In der Moselstadt Wasserbillig sind die Narren außer Rand und Band

In der Moselstadt Wasserbillig sind die Narren außer Rand und Band

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Hatten die Narren bei unseren deutschen Nachbarn zum Höhepunkt des Straßenkarnevals an Rosenmontag mit Sturm und Regen zu kämpfen, war am Samstag am Zusammenfluss von Mosel und Sauer T-Shirt-Wetter angesagt. Tausende aus dem In- und Ausland waren nach Wasserbillig gekommen, in freudiger Erwartung des närrischen Lindwurms. Die Fähre Sankta Maria II holte Hunderte von der deutschen Moselseite im Minutentakt über. Die Veranstalter freuten sich über eine Rekord-Besucherzahl.

Schon im Jahr 1948 gab es die erste Auflage der traditionellen Kavalkade, deren Fortbestand bis 1964 dauern sollte. 2004 ließ man das Ganze wieder aufleben und seit 2055 organisieren die „Bellia Bratzelgecken“ den Umzug. Bereits zum vierten Mal zog der Korso am Samstag als „Nuetscavalcade“ durch die Straßen des Grenzortes und die Stimmung unter den Teilnehmern und den Zuschauern am Straßenrand hätte nicht besser sein können.

Punkt 18.11 Uhr gaben die Organisatoren den Startschuss an der Esplanade, von dort bahnten sich die mehr als 1.000 Zugteilnehmer ihren Weg durch die Hauptstraße bis zum Bahnhofsvorplatz. Irgendeinen Karnevals- oder Partyhit gibt’s ja jedes Jahr: Dieses Jahr – und nicht nur in Wasserbillig – tönte aus allen Lautsprechern der Festwagen „Cordula Grün“ vom österreichischen Popsänger Josh.

„Bratzelkinnigin“ vs. „Cordula Grün“

Im Trockenen stehen mussten die Besucher natürlich auch nicht: Mehr als 1.000 Liter Wein flossen in die durstigen Kehlen, rund 1,5 Tonnen Süßigkeiten erfreuten vornehmlich Kinderherzen und die charmante „Bratzelkinnigin“ Gaby Scheinert verteilte unermüdlich 1.800 Bretzeln an das närrische Volk. Beachtliche 50 Zugnummern umfasste der Korso mit zahlreichen, fantasievoll gekleideten Fußgruppen und Garden, Festwagen und Musikgesellschaften. Erstaunlich viele Karnevalsgesellschaften aus Deutschland präsentierten sich zum Abschluss der diesjährigen Kampagne bei ihren Nachbarn, darunter als Highlight das amtierende Trierer Prinzenpaar, Pierrot und Marie-Claire, erstes rein luxemburgisches Prinzenpaar in der Geschichte des deutschen Karnevals.

Höhepunkt des Umzuges war der festlich geschmückte und beleuchtete Prunkwagen von Bretzelkönigin Gaby I., in ihrer Entourage mit Manuel, Roland, Alain, Roman und José gleich fünf schmucke Prinzen. Im Kulturzentrum und ebenfalls dort installierten Festzelt stieg anschließend eine fetzige After-Umzug-Party mit DJ Hoffi-Zambesi sowie der Prämierung der schönsten Wagen und Fußgruppen.

 


Man kann auch ohne Alkohol peinlich sein …

… leider waren es aber auch viele Jugendliche mit Alkohol. Zum Teil erschreckende Bilder boten sich an der Esplanade mit unzähligen stark angetrunkenen Teenies unter 18 Jahren. Es ist leider immer wieder festzustellen, dass die jungen Zeitgenossen es nicht verstehen, dass Feierlaune sowie Traditions- und Brauchtumspflege – speziell zu Karneval – nicht wirklich mit erhöhtem Alkoholkonsum im Einklang stehen. Und so flogen dann auch die vom Alkohol inspirierten Fäuste derart, dass die Polizei gleich mit acht Mann anrücken musste, um die Streithähne zu trennen. Dabei mussten auch die Rettungskräfte Hilfestellung für Verletzte leisten und die Ordnungshüter hatten Mühe, die immer wieder aufeinander losgehenden Haudegen auseinander zu halten. Schade, dass einige Unbelehrbare anderen immer den Spaß verderben müssen.

 

Von unserem Korrespondenten Herbert Becker