Montag10. November 2025

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„Nicht hier“

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In Petingen gibt es Streit um die Unterbringung von 61 Asylbewerbern. Die Pläne, die Flüchtlinge in Containern nahe einer Grundschule unterzubringen, sorgten am Dienstag für heftige Proteste.

61 Asylbewerber (40 Erwachsene und 21 Kinder) werden ab Montag in Petingen in Container unweit der Grundschule „An Eigent“ untergebracht. Sie werden die kommenden sechs Monate dort leben. Die Gemeinde ist jetzt mit Vorurteilen aus der Bevölkerung konfrontiert. Die Leute sind misstrauisch und machen sich Sorgen um ihre neue Nachbarschaft. Die unterschwellige Abneigung gegenüber Asylbewerber in der Luxemburg Bevölkerung ist nicht neu. Die anonymen Kritiker im Land bekommen jetzt durch die Unterbringung von Asylsuchenden in den Gemeinden neues Futter.

Mehr als 100 Petinger demonstrierten am Dienstag vor dem Schulzentrum. Die Anwohner finden die Nähe zu Schule absolut ungeeignet als Standort für ein Asylzentrum, in dem die 61 Leute „zusammengepfercht“ leben sollen. „Dass sie in Petingen nicht willkommen sind, hat mit Ausgrenzung nichts zu tun“, sagt eine Anwohnerin.

„Warum hier?“

„Wir haben nichts gegen die Leute“, heißt es immer wieder am Dienstag vor Ort, „aber warum müssen sie gerade gegenüber der Schule untergebracht werden“. Ein Rentner meint: „Nicht hier. Wir sollten uns erst einmal um die Armen hier in Luxemburg kümmern“.

„Ich fürchte mich jetzt vor einer steigenden Kriminalität hier in der Gegend“, moniert eine portugiesische Mutter. Ein Mann mit einem Plakat ruft: „Warum habt ihr alle Angst? Das sind doch keine Mörder.“

Notunterkünfte gesucht

Hunderte Asylbewerber mußten in den vergangenen Wochen notgedrungen vom „Office Luxembourgeois de l’accueil et de l’intégration“ (OLAI) landesweit auf Campingplätzen in Zelten untergebracht werden. Doch mit den Minusgraden in der Nacht, wo sollen die Leute jetzt hin? In der nackten Platznot der Behörden werden jetzt die Menschen zum Teil in Pfadfinder-Heimen und Gebäuden der Kommunen untergebracht.

Teilweise wurden die Gemeinden nur Stunden vor einer solchen Aktion informiert – wie im Fall Petingen, beklagt sich Bürgermeister Pierre Melina (CSV). Allerdings kann er die Ängste der Anwohner nicht nachvollziehen: „Wir haben es hier nicht mit Kriminellen zu tun“, beschwichtigt Melina vor den verunsicherten Menschen vor Ort und spricht von einer „Notsituation“.

„Wüste Beschimpfungen“

Die Gemeinde ist jetzt mit Vorurteilen aus der Bevölkerung konfrontiert. Die Verantwortlichen im Petinger Rathaus müssen jetzt mit den Sorgen der Bevölkerung umgehen. Wüste Beschimpfungen hätten sich die Mitarbeiter in den letzten Stunden anhören müssen, heißt es hinter vorgehaltener Hand.

In Petingen leben derzeit mehr als 15.000 Menschen. Die Einwohner sezten sich aus rund 70 Nationalitäten zusammen.