Mit Knarre in die Klasse?

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Die Kreide in der Hand, den Revolver im Halfter am Gürtel? Während Präsident Obama sich für schärfere Waffengesetze stark macht, ist nach dem Schulmassaker auch die Forderung nach bewaffneten Lehrern laut geworden.

Nach dem Amoklauf in Newtown wird in den USA auch darüber diskutiert, ob Lehrer im Klassenraum Waffen tragen sollten. Im Bundesstaat Texas gibt es so etwas schon: Seit 2008 ist es Dozenten und Verwaltungsmitarbeitern der Schule in der kleinen Ortschaft Harrold erlaubt, verdeckt eine Pistole bei sich zu haben. Für einige Menschen sei es zwar ein schrecklicher Gedanke, Lehrer zu bewaffnen, sagt Schulinspektor David Thweatt, der die treibende Kraft hinter der Initiative war. „Ziemlich schrecklich ist aber auch, was da letztens passiert ist“, fügte er im CBS-Fernsehen hinzu.

Zwar sind die meisten Schulen in den USA waffenfreie Zonen. Die Gesetze in Texas gestatten es Schulbezirken aber, Feuerwaffen zuzulassen. In Utah ist es sogar noch einfacher, auf dem Schulgelände verdeckt eine Pistole zu tragen: Eine einfache Erlaubnis reicht.

Rick Perry für Bewaffnung des Schulpersonals

Als bislang höchster politischer Amtsträger hat der texanische Gouverneur Rick Perry sich dafür ausgesprochen, als Gegenmittel zu Gewalt die Lehrer zu bewaffnen. „Wir müssen alles in unser Macht stehende tun, um dieses Übel so weit wie möglich einzuschränken“, sagte er mit Blick auf das Schulmassaker von Newtown in Connecticut, wo ein Amokläufer das Feuer aus einem Sturmgewehr eröffnet und 26 Menschen getötet hatte, bevor er sich selbst erschoss.

Jeder, der die Genehmigung erhalte und entsprechend geschult worden sei, könne an jedem Ort in Texas eine Waffe tragen, bekräftigte Perry im Sender ABC. Dies müsse landesweit auch für Schulen gelten, forderte der republikanische Ex-Präsidentschaftskandidat. Perry hatte auch die Bewaffnung der Lehrer in Harrold unterstützt. Die Entscheidung fiel damals als Reaktion auf das Blutbad an der Universität Virginia Tech, wo im April 2007 ein Student 32 Kommilitonen und Lehrer erschossen sowie 17 Menschen verletzt hatte, bevor er sich selbst tötete.

Harrolds Schulinspektor Thweatt pflichtet Perry bei. Einige Eltern schickten ihre Kinder gerade deshalb auf seine Schule, weil sie überzeugt seien, dass sie dort sicher sind. Schon 2008 sagte er: „Unsere Leute wollen einfach nicht, dass ihre Kinder wie Fische im Aquarium exponiert sind“. Die Menschen vom Land seien es gewöhnt, für sich selbst zu sorgen. „Die Illusion, dass die Polizei da ist, um sie zu schützen, haben sie nicht“, sagte er damals der „New York Times“.

Abschreckung

Potenzielle Täter würden dank bewaffneter Lehrer abgeschreckt, bekräftigte er nun nach dem Blutbad von Newtown. „Die Leute, die so etwas schreckliches tun, sind bösartig. So verrückt sind sie aber auch nicht. Sie wissen immer, wo sie auf Widerstand stoßen könnten.“

So sieht es auch Virginias republikanischer Gouverneur Robert F. McDonnell. „Wenn nicht nur Polizisten sondern auch entsprechend ausgebildete Schulmitarbeiter bewaffnet wären, gäbe es sicherlich eine Chance, Angreifer zu stoppen“, sagte er.

Laxe Waffengesetze

Die Debatte über die Bewaffnung von Lehrern fällt mit der Ankündigung von Präsident Barack Obama zusammen, gegen laxe Waffengesetze vorzugehen. So ernannte der Präsident seinen Vize Joe Biden zum Vorsitzenden einer Taskforce, die den Spielraum für schärfere Gesetze ausloten soll. „Dies Mal müssen die Worte zu Taten führen“, sagte Obama.

Auf Unterstützung kann er etwa im liberalen Bundesstaat Maryland zählen. Dort lehnt Gouverneur Martin O’Malley Pläne zur Bewaffnung von Lehrern strikt ab. Vielmehr will er ein landesweites Verbot von Sturmgewehren: „Wenn man sich diese Waffen anschaut, ist es nur schwer vorstellbar, dass sie jemand trägt, der nicht Soldat im Schlachtfeld oder Polizist im Einsatz ist.“