/ Mladic an Den Haag ausgeliefert

(dpa)
„Mladic ist ausgeliefert“, sagte Serbiens Justizministerin Snezana Malovic am Dienstagnachmittag in Belgrad. Er sitze im Flugzeug auf dem Weg in die Niederlande. Ziel der Sondermaschine der Regierung war Rotterdam, wo er am Abend erwartet wurde.
Der ehemalige Militärchef der bosnischen Serben im Bürgerkrieg (1992-1995) war am letzten Donnerstag nach fast 16-jähriger Flucht verhaftet worden. Ihm werden die schwersten Kriegsverbrechen seit 1945 in Europa vorgeworfen.
Verwirrspiel
Die Polizei hatte zuvor aus Sicherheitsgründen ein Verwirrspiel organisiert. Insgesamt drei Kolonnen mit Polizei-Jeeps hatten im Abstand von einer Stunde das Gericht in Belgrad verlassen, in dem der 69-Jährige seit seiner Verhaftung in einer Zelle saß. Die Autobahn von der Innenstadt in Richtung Flughafen wurde von der Polizei blockiert. Weil sich der Transport von Mladic zum Flughafen „Nikola Tesla“ verzögert hatte, konnte die Justizministerin erst eine halbe Stunde später als geplant den Vollzug mitteilen.
Zuvor hatte Mladic das Grab seiner Tochter Anna besucht. Um 6 Uhr in der Früh wurde er unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zum Grab auf dem Topcider-Friedhof gebracht. Die damals 24-jährige Medizinstudentin hatte sich im März 1994 mit der Pistole ihres Vaters umgebracht. Nach Medienberichten soll sie aus Gram über die Gräueltaten ihres Vaters gehandelt haben. Mladic selbst hatte immer von Mord gesprochen.
Tränen
Die letzten Stunden vor seiner Abreise verbrachte er mit seinen engsten Verwandten. Sein Sohn Darko sowie die Enkelkinder waren bei ihm. Seine Frau Bosiljka hatte ihm einen großen Koffer mit Kleidung und persönlichen Gegenständen mitgebracht. Der Ex-General sei bei der Verabschiedung in Tränen ausgebrochen, berichtete sein Anwalt. Mladic hatte vor den Justizbehörden noch seine Ehefrau in Schutz genommen, gegen die ein Verfahren wegen unerlaubten Waffenbesitzes läuft. Es handele sich nicht um ihre, sondern um seine Waffen, hatte Mladic betont.
Der ehemalige Oberkommandierende der bosnischen Serben muss sich wegen Völkermordes vor dem UN-Tribunal verantworten. Unter anderem geht es um die Ermordung von bis zu 8000 muslimischen Männern und Jungen im ostbosnischen Srebrenica im Juli 1995, um Grausamkeiten in Gefangenenlagern, sogenannte ethnische Säuberungen und den jahrelangen Beschuss von Sarajevo mit schweren Waffen, wobei tausende Menschen getötet wurden. Insgesamt waren im Bosnien-Krieg auf Seiten der Muslime, Kroaten aber auch der Serben insgesamt wenigstens 100.000 namentlich benannte Menschen ums Leben gekommen.
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