Sonntag19. Oktober 2025

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Mit Maßband und Winkelprisma

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Am Freitag findet in Schengen der erste Geodäten-Tag statt. Wir unterhielten uns anlässlich dieses Events mit dem Vorsitzenden des "Ordre des géomètres". Ein persönliches Gespräch.

Was hat Sie dazu bewogen, Geodät zu werden?

Paul Derkum

Paul Derkum ist seit über 30 Jahren Geodät. Er wurde 1956 geboren und besuchte das Lycée Michel Rodange. 1975 begann er Geodäsie-Studien an der Universität in Bonn. 1980 schloss er seine Studien erfolgreich ab. Im selben Jahr wurde er von der Luxemburger Kataster- und Topografieverwaltung eingestellt. Bis 2003 arbeitete er in der Außenstelle der Behörde in Diekirch. Er war für die Katastervermessung in den Kantonen Clervaux, Diekirch, Wiltz und Vianden zuständig. Dann wurde er Chef der Abteilung für zentrale Dienststellen in der Hauptstadt. „Ich bin jetzt mehr mit verwaltungstechnischen Aufgaben beschäftigt“, kommentiert Derkum seine neue Stelle.
Im „Ordre des géomètres“ ist er seit 1988 tätig. Er war zunächst Kassierer der Vereinigung, ehe er 2012 den Vorsitz übernahm. (rh)

Geodäten-Tag

Am Freitag, den 23. September, veranstalten der „Ordre luxembourgeois des géomètres“ der DVW Saarland und der DVW RHeinland-Pfalz, Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement in Schengen (L) die erste Auflage des Geodätentages. Im Kochhaus werden sich dann etwa 100 Experten einfinden, um über das Vermessungswesen austauschen. Das Motto der Veranstaltung lautet: „Geodäten überwinden Grenzen in Europa“. Themen, die zur Sprache kommen, betreffen unter anderem die Schengen-Verträge, der Einsatz von UAV (Drohnen…) in der Geodäsie und die Grenzvermessung. (rh)

Paul Derkum: „Als Absolvent einer mathematisch-naturwissenschaftlichen Sektion im Lyzeum sieht man sich natürlich nach einem Ingenieurberuf um. Dazu kam, dass damals (wie heute) ein Bedarf an Vermessungsingenieuren bestand.“

Was braucht man, um Geometer zu werden (Talente, Wissen, Interessen)?

„Die Grundkenntnisse aus der Schule und ein Interesse an Mathematik erleichtern natürlich ein Studium mit Fächern wie geodätischem Rechnen, Ausgleichungsrechnen sowie Erdmessung und Landesvermessung.“

Wenn man in der Katastervermessung arbeitet, muss man sich zudem in mehrere Teilbereiche des bürgerlichen Rechts einarbeiten.

Man sollte unbedingt auch einen guten Umgang mit Menschen haben, da man immer wieder in Grenzkonflikten schlichten muss.

Wie hat sich der Beruf verändert, seit Sie angefangen haben zu arbeiten?

Allein schon in der Katastervermessung hat sich der Beruf radikal verändert. Zu Beginn meiner Berufstätigkeit war es noch üblich, mit Messband, Winkelprisma und einigen Fluchtstäben ganze Aufnahmen oder Absteckungen durchzuführen. Bei größeren Vermessungen wurde ein optisches Tachymeter eingesetzt. Die Katasterverwaltung hatte in der Tat nur einen einzigen elektronischen Distanzmesser, der mit einem optischen Theodolit kombiniert wurde. Zu Beginn meiner Tätigkeit in Diekirch hatte ich dann aber schon ein elektronisches Tachymeter zur Verfügung. Heute werden die Vermessungen mit modernsten Geräten in Kombination mit Satellitenempfängern vorgenommen.

Auch das Zeichnen der Vermessungspläne hat sich von manuellen zu informatisierten Verfahren entwickelt. Ebenso sind die Katasterpläne und die topografischen Karten heute digital verfügbar, was von professionellen und privaten Anwendern im nationalen Geoportal tagtäglich benutzt wird.

Was war Ihr schlimmstes bzw. Ihr lustigstes Erlebnis als Geodät?

Ist es ein schlimmes oder ein lustiges Erlebnis, wenn ein Mitarbeiter meines Messtrupps ausrutscht und im Bach landet, oder wenn eine funkelnagelneue Hose im Stacheldraht hängen bleibt?

Was raten Sie jungen Leuten, die den Beruf erlernen wollen?

Ich lade sie ein, mit unserer Vereinigung Kontakt aufzunehmen und sie in einem persönlichen Gespräch in diese Richtung zu beraten.

Ist die Geodäsie ein Bereich mit Zukunft?

Ganz sicher. Einerseits brauchen wir Geomatiker, die die Anwendungen in den neuen Technologien vorantreiben, und andererseits ist das Eigentum an Grund und Boden den Bürgern ein besonderes Anliegen.

Lesen Sie alle Hintergründe in der Freitag-Ausgabe des Tageblatt (23.9.2016)