Mit Bratsche im Club

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Was hat ein 13-Jähriger im "Gudde Wëllen" zu suchen? Musik entdecken natürlich. Nur beim Tanzen hapert es noch ein bisschen.

Von Claire Faber

„Können wir euch für unsere Hochzeit buchen?“, werden Julian (24) und Yasin (25) nach ihrem Auftritt gefragt. Julian lächelt verlegen. Er höre die Frage nicht zum ersten Mal. Er warnt den begeisterten Zuschauer aber vor seinem Auftritt: „Irgendwann fragt der Onkel, ob man nicht doch mal etwas zum Mitsingen spielen kann.“ Dem Zuschauer ist das aber egal. Es sei ja seine Hochzeit.

Die beiden Musiker waren am vergangenen Donnerstag in Luxemburg, um jungen Menschen ihre Musik näherzubringen.
Julian Maier-Hauff produziert mit seinem analogen Synthesizer live und improvisiert elektronische Musik, die er selbst mit Trompete, Saxofon, Posaune oder Keyboard kombiniert. Wenn er in Berlin, Hamburg oder auf dem Fusion Festival auftritt, hat er großen Erfolg: „Meine Musik ist eine willkommene Abwechslung für das junge Publikum.“ In seinem Heimatsstädtchen in Baden-Württemberg sei er „immer noch der kleine Maier-Hoff“.

Ältere Zuhörer würden sich öfters misstrauisch zeigen. Julian ist erst seit zwei Jahren in der Elektromusikszene, vorher hat er Jazztrompete studiert. Die eher seltene Kombination von akkustischer und elektronischer Musik haben ihm schon Kooperationen mit Manu Chao, Irie Révoltés oder Samy Deluxe eingebracht.

Klassik trifft Elektro

Am vergangenen Donnerstag haben sich die elektronischen Töne seines Synthesizers mit klassischer Musik vermischt. Yasin und Julian kennen sich schon seit zehn Jahren, sind aber hier in Luxemburg für dieses Konzert zum ersten Mal im Doppelpack aufgetreten. Yasin Gündisch aus Berlin spielt Viola und ist Mitglied des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Auch er habe es nicht immer leicht, die ältere Generation für neue Musik zu begeistern: „Die bevorzugen oft trotzdem, dass man die 5. Sinfonie zum 100. Mal spielt.“

Bei ihrem Konzert im „Gudde Wëllen“ war das Publikum deutlich einfacher zu begeistern. Die beiden waren die Stars des Saison-Abschlusskonzerts für die Abonnenten von iPhil, dem speziell für 13- bis 17-Jährige erstellten Programm der Philharmonie. Das Ziel war es, dem jungen Publikum sowohl klassische als auch elektronische „Musik zum Anfassen“ zu bieten.

Daher hat Julian den Jugendlichen zuerst seinen Synthesizer, der sichtbar in Richtung des Publikums aufgestellt war, erklärt und gezeigt, wie er einen bestimmten Beat aufbaut. Yasin und Julian zeigten auch, wie die Bratsche per Mikrofon mit dem Synthesizer verbunden ist und Julian ihren Ton so verändern kann. Alle Fragen aus dem Publikum wurden beantwortet, ehe das eigentliche Konzert anfing.

Mal was anderes

Das Tageslicht, das noch in das Obergeschoss des „Gudde Wëllen“ hereinschien, wäre zumindest für erfahrenere Clubgänger ungewohnt. Auch das Publikum, das brav sitzenbleibt, ist für das Café eher unüblich. Aber die mit dem Beat wippenden Köpfe und Füße verraten, dass das eher an noch nicht vorhandener Cluberfahrung als an Missfallen liegt.

„Mir ist es extrem wichtig, die Leidenschaft und Möglichkeiten der Musik zu vermitteln“, so Julian, der als Lehrer tätig war und sich regelmäßig in Bildungsprojekten quer durch Deutschland engagiert. „Viele junge Menschen interessieren sich nicht mehr für klassische Musik“, so Yasin, aber man müsse ihnen zeigen, dass das Register der Klassik nicht hermetisch abgeschlossen, sondern mit modernen Musikrichtungen kompatibel sei.

Jasper (13) hat das Konzert sehr gut gefallen. Besonders Julians Erklärungen und die Möglichkeit, Fragen zu stellen, hätten es von den anderen iPhil-Konzerten hervorgehoben. Er selbst spielt Gitarre. Darum haben seine Eltern ihm ein Abo zugelegt. Es sei aber eine willkommene Abwechslung, auch mal modernere Musik zu hören. Würden die Hochzeitsgäste doch auch nur so denken. Yasin und Julian hat es in Luxemburg jedenfalls gefallen und sie werden ab jetzt öfter im Duo auftreten.