„Das Leben ist ein Hauch“

„Das Leben ist ein Hauch“

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Die Architektur zeichnet sich durch ihren Facettenreichtum aus. Mit ihrer individuellen Formensprache kombiniert mit eigenwilligem Design grenzt sich die Architektur vom bloßem Bauen ab.

Das jährliche von der „Fondation de l’architecture et de l’ingénerie“ organisierte Architekturfestival in Luxemburg ging vorige Woche mit einer für die Organisatoren zufriedenstellenden Bilanz zu Ende. 600 Leute beteiligten sich an den organisierten Konferenzen, Debatten und Workshops. „L’habitat repensé“, das Leitthema des Festivals, sollte die Leute zu neuen strukturellen Ideen im urbanen Wohnraum anregen.

Das am 16. Juni organisierte „Stadgespréich“ im „Cercle municipal“ mit unter anderem Christine Muller (Architektin, Urbanistin), Jacques Brauch (Architekt) und Daniel Miltgen („Président du Fonds du logement“) ermöglichte einen Austausch zwischen Besuchen und Moderatoren. Während zwei Stunden wurde Grenzen und Möglichkeiten neuer urbaner Wohnstrukturen besprochen und analysiert.

Symbiose zwischen Altem und Neuem

Neue, innovative Projekte dürfen Altbauten keineswegs verdrängen – vor allem auch nicht in der Stadt Luxemburg – vielmehr soll eine Symbiose zwischen Altem und Neuem entstehen. Eine solche Harmonie architektonisch zu schaffen verlangt jedoch viel Feingefühl und muss auf ausreichenden Recherchen gründen. Darum dienen solche Gespräche zwischen den jeweiligen Beteiligten nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch den Architekten.
Diese gestalten ihre Entwürfe und Projekte im Idealfall im Interesse der Bevölkerung. Auch der zum zweiten Mal organisierte Fotowettbewerb „SinCityPics Urban life – stolen moments“ kannte wie seine Erstausgabe einen großen Erfolg.

Die architekturbezogene Fahrradtour am 18. Juni, die durch die kontrastreichen Gebiete des Rollingergrund, Mühlenbach und Pfaffenthal führte, sollte auch wieder zu Diskussionen über die Ästhetik und Funktion des städtischen Raumes anregen.

Ein weiteres Highlight dieses Architekturfestivals war wohl der von der „Cinémathèque municipale“ ausgestrahlte Dokumentar-Film über den brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer: „Das Leben ist ein Hauch“. Dieser dokumentiert das Leben des eigenwilligen Stararchitekten, der das Bild Brasiliens (vor allem Brasìlia) durch seine herausstechenden Glas-Beton-Gebäude, wie kein anderer prägte. Der Titel des Filmes ist nach einem Interview mit Niemeyer selbst, in dem er seine Jugend als nichts Besonderes bezeichnet, entstanden: „Es ist ein unbedeutendes menschliches Dasein, nicht mehr als ein Lufthauch.“

Lebensphilosophie Oscar Niemeyers

Seine Lebensphilosophie, die sich unweigerlich auch in seiner außergewöhnlichen Architektur widerspiegelt, inspiriert auch jetzt noch moderne Architekten. Zaha Hadid (mit dem Pitzker-Preis ausgezeichnete Architektin und Professorin), um eine zu nennen, erklärte einst, dass Niemeyers Stil stärker als alle anderen auf sie gewirkt habe. Mit über 100 Jahren ist Oscar Niemeyer heute noch immer als Architekt tätig.

Die Open House Tour durch ganz Luxemburg lockte ebenfalls viele Architektur- und Designbegeisterte an. Während einem Tag konnten sich Interessierte moderne architektonische Bauten ansehen, die von professionellen Architekten kommentiert wurden. Weil dieser Rundgang auf ein solch großes Echos gestoßen war, werden die Verantwortlichen ihn im nächsten Jahr wieder in ihr Programm aufnehmen.

Schließlich wurde dann noch eine weitere Konferenz mit neun Architekten am 12. Juli organisiert, die jeweils ihre Philosophie und Visionen zur zeitgenössischen Architektur vorstellten. Das einmonatige „Festival de l’architecture 2011“ in Luxemburg bewies ein öffentliches Interesse an Architektur und urbanen Wohnräumen.