EhnenPrivatwinzervereinigung zieht Jahresbilanz und hadert mit den Autoritäten

Ehnen / Privatwinzervereinigung zieht Jahresbilanz und hadert mit den Autoritäten
OPVI-Präsident Guy Krier zog detailliert Bilanz über ein turbulentes Erntejahr 2023  Foto: Herbert Becker

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Zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang hatte die OPVI („Organisation professionnelle des vignerons indépendants“) am vergangenen Freitag nach Ehnen eingeladen. Gastgeber des diesjährigen Empfangs war Weinmacher Lux Kohll, der den modernen Winzerbetrieb in vierter Generation leitet.

Groß war das Interesse am Event, zu dem sich zahlreiche Mitgliedswinzer eingefunden hatten. OPVI-Präsident Guy Krier, seit März 2023 im Amt und Nachfolger des langjährigen Präsidenten Erny Schumacher, konnte unter den Gästen u.a. mit Weinbauministerin Martine Hansen (CSV), Innenminister Léon Gloden (CSV) sowie Tourismusminister Lex Delles (DP) gleich drei Regierungsvertreter willkommen heißen. Weiter waren Amtsträger aus dem Weinbauministerium und vom Konsumentenschutz vertreten, sowie Rieslingkönigin Sara Rinnen mit ihren Prinzessinnen und der frisch gebackene Pensionär Roby Ley, ehemaliger Direktor des Weinbauinstitutes in Vertretung seines Nachfolgers Serge Fischer.

Ein turbulentes Erntejahr liegt hinter den Luxemburger Winzern, bemerkte Guy Krier zur Eröffnung seiner Ausführungen. Wetterkapriolen, eindeutige Folgen des Klimawandels, mit übermäßig starken Regenfällen im Sommer haben die Reife des Lesegutes forciert und zu einem sehr frühen Erntebeginn Anfang September geführt. Pinot Gris und Pinot Noir mussten eiligst vom Stock und werden von den Winzern zum größten Teil zur Crémant-Produktion verwendet. Der Jahrgang, so Guy Krier weiter, hat den Kollegen allen Know-how abverlangt, selektive Handlese war gefordert und die herausragendsten Ernteresultate erzielte man mit Chardonnay und Auxerrois, sodass die Verbraucher auch vom Jahrgang 2023 hochwertige Erzeugnisse erwarten können.

Übertrieben häufige Kontrollen seitens der ITM

Der Winzerschaft allerdings schwer zu schaffen macht die ITM („Inspection du travail et des mines“), die im vergangenen Erntejahr gleich dreimal die Weinlese bzw. die bei den Winzern beschäftigten Erntehelfer kontrolliert hatten. „Dass wir gesetzeskonform agieren müssen, steht außer Frage“, bemerkte Guy Krier. „Wenn aber Fehler passieren und diese dann mit unverhältnismäßig hohen Geldstrafen geahndet werden, finden wir das, gelinde gesagt, mehr als übertrieben.“ Als Beispiel führte er hier den Fall eines Kollegen an, der zwei Erntehelfer aus der Ukraine beschäftigt hatte, die ihren Flüchtlingsstatus allerdings nicht in Luxemburg, sondern in Polen hatten. Dieser Fauxpas kostete den Winzer 20.000 Euro an Geldbuße. Hier müsse dringend Abhilfe geschaffen werden, so der Präsident an die Adresse der Weinbauministerin gerichtet. Dies gelte auch in puncto Vereinfachung der behördlichen Auflagen und Direktiven, u.a. bei den Zollbehörden.

Extreme Sorge bereitet der Winzerschaft auch der aktuelle Absatz bzw. Konsum an heimischen Weinen im Großherzogtum. Aktuell liegt der Pro-Kopf-Konsum bei 40 Litern, darunter jedoch nur neun Liter Luxemburger Erzeugnisse, Krier benannte diesen Umstand als dramatisch, dem es entschieden entgegenzusteuern gelte. Dies gelte primär für die Bewohner der Hauptstadt, mit immer wieder neu Hinzugezogenen, die die luxemburgischen Weine nicht kennen. Minister Lex Delles hatte hierzu schon angeregt, die heimischen Weine im „Luxembourg House“ intensiver zu promoten und der Kundschaft so näherzubringen. Bewegung kommt zurzeit auch in das Projekt „Centre Mosellan – Weinhaus“ in Ehnen, an welchem schon seit 2008 geplant wird und dessen Grundsteinlegung bereits sechs Jahre zurückliegt.

Öno-Tourismus muss weiter nach vorne gebracht werden

Abschließend des offiziellen Teils des Empfangs war es Ministerin Martine Hansen vorbehalten, einige Worte an die Gastgeber zu richten. Zu Beginn dankte sie dem OPVI und seinen Mitgliedswinzern für die ausgezeichnete Arbeit und mannigfaltigen Anstrengungen in Sachen Weinbau und bescheinigte den heimischen Weinen und Crémants eine exzellente Qualität. Weiter verlieh sie der Hoffnung Ausdruck auf eine gute Zusammenarbeit mit dem OPVI und bescheinigte dem Weinbau im Besonderen eine extrem wichtige Relevanz für die Moselregion und den Tourismus. Hier müsse und werde man den Öno-Tourismus künftig noch stärker fördern und nach vorne bringen. Wertvolle Beiträge leisten können hier die Einbindung des „Luxembourg-House“ sowie die baldige Fertigstellung des Weinhauses in Ehnen.

Weiter sagte die Ministerin auch zu, sich gemeinsam mit dem Arbeitsministerium dafür einzusetzen, dass die Gesetzgebung in puncto Beschäftigung von Erntehelfern verbessert bzw. vereinfacht werde. Die Wein- und Crémant-Freunde da draußen dürfen sich auf jeden Fall freuen auf das, was die Winzer in den nächsten Monaten in die Flaschen füllen werden, getreu ihrer Devise „Mënschen – Drauwen – Passoiun“!

OPVI-Präsidium

Guy Krier (Präsident), Jeff Konsbrück (Vizepräsident), Jean-Marc Schlink (Kassierer), Erny Schumacher (Ehrenpräsident), Komiteemitglieder: Carole Bentz, Marc Berna, Michèle Mannes, Fränk Keyser, Luc Kohll, Claude Kox, Jean-Marie Vesque

Kontakt:
Telefon: 352-26747760
Fax: 352-2674 77 92
E-Mail: opvi66@pt.lu
www.privatwenzer.lu

Die 50 Mitgliedsbetriebe der Vereinigung bewirtschaften rund 1.300 Hektar Rebanlagen mit 13 unterschiedlichen Rebsorten.