Delvaux: „Schule war nicht auf aktuelle Situation vorbereitet“

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Bei dem im September 2008 lancierten Pilotprojekt „Eis Schoul“ gibt es mehr Probleme als anfänglich erwartet. Das bestätigte Bildungsministerin Mady Delvaux-Stehres vor gestern vor dem zuständigen Parlamentsausschuss.

Dass es Probleme bei der praktischen Umsetzung des für Luxemburg neuartigen Konzepts von „Eis Schoul“ (siehe Kasten) gibt, ist seit längerem bekannt (vgl. Tageblatt vom 3. Juni 2010). Die auf Kirchberg gelegene Schule, die derzeit rund 120 Schüler im Alter von drei bis zwölf Jahren betreut, war Ende vergangenen Jahres zunehmend wegen gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Schülern in die Schlagzeilen geraten.
Wie Bildungsministerin Mady Delvaux-Stehres vorgestern in der zuständigen Parlamentskommission diesbezüglich erklärte, seien zwei Jahre Existenz zu kurz, um eine Bewertung des Projekts vornehmen zu können. Auch gab sie zu bedenken, dass „Eis Schoul“ mehr verhaltensauffällige Kinder zähle, als dies anfänglich gedacht war. Viele dieser Kinder seien der Schule nicht als verhaltensauffällig gemeldet worden. „Die Schule war einfach nicht auf eine solche Situation vorbereitet“, sagte Delvaux-Stehres.
Ähnlich hatte sich Anfang des Monats der Präsident des Schulkomitees von „Eis Schoul“, Marc Hilger, unserer Zeitung gegenüber geäußert. Damals sagte er: „Wir mussten von Beginn an einfach zu viele verschiedene Baustellen in Angriff nehmen. Das Aufstellen interner Regeln zum Beispiel hat deshalb zu lange gedauert. Wie werden Entscheidungen, die die Schule betreffen, gefällt? Wer entscheidet was?“ Die ungeklärten Strukturen hätten zu Spannungen und Unsicherheiten innerhalb des Kollegiums und auch innerhalb der Schülerschaft geführt.
„Der Prozess der Vorbereitung der Schule war nicht abgeschlossen“, sagte Hilger, „aber unsere Motivation war von Anfang an, gemeinsam im Team eine Schule aufzubauen, in der die Kinder gern lernen, sich in ihrer Gruppe und darüber hinaus in der Schule aufgehoben fühlen und auf dieser Basis ihre eigene Identität aufbauen können. (…)“Zu den strukturellen Unklarheiten kam eine Tatsache erschwerend hinzu: Als „Eis Schoul“ vor zwei Jahren mit der Arbeit begann, nahm sie Schüler im Alter von drei bis elf Jahren auf, also vom vorschulischen Unterricht bis zur fünften Klasse. Viele der Schüler brachten sehr unterschiedliche Schulerfahrungen und Ansprüche dabei zwangsläufig mit.

Fluktuationen

Heute gibt Marc Hilger auch zu, dass es einfacher gewesen wäre, die Schule allmählich aufzubauen und ausschließlich mit Schülern des ersten und zweiten Zyklus zu beginnen. Damit hätten sowohl Kinder als auch Lehrer langsam an das Leben und Lernen in „Eis Schoul“ herangeführt werden können.
Zu der Polemik um „anormale Fluktuationen in der Lehrerschaft“ erklärte Bildungsministerin Delvaux-Stehres, dass lediglich eine Lehrerin das Projekt verlassen habe, weil sie sich mit diesem nicht mehr identifiziere. Eine weitere Lehrkraft habe ihre Tätigkeit aufgrund gesundheitlicher Probleme (bedingt durch einen Autounfall) aufgeben müssen. Und zwei weitere Lehrer würden demnächst ihr Recht auf Mutterschafts- bzw. Elternurlaub in Anspruch nehmen. Schließlich erklärte Delvaux-Stehres, dass insgesamt zehn Schüler nicht mit „Eis Schoul“ zufrieden gewesen seien und diese aus diesem Grund verlassen hätten.
tw