Grund hierfür ist die Strukturreform, die aus Belgien übernommen wurde, ohne sie auf luxemburgische Verhältnisse anzupassen. Etwa 90 Prozent der in Luxemburg verkauften Medikamente kommen aus Belgien, erklärt Alain Engel, Generalsekretär der Apothekergewerkschaft am Mittwoch gegenüber Tageblatt.lu. Dort wurde angesichts sinkender Einnahmen, die viele Apotheken bedrohten, 2010 eine Strukturreform durchgezogen. Das Gehalt der Apotheker wird jetzt nicht mehr durch die Gewinnspanne auf den Verkäufen finanziert, sondern durch ein fixes „Honorar“ von 3,80 Euro, das zum Verkaufspreis der Medikamente hinzugerechnet wird. Als Rechnungsbasis für das „Honorar“ wurde in Belgien die Gewinnspanne der Apotheken aus dem Jahr 2009 genommen.
Und gerade da liegt laut luxemburgischen Apothekern das Problem. Denn auch im Großherzogtum sinken die Verkaufszahlen der Apotheken, unter anderem durch den Rückgang der Verkäufe von OTC (Over the counter – rezeptfreie Mittel)-Produkten und Kosmetikartikeln sowie durch Preisrückgänge. Die Verkäufe der Medikamente stagnieren. Die Kosten (Miete, Gehälter) steigen und sind in Luxemburg viel höher, als in Belgien. Die Reform wurde in Luxemburg durchgesetzt, ohne den Gegebenheiten des Landes Rechnung zu tragen, heißt es.
Verhandlungen laufen
Dazu kommt, dass die Luxemburger Apotheker der nationalen Krankenkasse (CNS – Gesondheetskees) 1,4 Prozent des Verkaufspreises aller verschreibungspflichtigen Medikamente abgeben müssen. Bei sehr teuren Mitteln übersteige dieser „abattement“ jedoch das „Honorar“, beklagt sich der Generalsekretär der Gewerkschaft. Man sei aber im Augenblick dabei, mit dem Gesundheitsminister, Mars Di Bartolomeo eine Lösung auszuhandeln. Die Krankenkasse hat letztes Jahr 162 Millionen Euro für Medikamente zurückerstattet.
Die Apotheker müssen des Weiteren dem Staat eine Gebühr von 2 Prozent des Umsatzes entrichten. Als Rechnungsbasis wurde die Gewinnmarge der Medikamentenverkäufe, mit Ausnahme der Mittel mit einer zu kleinen Verdienstspanne genommen. Da die Marge jedoch nach der Reform nicht mehr als Rechnungsbasis herhalten kann, sind die Apotheker dabei, einen neuen Berechnungsmodus mit dem Ministerium auszuarbeiten.
„Substitution“: Alle müssen mitmachen
Sorgen bereitet den Pharmazeuten auch die sogenannte „Substitution“ der Originalmedikamente durch Generika. Generika sind Arzneimittel, die eine wirkstoffgleiche Kopie eines bereits unter einem Markennamen auf dem Markt befindlichen Medikaments sind. Der Gesundheitsminister regt in Rahmen der Sparmaßnahmen im Gesundheitsbereich zu einem vermehrten Verkauf solcher Mittel an.
Die Prozedur ist folgende: Das Ministerium stellt eine eine List mit Gruppen von Medikamenten mit demselben Wirkstoff zusammen (z.B. Paracetamol). Der Arzt verschreibt dann die Gruppe von Arzneimitteln mit der benötigten Substanz anstatt den Namen eines Medikaments. Der Apotheker hat anschließend die Aufgabe, den Patienten eingehend über die Medikamente mit diesem Wirkstoff und die Rückerstattungsmodalitäten zu informieren. Der Kunde entscheidet dann auf welches Medikament er zurückgreifen möchte. „Man habe kein Problem damit, Originalmedikamente durch Generika zu ersetzen,“ betont Alain Engel. Jedoch seien noch nicht alle Akteure sich ihrer Aufgabe bewusst. Vor allem Ärzte tun sich mit den neuen Regeln schwer.
In Luxemburg arbeiten im Augenblick mehrere Hundert Personen in den 92 Apotheken des Landes. Es gibt genug Apotheken, meint Alain Engel, der aber auch der Meinung ist, dass die Verteilung der Apotheken übers Land verbessert werden könne. Von Online-Apotheken hält der Generalsekretär des „Syndicat des pharmacien luxembourgeois“ indes nichts. „Zu unsicher. Es sind immer mehr gefälschte Medikamente unterwegs. Es ist immer besser, wenn man den Kunden sieht und mit ihm sprechen kann“, erklärt Engel.
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