Während der Punkteführerschein auf Gesetzesebene für mehr Sicherheit sorgen soll, indem die Strafen verschärft werden, ist das Ziel der Arbeitsgruppe „Audits de sécurité“ eher das Entschärfen. „Es geht darum, die Straßen sicherer zu machen“, so Wiseler. Die Arbeitsgruppe wurde 2006 unter dem Vorsitz der „Ponts et chaussées“ gegründet. Zahl und Schwere der Unfälle sollen durch Anpassungen in der Straßen-Infrastruktur verringert werden.
Am Anfang steht aber die gezielte Analyse. Die wird von einer EU-Direktive für das TERN-Netz („Trans European Road Network“, in Luxemburg die A1, A3, A6, A13) sowieso gefordert, wird aber auf alle anderen Autobahnen in Luxemburg ausgeweitet. „Die meisten Unfälle passieren aber nicht auf Autobahnen, sondern auf den National- und Landstraßen“, so Wiseler, weshalb auch hier eine ganze Reihe von Audits bereits gemacht wurden und noch in Zukunft gemacht werden.
Traurige Bilanz
Erste Beispiele gibt es bereits. So wurde die Kreuzung an Auf- und Abfahrt zwischen der A1 und der N10 in Mertert mit Verkehrsampeln nachgerüstet. Acht Unfälle mit Verletzten (davon drei schwer und einer tödlich) wurden dort zwischen Juni 2005 und Juni 2008 gezählt. Auch für die A3 wurde bereits ein Audit gemacht, ebenso für die B7/N7 von Colmar-Berg bis „Schmëtt“. Hier wurden u.a. Geschwindigkeitsbegrenzungen angepasst, aber auch der Ausbau bestimmter Streckenabschnitte (B7) auf zwei mal zwei Spuren ist angedacht.
Auch Saeul-Brouch gehört zu den problematischen Streckenabschnitten. 15 Unfälle mit Verletzten zwischen 2000 und 2008, darunter zwei tödliche Unfälle und sieben Schwerverletzte, sind die traurige Bilanz. Die Straße ist relativ schmal, und am Straßenrand stehen Bäume. Kurzfristig soll die Strecke angepasst und in den Kurven verbreitert werden. Langfristig ist eine generelle Verbreitung vorgesehen und eine Abschirmung von den Bäumen, etwa durch Leitplanken. Das beträfe dann 245 Bäume, die wohl verschwinden würden. „Man muss das vernünftig angehen“, so Wiseler, „es geht nicht darum, entlang einer Straße den Wald abzuholzen, aber wir müssen analysieren, an welchen Stellen wir Probleme haben.“
Berüchtigte Strecken
In Arbeit sind auch Audits über weitere für ihr hohes Unfallaufkommen berüchtigte Strecken, etwa die CR 101 Mamer-Kopstal-Mersch, wo vor allem der Streckenabschnitt Kopstal-Schoenfels Sorgen macht. Das Gleiche gilt für die N10 Dasburg-Marburg und die N28 Oetringen-Bous (schmale Straße, schlechte Sicht, Baumallee), die von 2000 bis 2008 acht Tote und zwölf Schwerverletzte zu verzeichnen hat.
Die Instrumente, die man sich dafür in der Arbeitsgruppe gibt, sind vielfältig, die Arbeit systematisch. „Das ist zeitaufwändig“, so Wiseler, „aber wirksam.“ Langfristig ist geplant, alle gefährlichen Straßen unter die Lupe zu nehmen, bei neu zu bauenden Straßen wird das Audit bereits im Vorfeld gemacht. Welche Kosten das nach sich ziehen wird, kann nicht beziffert werden. Manches, wie der Ausbau der B7 auf vier Spuren, schlägt richtig ins Geld, anderes, wie die Anpassung der Tempolimits, „kostet nicht viel mehr als eine Unterschrift“, so Wiseler.
Es gibt auch eine „ganz krude Rechnung“, die belegt, welche (sozialen) Kosten ein Verkehrsunfall nach sich zieht, so der neue „Ponts et chaussées“-Direktor René Biwer. Die deutsche Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) hat die „volkswirtschaftlichen Schäden durch Verkehrsunfälle“ geschätzt. Für einen Toten schätzt die BAST 1.000.000 Euro, für einen Schwerverletzten 100.000 Euro. Vom menschlichen Leid ist da noch gar nicht mal die Rede …
De Maart

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