Samstag15. November 2025

Demaart De Maart

Nackte, „zensierte“ Tatsachen

Nackte, „zensierte“ Tatsachen
(Abbildung — Seite 28 / 29 in SPEX N°340. The xx(x))

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Wegen jugendschutzrechtlicher Bedenken wurde die aktuelle "Spex" in Luxemburg aus den Kiosk-Regalen genommen. Valora spricht von einer "einmaligen Nichtauslieferung".

Der verantwortliche „Spex“-Chefredakteur Torsten Groß will aus dem Verbot der aktuellen Ausgabe für Luxemburg keine Konsequenzen ziehen. „Juristische Schritte unsererseits wird es nicht geben. Das würde viel zu lange dauern und uns im Hinblick auf den aktuellen Titel nichts bringen,“ sagt Groß gegenüber Tageblatt.lu. Er geht allerdings davon aus, dass die nächste „Spex“-Ausgabe sehr gründlich geprüft werden wird.

Auslöser für die Nichtauslieferung in Luxemburg sind zwei Fotos aus der aktuellen Ausgabe zum Thema Pornografie. Was bei unseren Nachbarn in Deutschland niemanden stört und juristisch einwandfrei ist, gilt hier in Luxemburg als pornografisch. Die abgedruckten Bilder dienen auf der anderen Moselseite für ein Aufklärungsbuch. Das Buch mit dem Tiel „Make Love“ ist dort für Jugendliche ab 14 Jahren frei erhältlich. Selbst das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ veröffentlichte Bilder von dem Fotoshooting für das Aufklärungsbuch.

Unterschiedliche Stimmen

Das Verbot der aktuellen „Spex“ hat auf auch auf unserer Facebook-Seite und Tageblatt.lu für Aufregung gesorgt:

– Dann dierft den Fernseh just nach Schnéi weisen, well do sin verschidden Reklammen jo méi pornographesch.

– … Wenn es also den Schweizern zu bunt wird, kehren sie ihre konservative Zwinggliseite nach aussen, und vertreiben eine Zeitschrift einfach nicht. Lassen wir uns den wirklich von aussen eine Zensur aufzwingen. Nein, dies darf und kann einfach nicht sein….

– Ein Fall für die EU Kommission?

– Das Mittelalter war vorgestern.

„Obszöne Publikation“

Muss Valora-Luxemburg jetzt auch bei anderen Blättern, wie Playboy, Hustler oder Schlüsselloch in den Regalen der Zeitschriftenhändler reagieren? Oder müssen in Zukunft in Biologiebüchern in den Schulen Geschlechtsteile geschwärzt werden, da sie nach Luxemburger Recht pornografisch sind?

Der Verband der Luxemburger Journalisten „ALJ“ kritisiert das Verkaufsverbot der aktuellen Spex als „übelste Zensur“. Rein rechtlich gesehen, heißt es von der ALJ, handelt es sich beim Spex-Artikel mit den strittigen Bildern um einen Aufklärungsartikel zur Dokumentation eines gesellschaftlichen Phänomens.

In einer Valora-Stellungnahme, welche in der Schweiz für Luxemburg verfasst wurde, begründet der Zeitschriftenvertrieb wie folgt: „Die in den Medien erschienenen Artikel beziehen sich immer auf die Bilder auf den Seiten 25 -30 mit den Fotos von Heji Shin. Über diese kann man unterschiedlicher Auffassung sein, nicht aber über das Bild der vorletzten Seite, das nebst einer pornographischen auch ein äusserst entwürdigendes Bild einer Frau darstellt.“ Valora beruft sich auf den Artikel 383 im luxemburgischen Strafgesetzbuch. Demnach gelten die Bilder als „obszöne Publikation“. Hier können im schlimmsten Fall Gefängnis und hohe Gelstrafen drohen.

„Einmalige Nichtauslieferung“

„Aufgrund dieser Tatsache, musste auf Basis der relevanten Gesetzesartikel und im Sinne des Jugendschutzes entschieden werden, die Zeitschrift nicht auszuliefern. Die Entscheidung erfolgte in Abstimmung mit dem Nationalvertrieb MZV und wurde unabhängig von der Schweiz in Luxemburg gefällt,“ heißt es weiter.

Laut Valora soll „Spex“ weiterhin im Handel bleiben, da es sich nur um eine „einmalige Nichtauslieferung“ handle. In diesem Sinne stellt dies keine Zensur dar, unterstreicht das Unternehmen aus der Schweiz. Valora Luxemburg schweigt zu dem Thema.

Preiswerte Werbung

Die Macher von „Spex“ indess dürfe die ganze Polemik hier im Land freuen. Billiger bekommt man keine Werbung. In Berlin hat man entsprechend reagiert: „Unseren treuen Leser*innen in Luxemburg möchten wir nun anbieten, SPEX N°340 über uns zu erwerben. Auf der SPEX-Aboseite findet sich nun die Möglichkeit, die Ausgabe direkt zu bestellen.“