Mit der Kältewelle, die Europa seit knapp zwei Wochen im Griff hat, war auch viel menschliches Leid verbunden. Mehrere 100 Menschen haben ihr Leben infolge der Kälte gelassen – durch Unterkühlung erfroren, durch Stürze, durch Autounfälle. Luxemburg blieb von solchen Schreckensmeldungen verschont. Doch auch hier waren Ärzte und Krankenpfleger gefordert.
In der Notaufnahme des „Centre hospitalier Luxembourg“ (CHL) wurden die Schichten die beiden letzten Wochen nicht extra verstärkt. Das sei auch nicht nötig gewesen, erklärte CHL-Arzt Dr. Guillaume Bauer. Dazu sei zu wenig Schnee gefallen, die Bürgersteige und Straßen seien nicht über Wochen mit Schnee und Eis bedeckt gewesen, wie es letzten Winter zum Beispiel der Fall war.
Doch eine Häufung von Knochenbrüchen sei auch während der jetzigen Kältewelle zu verzeichnen gewesen. Laut Dr. Bauer gibt es für diese Verletzungen vor allem zwei Risikogruppen: ältere Menschen und Personen, die sich gehetzt zur Arbeit begäben, sich eben beeilen müssten und daher nicht vorsichtig genug seien.
40 Patienten an einem Tag wegen Stürzen
Wegen Unterkühlung würden vor allem Obdachlose, Drogensüchtige oder schwer Betrunkene eingeliefert. Wobei die Zahl solcher Fälle in den letzten Jahren, so Dr. Bauers Einschätzung, eher nach unten tendiere. Möglicherweise ein Verdienst gestiegener Unterbringungsmöglichkeiten für Personen am Rande der Gesellschaft. In die Gruppe der schwer Betrunkenen fallen laut Dr. Bauer auch Jugendliche und junge Erwachsene, die zu viel gefeiert haben.Bei der schwerwiegendsten Unterkühlung, die im CHL behandelt werden musste, handelt es sich um einen anders gearteten Fall. Ein junger Mann, der zu viel getrunken hatte, hatte das Lokal verlassen, um draußen zu urinieren.
Dabei muss er aber ins Stolpern geraten und so eine Böschung hinuntergerutscht sein. Erst zwei Stunden später wurde er gefunden. Seine Körpertemperatur war auf 34 Grad zurückgefallen. Ab 33 Grad herrsche Lebensgefahr, so Dr. Bauer. Dem jungen Mann konnte aber im CHL geholfen werden. Doch war es wohl fünf vor zwölf.
Auch im Escher „Centre hospitalier Emile Mayrisch“ (CHEM) hat sich die Kältewelle auf den Krankenhausbetrieb ausgewirkt. Wie Nico Rinaldis, Stationsleiter der Notaufnahme, dem Tageblatt erklärte, wurden während der letzten zehn Tage im CHEM 110 Patienten behandelt, deren Beschwerden in direktem Zusammenhang mit der Kälte standen. Hauptsächlich handelte es sich dabei um Brüche oder Verstauchungen. Am meisten los war am 31. Januar. An diesem Tag mussten Rinaldis und sein Team mehr als 40 Patienten behandeln, die sich bei Stürzen verletzt hatten. Es war der Tag, an dem es richtig losging mit der Kälte. Und es war der Tag nach dem ersten richtigen Schneefall.
Auf die Notaufnahme der Krankenhäuser könnten ab Sonntag wieder vollere Schichten zukommen. Der Wetterdienst vom Findel meldet Schneefall von Sonntag bis Mitte der Woche.
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