Das Außenministerium ruft luxemburgische Touristen in Tunesien zu erhöhter Aufmerksamkeit auf. Reisende sollten sich von Demonstrationen und Protesten fernhalten.
Die blutigen Unruhen in Tunesien stellen nach Ansicht der Luxair derzeit keine Gefahr für Touristen in den beliebtesten Feriengebieten des Landes dar.
Die Luxair schreibt in einer Pressemitteilung, dass sämtliche Flüge nach Tunesien weiterlaufen. Zudem gebe es keine Einschränkungen der Reiseprogramme für das Land, heißt es.
Die Ausschreitungen richteten sich nicht gegen westliche Urlauber, heißt es vor Ort. Urlaubsorte wie die Insel Djerba seien nicht betroffen, die Polizei schirme sie weiträumig ab.
Tunesien gilt als ein beliebts Reiseziel für Luxemburger, gerade im Winter.
Reiseziel
Tunesien gilt als ein beliebtes Reiseziel für Europäer.
6.118.000 Touristen haben 2010 das Land besucht. Es gab im vergangenen Jahr rund 33 Millionen Übernachtungen. 2010 erwirtschaftete das Land durch den Tourismus umgerechnet 1,597 Milliarden Euro.
(Quelle Gazette Touristique/Tunesien)
Korruption
Neben der staatlichen Kontrolle grassiert die Korruption. An jeder Ecke muß man als Einheimischer Bagschisch (eine Art Trinkgeld) abdrücken. Milliardenbeträge, welche in die Entwicklung vereinzelter Regionen fließen, verschwinden im Sand der Wüste. Nur wenige profitieren davon.
Wirtschaftsmission abgesagt
Wirtschaftsminister Jeannot Krecké hat unterdessen seine Reise nach Tunesien abgesagt. Er befand sich auf einer Wirtschaftsmission im benachbarten Algerien. Der Minister wird im Laufe des frühen Nachmittags wieder in Luxemburg erwartet.
Mehr als 30 Menschen fielen den Unruhen in Tunesien bereits zum Opfer. Schulen und Universitäten wurden geschlossen. Die tunesische Regierung will damit verhindern, dass sich an den Schulen und Unis weitere soziale Proteste formieren.
Als Ursache der schlimmsten Aufstände seit Mitte der 80er Jahre gelten die hohe Arbeitslosigkeit und ein Gefühl der Perspektivlosigkeit in Teilen der Bevölkerung. Gerade Hochschulabsolventen haben es nach der Ausbildung schwer, einen Job zu finden.
Totalitären Staatsapparat
Der eigentliche Grund ist aber ein anderer: Die Menschen protestieren gegen einen totalitären Staatsapparat, der Kritiker und Opposition mundtot macht, von der Polizei entführen läßt und foltert, Demonstranten niederschießt und mit umfassender Medienzensur jede Kritik zu unterdrücken versucht
In einer Rede am Montag hatte der seit 1987 autoritär Regierende Präsident Zine el Abidine Ben Ali 300 000 neue Arbeitsplätze bis Ende 2012 versprochen. Gleichzeitig verurteilte er die gewaltsamen Proteste als unverzeihliche terroristische Akte. Der Machthaber will jetzt schnell um jeden Preis die Ruhe in dem Land wiederherstellen. Die Regierung toleriert nur wenig öffentlichen Widerspruch und wurde von den Protesten völlig überrascht. Wegen der weitgehenden Kontrolle der Medien gibt es auch kaum Berichte über die Vorgänge im Land. Schon seit Jahren prangern Menschenrechtsorganisationen die Zensur und die Polizeigewalt an.
Ausgangsort der inzwischen blutigen Demonstrationen war Sidi Bouzid. Dort hatte sich der arbeitslose Universitätsabsolvent Mohammed Bouazizi selbst angezündet und wurde dabei schwer verletzt. Er hatte illegal Gemüse und Obst verkauft um seine Familie zu ernähren. Nachdem die Polizei mehrmals seine Lebensgrundlage konfiszierte, zündete er sich vor dem Rathaus an. Inzwischen gehen die Leute auch in der Stadt Sousse und Tunis auf die Straßen.
Lage entspannt
Unterdessen hat sich die Lage in Algerien am Montag weitgehend beruhigt. Auch dort hatte es zuletzt soziale Unruhen mit mehreren Toten gegeben. Es gab noch vereinzelt Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht, bei denen ein Polizist niedergestochen wurde. Die Regierung kündigte Preissenkungen für Grundnahrungsmittel wie Zucker und Speiseöl an. Mehr als 1100 Menschen waren bei Ausschreitungen in den vergangenen Tagen festgenommen worden. Zeitweise waren die Mobilfunkdienste gestört
De Maart

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