Sozialkonflikt „Fondation Kräizbierg“Alles auf den Tisch

Sozialkonflikt „Fondation Kräizbierg“ / Alles auf den Tisch
Externe Prüfung: In einer ersten Phase des Audits sollen auch die Vorwürfe des Mobbings und der sexuellen Belästigung untersucht werden Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Ein unabhängiger Experte soll die Situation in der „Fondation Kräizbierg“ genau unter die Lupe nehmen. Ende Oktober könnte der Bericht schon vorliegen, heißt es in einem Schreiben vom Verwaltungsrat der sozialen Einrichtung. Bis dahin gelte die Unschuldsvermutung für alle, die im Visier der vom OGBL geäußerten Vorwürfe sind. 

Ja, es gilt die Unschuldsvermutung. Einige der Vorwürfe, die am Mittwoch vom OGBL und seinen Personalvertretern während einer Pressekonferenz an die Adresse der Verantwortlichen der „Fondation Kräizbierg“ gerichtet werden, sind harsch. Bewiesen oder nachgewiesen sind sie bisher aber nicht. Vor allem sollte, wenn von sexueller Belästigung die Rede ist, äußerst vorsichtig mit dieser Beschuldigung umgegangen werden. Besonders dann, wenn noch nicht mal Anzeige erstattet wurde.

Auf diese Unschuldsvermutung weist der Verwaltungsrat der sozialen Einrichtung in einer Pressemitteilung als Antwort auf die Pressekonferenz der Gewerkschaft hin. Die Vorwürfe werden indes nicht zurückgewiesen, sondern es wird betont, dass der Verwaltungsrat an seinem eingeschlagenen Weg festhält. Das heißt, es bleibt, wie in den vergangenen zwei Sitzungen des Gremiums beschlossen, bei einer von einem unabhängigen und externen Experten durchgeführten Prüfung der internen Situation.

Diese Untersuchung, die den Dingen im Detail auf den Grund gehen soll, habe auch bereits begonnen, heißt es im Presskommuniqué. Man gehe davon aus, dass Ende Oktober ein Bericht vorliegen könne. In einer ersten Phase des Audits würde sich der Prüfer auch mit den Vorwürfen des Mobbings und der sexuellen Belästigung beschäftigen.

Das angestrebte Ziel sei es, objektiv an die Sache heranzugehen, um zwischen Anschuldigungen und Fakten unterscheiden zu können. Wenn das Resultat auf dem Tisch läge, würde es analysiert und die nötigen Konsequenzen gezogen, so die Mitglieder des Verwaltungsrates.

Im Schreiben der „Fondation Kräizbierg“ wird ebenfalls darauf hingewiesen, dass der Verwaltungsrat am vergangenen 24. September im Rahmen der Protestaktion des OGBL am Sitz der Stiftung in Düdelingen Vertreter der Gewerkschaft empfangen habe.

In ihrem Kommuniqué zeigen sich die Mitglieder des Verwaltungsrates erstaunt darüber, dass damals, am 24. September, zu keinem Moment die jetzt erhobenen Vorwürfe, vor allem an die Adresse des „Administrateur délégué“, erwähnt worden seien: „Ils se montrent pour le moins surpris que les trois représentants des syndicats n’ont, lors de leur entrevue avec les membres du conseil d’administration, à aucun moment fait état des accusations formulées aujourd’hui notamment à l’encontre de l’administrateur délégué.“

Vor allem auch, da jener dem Treffen mit der Gewerkschaft auf eigenen Wunsch hin ferngeblieben sei, um einem offenen, freien Gespräch nicht im Wege zu stehen.

Anmerkung

Das von den Mitgliedern des Verwaltungsrates in der Pressemitteilung geäußerte Erstaunen ist doch ein wenig überraschend. Vor allem, weil im Prinzip jedes Mitglied des Verwaltungsrates bereits Tage vor der Sitzung des Gremiums am 24. September per Mail über zumindest zwei Missbrauchsvorwürfe informiert wurde. Zweitens haben die drei Gewerkschaftsvertreter Daniela Willems, Tom Pauly und Pitt Bach nach ihrer fast anderthalbstündigen Unterredung mit dem Verwaltungsrat angegeben, eben genau auch diese Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs angesprochen zu haben, unter anderem mit den Worten „Wollt ihr, dass wir jetzt auch noch eine MeToo-Aktion machen?“ Bei dieser Angabe bleiben die drei bis heute.
Im Verwaltungsrat selbst scheint sich aber niemand der damals anwesenden Mitglieder so recht daran zu erinnern. Ansonsten hätten sie ihre Pressemitteilung doch wohl anders formulieren müssen? Klar ist heute nur, dass die ganze Angelegenheit immer noch nicht klar ist.