„Massiver“ Hacker-Angriff auf Macron

„Massiver“ Hacker-Angriff auf Macron
(Reuters)

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Kurz vor der Stichwahl in Frankreich sind im Internet Tausende E-Mails und vertrauliche Dokumente der Macron-Kampagne aufgetaucht.

Kurz vor der Präsidentenwahl in Frankreich ist der parteiunabhängige Kandidat Emmanuel Macron nach Angaben seines Wahlkampfteams Opfer eines massiven Hackerangriffs geworden. Ziel der Attacke sei es gewesen, Macron zu diskreditieren, teilte sein Team am späten Freitagabend mit.

Es seien echte Dokumente gestohlen und zusammen mit fingierten online gestellt worden, um Falschinformationen über den Bewerber zu streuen. Dabei handele es sich um einen ernst zu nehmenden Vorfall, der nicht toleriert werden könne, da er die Demokratie in Gefahr bringe. Rund neun Gigabyte an Daten wurden von einem Nutzer mit dem Namen EMLEAKS auf der Plattform Pastebin veröffentlicht. Das Innenministerium wollte sich nicht dazu äußern.

Scharfe Sicherheitsvorkehrungen

Macron geht am Sonntag als Favorit in die Stichwahl gegen die rechtsextreme Marine Le Pen. Am Freitag, dem letzten Tag eines turbulenten Wahlkampfes, lag der Linksliberale in mehreren Umfragen 24 Prozentpunkte vor der Kandidatin des Front National. Die Abstimmung ist eine der wichtigsten in Frankreich seit Jahrzehnten.

Die Franzosen müssen sich entscheiden zwischen einem pro-europäischen früheren Investmentbanker, der staatliche Regulierung für Unternehmen beschneiden und zugleich Arbeitnehmerrechte schützen will, und einer EU-skeptischen Rechtsextremen, die raus aus der Euro-Zone und strikte Begrenzungen für Einwanderer will. Die Wahl findet unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen statt. In Frankreich herrscht nach einer Reihe von Anschlägen der Ausnahmezustand. Seit Anfang 2015 wurden mehr als 230 Menschen bei Attentaten getötet.

Russischer Militärgeheimdienst

Laut früheren Informationen einer IT-Sicherheitsfirma hatten Kriminelle der Gruppe „Pawn Storm“ vor einigen Wochen versucht, in das Netz der Wahlkämpfer einzudringen. Macrons Mitarbeiter sollten über gefälschte Mails dazu verleitet werden, Schadsoftware auf ihre Computer zu laden sowie Logins und Passwörter zu verraten. „Pawn Storm“ ist eine der ältesten Cyberspionagegruppen.

Experten bringen die Gruppe, die auch unter den Namen „Fancy Bear“, „Apt 28“ und „Strontium“ bekannt ist, mit dem russischen Militärgeheimdienst GRU in Verbindung. Sicherheitsexperte Feike Hacquebord sagte im April, mit einer ähnlichen Technik wie bei Macrons Team hätten sich Hacker bereits in die Computer der unterlegenen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und der CDU in Deutschland eingeschlichen. Ein Sprecher der französischen Sicherheitsbehörde Anssi bestätigte damals den Angriff auf Macrons Mitarbeiter.

Die französische Wahlkommission warnte Medien davor, Inhalte der Dokumente zu veröffentlichen. Eine Zuwiderhandlung könnte strafrechtlich geahndet werden. Die Kommission teilte mit, dass sie von Macrons Bewegung „En Marche“ über den Hackerangriff informiert worden sei. Für Samstag sei ein Treffen der Kommission geplant.