Die wirtschaftlichen Vorhersagen für Luxemburg „sind wie das aktuelle Frühjahrswetter“, erklärte Statec-Direktor Serge Allegrezza, am grauen und regnerischen Dienstagmorgen vor Journalisten. Nun „hoffen wir, dass die Sonne zurückkommt, und es irgendwann wieder besser wird.“
In wirtschaftlichen Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass Luxemburgs Wirtschaft letztes Jahr stagniert hat. Sie ist, Statec zufolge, um 0,3 Prozent gewachsen. Doch, das Vorkrisenniveau habe Luxemburg noch nicht wieder erreicht, so Allegrezza. „Wir blicken auf fünf verlorene Jahre zurück. Auch der Aufschwung ist um ein weiteres Jahr nach hinten verschoben.“
Beschäftigung wächst langsamer
Auch die Anzahl der Jobs in Luxemburg hat letztes Jahr weiter zugelegt, wenn auch weniger schnell als in der Vergangenheit. Die neuen Arbeitsplätze seien – im Gegensatz zu den Vorjahren – mehrheitlich von Leuten besetzt worden, die in Luxemburg leben, und weniger von Grenzgängern, erklärte Allegrezza. „Vor allem handelt es sich um staatliche Teilzeitjobs, die von Frauen besetzt wurden.“ Bei den Männern hingegen war die Beschäftigung rückläufig, fügte Statec-Experte Bastian Larue hinzu.
Die schlechte Nachricht für die Arbeitnehmer lautet: Die realen Löhne (Lohnzuwachs verglichen mit der Inflationsrate) sind letztes Jahr gesunken. Für dieses Jahr wird keine Besserung erwartet: die realen Löhne sollen den Statec-Vorhersagen zufolge weiter schrumpfen. Erst ab 2014 sollen die realen Löhne wieder ansteigen.
Reale Löhne gehen zurück
Dass Luxemburg 2012 nicht in die Rezession abgerutscht ist, führt Bastien Larue auf mehrere Gründe zurück. So hat sich beispielsweise der wichtigste Handelspartner Luxemburgs, Deutschland, besser entwickelt als der Rest der Eurozone.
Auch befinden sich die internationalen Finanzmärkte seit Mitte 2012 auf Erholungskurs. Somit sei der Rückgang im Finanzsektor weniger stark gewesen als im Vorjahr. Zudem hätten sich einige Sektoren, wie etwa „Immobilien“ und „Dienstleistungen für Unternehmen“ überdurchschnittlich stark entwickelt.
Regierung treibt Inflationsrate
Auch die Inflationsrate ging letztes Jahr, wie im Vorfeld erwartet, weiter zurück. Im Schnitt sind die Preise 2012 um nur 1,9 Prozent angestiegen – ein relativ niedriger Wert für Luxemburg. „Dieser Rückgang ist aber fast exklusiv auf die Entwicklung der Energiepreise zurück zu führen“, unterstrich Bastien Larue.
Die Kerninflation bleibe jedoch beharrlich bei über zwei Prozent, so der Statistiker. Bei der sogenannten Kerninflationsrate messen die Statistiker, wie hoch die Teuerungsrate im Inland ist (der Ölpreis wird nicht in Betracht gezogen). Schuld daran sei die Regierung, die einerseits die Preise für „cheques services“ und andererseits die Preise für den öffentlichen Transport erhöht hatte. Rund 20 Prozent der aktuellen Inflationsrate führt Larue so auf die Regierung zurück. Daneben haben sich aber auch Lebensmittel deutlich, um rund vier Prozent, verteuert.
Zukunftspessimismus trotz Wachstum
Für das laufende Jahr rechnen die Statistiker mit einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent, für das nächste Jahr mit 2,3 Prozent.
Diese Vorhersagen basieren auf den Prognosen mehrerer internationaler Institutionen, die damit rechnen, dass die Eurozone ab dem Jahr 2014 mit einer wirtschaftlichen Erholung rechnen kann. Auch die steigenden Börsenkurse stimmen zuversichtlich, was die künftige Entwicklung des Finanzplatzes betrifft. Trotz des erwarteten Wachstums sind die Statistiker eher pessimistisch gestimmt. Die Zahlen „bedeuten nicht, dass wir zurück in der guten alten Zeit sind“, unterstrich Ferdy Adam. „Die Krise ist noch nicht vorbei.“
Arbeitslosigkeit steigt weiter an
So rechnen die Statistiker beispielsweise mit neuen Höhenflügen bei der Arbeitslosenrate. „Rechnet man die Menschen mit, die in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sind, dann wird die Arbeitslosenquote 2014 fast bei neun Prozent liegen“, so Ferdy Adam. Ab 2015 könnte die Rate dann wieder leicht sinken, hoffen die Statistiker, „wenn es der Eurozone wieder besser geht“.
In der Vergangenheit benötigte Luxemburg traditionell ein Wachstum von mindestens vier Prozent, damit die nationale Arbeitslosenquote sinkt. Bis 2016 „werden wir sicher bei einer Arbeitslosenquote von mehr als sechs Prozent bleiben“, so Ferdy Adam.
Auch was die öffentlichen Finanzen anbelangt, sind die Statistiker pessimistisch. Ohne zusätzliche Maßnahmen „wird sich das Defizit noch weiter verstärken“, und das obwohl mit Wachstum gerechnet wird.
Zum Abschluss fügte er hinzu, dass all diese Vorhersagen darauf basieren, dass es keine heftige Krise an den Börsen gebe, und dass die Eurozone 2014 wirklich einen Aufschwung erlebe. Sollten diese Hypothesen nicht eintreten, dann hätte das natürlich auch negative Konsequenzen auf Luxemburgs Wachstum.
De Maart

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