„Finden Sie selbst sich in der Rolle des „medialen Chefaufklärers“ wieder, wie es Ihnen Kollegen von mir attestiert haben?“
„Aufklärung sollte eine wichtige Funktion der Massenmedien sein. Ich greife ein Beispiel heraus: Bei Fukushima war es wichtig, dass neben der medialen Massenhysterie auch Experten zu Wort kamen, um die Katastrophe richtig einzuordnen.“
„Sie verstehen sich also eher als Missionar?“
„Ich bin kein Missionar im engeren Sinne, aber ein Überzeugungstäter. In der heutigen komplexen Gesellschaft ist es wichtig, dass Bürger sich orientieren können, um mündige Entscheidungen zu treffen.“
„Hat der Klassensprecher Yogeshwar den „Aufklärer“ befeuert?“
„Ich glaube, das liegt eher im Naturell jedes Einzelnen. Der Klassensprecher war eher Ausdruck einer Haltung, als dass er letztendlich zu einer Haltung geführt hat.“
„Der Überzeugungstäter hat also immer schon in Ihnen gesteckt?“
„Es gibt Menschen, die müssen sich einfach engagieren …“
„Sie haben lange musische Talente gepflegt: Ausbildung am klassischen Klavier, Berufswunsch Maler. Wann kamen denn die Naturwissenschaften ins Spiel?“
„In meiner Welt gibt es kein Entweder-oder im Gegensatz zu den gängigen Rastern der Gesellschaft. Die möchte alles und jeden immer gerne in eine Schublade stecken. Ein guter Wissenschaftler kann sehr wohl die Magie eines Gedichtes erfassen. Das ist kein Widerspruch.“
„Die Realität sieht aber anders aus: Naturwissenschaften werden gepusht, Geisteswissenschaftler sind in der Wirtschaft nur schwer zu vermitteln. Haben die Geisteswissenschaften überhaupt eine Zukunft?“
„Wenn jemand dafür ‚brennt‘, ja. Ich sage jungen Menschen grundsätzlich immer, dass sie das lernen sollen, was Ihnen Spaß macht. Als ich mich für die Physik entschieden habe, hat es keine Rolle gespielt, welche Chance ich damit im Berufsleben haben würde.“
„Sie sind Physiker. Wie ist denn Ihr Verhältnis zur Biomedizin?“
„Ich habe über meine Tätigkeiten viele Verbindungen zu anderen Fachbereichen und pflege die auch. Die Biomedizin finde ich allein schon deshalb interessant, weil sie ein neues Verständnis von Medizin etabliert.“
„Wie sieht das „neue“ Verständnis von Medizin denn aus?“
„Im gängigen Medizinansatz wird der Mensch reduziert auf zelluläre, enzymatische Reaktionen oder den Knochenbau. Er wird aber nicht als Ganzes begriffen.“
„Das heißt, Sie plädieren nicht nur für den Austausch zwischen Geistes- und Naturwissenschaften, sondern auch für den der einzelnen Naturwissenschaften untereinander?“
„Ja. Das vorherrschende Medizinbild erscheint mir ein wenig eintönig. Der Mensch ist mehr als nur die Summe seiner Teile.“
„Was bedeutet die Einweihung des Instituts für Biomedizin auf Belval für Sie persönlich?“
„Viel, weil hier zwei Dinge, die mir sehr am Herzen liegen, zusammenkommen. Die Biomedizin steckt noch in den Kinderschuhen. Aber es ist absehbar, dass sie in den nächsten Jahren ziemliche Erfolge feiern wird. Dass ein solches Institut ausgerechnet in meiner Heimat Luxemburg etabliert wird, freut mich deshalb umso mehr. Dem ist im Übrigen eine bewusste Entscheidung für die Biomedizin vorausgegangen, und sie ist Gott sei Dank richtig getroffen worden.“
„Was fällt Ihnen zum Stichwort Himalaya ein?“
„Ich hatte als junger Mensch eine Phase, in der ich sehr viel darüber nachgedacht habe, wo meine Reise hingeht. Wo die Prioritäten, die Werte meines Lebens liegen. Das habe ich am Himalaya gemacht. Was ich dort herausgefunden habe, trägt mein Leben heute noch.“
„Was halten Sie denn von Harry Potter? Wissenschaftstauglich oder nicht?
„Das ist viel Fantasie. Die Harry-Potter-Geschichten haben aber etwas viel Wertvolleres zustande gebracht: Sie haben Scharen junger Menschen ans Lesen gebracht. Und nachdem sie nach Harry Potter wissen, was es heißt, ein Buch zu lesen, greifen sie jetzt auch nach anderen.“
„Zum Schluss: Wo inspiriert ein Ranga Yogeshwar sich für seine Sendungen?“
„Die Welt ist voller Überraschungen. Es gibt keinen speziellen Ort zum ‚Tanken‘. Die Ideen überfallen mich, das kann im Zug sein oder auch mal auf dem sprichwörtlich ’stillen‘ Örtchen.“
De Maart

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