Das Tabu brechen, die Scham verlieren

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Genaue Zahlen gibt es für Luxemburg nicht, es wird aber angenommen, dass etwa 6.500 Menschen von Demenzkrankheiten betroffen sind. Etwa 60 Prozent davon sind Alzheimer-Patienten.

Bis zum Jahr 2025 werden voraussichtlich 8.500 Personen von einer Demenzkrankheit betroffen sein. Das Thema soll nun mittels eines nationalen Aktionsplans offensiv angegangen, das Tabu gebrochen werden.

Der Uhrentest

Ein oft gebrauchter Test zum Feststellen von Demenz ist der sog. „Uhrentest“. Er kann von Angehörigen Betroffener durchgeführt werden.
• Legen Sie Ihrem Angehörigen ein Blatt Papier mit einem Kreis in der Größe einer Untertasse vor. Zeigen Sie ihm, wo oben und unten ist.
• Erklären Sie den Test mit folgenden Worten: „Dies soll eine Uhr sein. Ich möchte Dich bitten, in diese Uhr die fehlenden Ziffern einzutragen. Zeichne danach die Uhrzeit 10 nach 11 ein.“
• Beobachten Sie das Vorgehen und Verhalten dabei. Wirkt Ihr Angehöriger unsicher, in welcher Reihenfolge trägt er die Zahlen ein, korrigiert er seine Zeichnung?
Die Auswertung des Tests erfolgt nach „Scores“.
Score 1: Die Ziffern von 1 bis 12 sind korrekt eingezeichnet, der lange und der kurze Zeiger zeigen die korrekte Uhrzeit.
Score 2: Die Abstände zwischen den Ziffern sind nicht gleichmäßig, manche Ziffern befinden sich außerhalb des Kreises. Das Blatt wird beim Eintragen gedreht, sodass manche Ziffern auf dem Kopf stehen. Es werden Hilfslinien zum korrekten Einzeichnen verwendet.
Score 3: Die Uhr ist korrekt dargestellt, die Uhrzeit aber nicht. Es wird beispielsweise nur ein Zeiger eingezeichnet, die Uhrzeit wird als Text hingeschrieben („10 nach 11“) oder fehlt ganz.
Score 4: Die Zwischenräume der Ziffern sind unregelmäßig, es werden Ziffern vergessen. Der Kreis wird mehrfach gezeichnet, es werden Zahlen größer als 12 eingetragen. Die Zahlen werden entgegen dem Uhrzeigersinn eingetragen oder sind unlesbar. Beispiele sehen sie auf dem Foto links oben.
Score 5: Die beschriebenen Fehler im Score 4 sind sehr stark ausgeprägt.
Score 6: Es wird gar kein Versuch unternommen, eine Uhr einzutragen. Es ist keine Ähnlichkeit mit einer Uhr zu erkennen.
Es werden Worte oder der eigene Name eingetragen. Ab einem Ergebnis zwischen Score 2 und Score 3 kann eine mögliche Demenzerkrankung vorliegen. Der behandelnde Arzt wird weitere Untersuchungen durchführen. Eine schwere Depression oder ein Delir (akuter Verwirrtheitszustand) muss ausgeschlossen werden.
Quelle: www.curendo.de

Einen sehr persönlichen Schritt zur Enttabuisierung machten am Montag während einer Pressekonferenz Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo und Familienminister Marc Spautz, die darauf verwiesen, dass deren Vater bzw. Mutter von der Krankheit betroffen sind.

Praktisch jede Familie betroffen

Praktisch jede Luxemburger Familie sei betroffen, etwa ein Fünftel aller Menschen, die von der Pflegeversicherung unterstützt werden, leiden an Alzheimer oder einer anderen neurodegenerativen Krankheit. Zwar gibt es noch keine medikamentöse Heilung, der Krankheitsverlauf kann aber verzögert werden, besonders wenn die richtige Diagnose früh gestellt wird.

Dazu sei es wichtig, Demenz als real existierendes Phänomen zu akzeptieren und darüber zu sprechen. Dies ist eine der Schlussfolgerungen, die verschiedene Arbeitsgruppen festhielten.

Familien unterstützen

Eine weitere Anregung verlangt eine bessere Unterstützung und Aufklärung der Familienangehörigen und schließlich soll das Pflegepersonal eine spezifische Ausbildung in dem Bereich erhalten.

Im Rahmen des nationalen Aktionsplans, dies betonten am Montag beide Minister, gelte es übergreifend, vernetzt vorzugehen. Das Gesundheitsministerium will sich speziell um die Bereiche Prävention, diagnostische Standards und medikamentöse Kostenübernahme sowie den Aspekt Weiterbildung kümmern, während sich das Familienministerium speziell um eine entsprechende Informationskampagne inklusive einer speziellen Internet-Seite und um eine spezielle psycho-geriatrische Ausbildung von 40 Stunden kümmert. Auch wurde ein spezielles Logo für alle kommenden Aktionen geschaffen.

Angesichts der heute bereits existierenden Behandlungsformen, hier waren am Montag Politiker und Experten einer Meinung, sei es wichtig, eine frühe Diagnose zu stellen, besonders im Interesse der weiteren Lebensqualität der Betroffenen.