit fetthaltiger ist als die für den Privatgebrauch, kommt auch Gérard Cayotte immer teurer zu stehen. Der Preis sei kürzlich von 4,20 Euro pro Kilogramm auf 6,40 Euro gestiegen. „und wenn ich mich dann bei den großen Produzenten beschweren will, hebt da nicht mal einer das Telefon ab!“

Man kann Gérard Cayotte seine Wut nun ansehen. Sie bezieht sich nicht nur auf sein Geschäft. Er kritisiert die „Mittelsmänner“. Das sind in dem Fall die Butterhersteller. „Da kocht bei mir die Wut hoch“, sagt Gérard Cayotte, „schauen Sie, die Butter wird sehr schnell sehr viel teurer – aber in Frankreich bringt sich ein Milchbauer pro Woche um, weil er nicht mehr über die Runden kommt.“ Gérard Cayotte findet, dass da irgendetwas nicht mehr stimmt.

„Rekordpreise für Butter sind nicht gleichbedeutend mit Rekordeinkommen für unsere Milchbauern“, sagt Milchexperte Ludwig Börger vom Deutschen Bauernverband, auch gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Butter sei nur eines von vielen Milchprodukten, die wiederum nicht alle so stark im Preis gestiegen seien.

Milchbauern erzielten derzeit 33 bis 34 Cent pro Liter, 2016 lag der Preis phasenweise bei nur 23 Cent. „Das gleicht die finanziellen Verluste der vergangenen Krisenjahre längst nicht aus.“ Die wirklich dramatischen Folgen spielen sich derweil nicht an den Preisschildern an den Tortenstücken ab. Auf die wirklich dramatischen Folgen hat Gérard Cayotte hingewiesen.