Gedanke vom „Profitieren“ muss verschwinden

Gedanke vom „Profitieren“ muss verschwinden
Jean-Claude Reding, Vorsitzender des Wirtschafts- und Sozialausschuss der Großregion (Foto: ©Editpress/Didier Sylvestre)

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Der Wirtschafts- und Sozialausschuss der Großregion (WSAGR) unter der Präsidentschaft des Luxemburgers Jean-Claude Reding stellte am Dienstag sein Arbeitsprogramm für die kommenden zwei Jahre vor. Neben dem sog. „Gipfel der Großregion“ auf der Ebene der Exekutive hat Luxemburg 2017 und 2018 turnusgemäß auch den Vorsitz des WSAGR inne. Vorgänger war beide Male die Wallonie aus Belgien.

Die neue Präsidentschaft wird denn auch ihre Tätigkeit auf der geleisteten Arbeit der Vorgänger aufbauen. Die vier großen Arbeitsgruppen werden weiterhin die gleichen Themenfelder bearbeiten, als da wären: Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung; Beschäftigung und Ausbildung; Transport; Gesundheit. Letzteres ist wie so oft Gelegenheit für ein sehr anschauliches Beispiel, in Form der Notfallversorgung: „Hat ein Luxemburger in Audun-le-Tiche einen Herzinfarkt, kommt er nach Metz … anstatt in das nur 5 km entfernte Escher CHEM. Zwischen Forbach und Saarbrücken gibt es z.B. eine Zusammenarbeit“, erklärt Jean-Claude Reding.

Digitalisierung und Bevölkerungsalterung

In dieser Arbeitsgruppe ist dies eines der Themen, die prioritär behandelt werden. Bei „Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung“ sind es u.a. der Abbau administrativer Hürden zwischen Teilbereichen der Großregion sowie die Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung ergeben. Letztere sind natürlich auch Thema in der Gruppe „Beschäftigung und Ausbildung“, ebenso wie das verstärkte Fördern von grenzüberschreitender Berufsausbildung. Die Arbeitsfelder im Bereich „Transport“ sind wohl offensichtlich …

Generell müssen laut Jean-Claude Reding zwei Themen transversal in allen Arbeitsgruppen in den Vordergrund gestellt werden: die bereits erwähnte Digitalisierung sowie die demografische Entwicklung. Hier meint Reding v.a. die Bevölkerungsalterung: „Das Thema wird oft nur in Verbindung gebracht mit Gesundheit, Soziales, Pflege. Aber da hängen auch andere wichtige Aspekte dran: Ältere Menschen wohnen anders, sind anders mobil, brauchen andere Produkte und Dienstleistungen. Das ist eine Entwicklung auf sehr vielen Ebenen.“

Gegensteuern

Was die Digitalisierung angeht, so gab es hier bereits Treffen mit dem „Gipfel der Großregion“. Gemeinsam werde man am 15. November im Athenäum eine Konferenz organisieren, um herauszuarbeiten, wo die Großregion in diesem Punkt zusammenarbeiten kann. Was die Institutionen angeht, so sei auch die Zusammenarbeit mit dem interregionalen Parlamentarierrat wichtig, betont Reding.

Zu allgemeineren Themen der Großregion befragt und v.a. dem möglichen Kritikpunkt, dass Luxemburg als Metropole in diesem regionalen Gefüge zu viel „an sich ziehe“, meinte Jean-Claude Reding: „Luxemburg, Saarbrücken und Metz-Nancy scheinen sich als große Pole herauszuschälen. Es gibt schon mal Gedanken, dass der eine oder andere Teilbereich der Großregion mehr oder aber weniger ‚profitiert‘. Da müssen wir als WSAGR gegensteuern. Z.B. muss Luxemburg auch mal sagen können ‚wir unterstützen ein Projekt jenseits der Grenze‘. Resp. müssen wir versuchen, einzuwirken, dass Arbeiten sinnvoll und ergänzend organisiert sind. Dann verschwindet auch der Gedanke vom ‚Profitieren‘.“

Forschung und Ausbildung

In diesem Zusammenhang führt Reding mehrfach als Beispiel die Forschung an. „Es bringt nichts, wenn sich die Universität Luxemburg auf ein Forschungsfeld spezialisiert und in Metz macht man das Gleiche“, so der Vorsitzende des Ausschusses. Was die Universitäten der Großregion angeht, so gebe es aktuell schon mal den Ansatz eines Netzwerks, freut sich Reding ebenfalls unter dem Gesichtspunkt von grenzüberschreitender Zusammenarbeit im Bereich Ausbildung.

Was die grenzüberschreitende Zusammenarbeit angeht, so funktioniert diese im WSAGR auf alle Fälle und mündet u.a. regelmäßig in den „Bericht zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Großregion“, ein in Europa für Regionen „wohl einmaliger Bericht“, wie es Jean-Claude Reding formuliert. Die zweisprachig (deutsch und französisch) erschienene Auflage 2015/16 ist im Übrigen im PDF-Format auch integral online verfügbar in der Mediathek von www.grossregion.net, oder wahlweise auch auf www.granderegion.net.