Manchester-Anschlag: Netzwerk „zu großen Teilen“ zerschlagen

Manchester-Anschlag: Netzwerk „zu großen Teilen“ zerschlagen
(AFP)

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Vier Tage nach dem Anschlag von Manchester sind die Ermittlungen nach Angaben der Polizei weit vorangeschritten. Das islamistische Netzwerk hinter dem Attentat sei "zu großen Teilen" zerschlagen, erklärte die Anti-Terror-Polizei.

Am Freitag befanden sich neun Verdächtige in britischem Polizeigewahrsam, nachdem ein 44-jähriger Mann am Freitagabend im Stadtteil Rusholme unter Terrorverdacht in Gewahrsam genommen worden, wie die Polizei via Twitter mitteilte. Zudem wurden in Libyen der Vater und der Bruder des Selbstmordattentäters festgenommen, sowie im Stadtviertel Moss Side ein weiterer Verdächtiger. Die innere Sicherheit könnte nun zu einem zentralen Wahlkampfthema in Großbritannien werden.

Bei den Ermittlungen gebe es „riesige“ Fortschritte, sagte er Sprecher der Anti-Terror-Polizei, Mark Rowley. Einige „Schlüsselfiguren“ seien gefasst worden, er rechne aber mit weiteren Festnahmen. Für den Anschlag auf ein Popkonzert in Manchester am Montagabend wird der 22-jährige Salman Abedi, ein libyschstämmiger Brite, verantwortlich gemacht. Dabei wurden 22 Menschen getötet. Unter den Toten sind viele Kinder und Jugendliche. 66 Verletzte befanden sich am Freitag noch im Krankenhaus, darunter 23 lebensbedrohlich Verletzte.

Sicherheitsfrage wird Wahlkampfthema

Nach dem Selbstmordanschlag werden Sicherheitsfragen zu einem zentralen Thema im britischen Parlamentswahlkampf. Labour-Chef Jeremy Corbyn forderte am Freitag, die Sparpolitik der konservativen Regierung von Premierministerin Theresa May müsse dort ein Ende finden, wo es um „Notfälle“ und „Polizeistationen“ gehe. Die Labour-Partei befindet sich laut einer aktuellen Umfrage kräftig im Aufwind. Von 24 Prozentpunkten im April schrumpfte der Abstand zwischen Mays Konservativen und Corbyns Labour-Partei laut der am Freitag veröffentlichten YouGov-Umfrage auf nur noch fünf Prozentpunkte (43:38).

Corbyn wies auf „Zusammenhänge“ zwischen der Beteiligung Großbritanniens an „Kriegen“ im Ausland und dem „Terrorismus hier zu Hause“ hin. Die Vize-Chefin der United Kingdom Independence Party (Ukip), Suzanne Evans, sagte, May trage einen Teil der Verantwortung für den Anschlag von Manchester, weil sie Haushaltskürzungen im Sicherheitsbereich mitgetragen habe. Die konservative Innenministerin Amber Rudd widersprach dieser Darstellung.

Verstimmung mit USA

Die russischen Behörden erklärten am Freitag, Reisen nach Großbritannien sollten nur noch unternommen werden, wenn sie „absolut erforderlich“ seien. Das gelte insbesondere für den Besuch großer Städte. „Das liegt daran, dass die britische Regierung die höchstmögliche Terror-Warnstufe festgesetzt hat“, heißt es in einer Erklärung der russischen Tourismusbehörde.

US-Außenminister Rex Tillerson versuchte bei einem Besuch in London die Wogen der Verstimmung zu glätten, die durch die Preisgabe von vertraulichen Informationen zu dem Attentat in Manchester an US-Medien entstanden waren. Die „besondere Beziehung“ zwischen den USA und Großbritannien werde diesen „unglücklichen Vorfall überdauern“, sagte Tillerson. Er sei überzeugt, dass Großbritannien sich dem Terror nicht beugen werde, betonte er nach einem 90-minütigen Gespräch mit seinem britischen Kollegen Boris Johnson. „Wir werden die Terroristen und Extremisten vertreiben“, sagte Tillerson.

Alltag kehrt zurück

Derweil kehrt in Manchester allmählich wieder der Alltag ein. Am Freitagnachmittag stand der Leichtathletik-Wettbewerb Great City Games auf dem Programm. Für Sonntag ist außerdem der Great Manchester Run geplant, zu dem tausende Läufer erwartet werden. Für die Veranstaltungen galten strenge Sicherheitsvorkehrungen, ebenso wie für die sportlichen Großereignisse am Samstag in London: das FA-Cup-Finale zwischen dem FC Chelsea und dem FC Arsenal und das Endspiel der englischen Rugby-Liga.

Der frühere Oasis-Sänger Liam Gallagher kündigte für Dienstag ein Benefizkonzert in seiner Heimatstadt Manchester an. Die Einnahmen seines ersten Solo-Auftritts sollen den Familien der Anschlagsopfer zugute kommen.